Ein Engel aus der Hölle
denn Fiona ließ den Mann los. Kurz zuvor hatte sie die Bewegung für einen winzigen Augenblick unterbrochen, so wurde Paco nicht weit weggeschleudert, um auf den Boden zu prallen. Er klatschte fast neben den Füßen der Frau zu Boden und blieb zwischen Fiona und ihrem Schützling Frank liegen.
Durbans Waffe besaß er längst nicht mehr. Die nahm Fiona an sich, denn Glover hatte daran nicht gedacht. Er stand wie ein starrer Schlafwandler auf der Stelle, der den Albtraum weiter erlebte.
Paco wimmerte, deshalb musste Fiona lauter sprechen, als sie sich an Durban wandte.
»Willst du schießen?«
»Nein.«
Sie lächelte. »Immer noch so menschlich?«
»Ja, das bin ich.«
»Und...?«
»Es ist doch bisher immer gut gelaufen.«
»Keine Sorge, es wird auch jetzt so sein.«
Fiona hielt ihr Versprechen. Sie drehte sich zur Seite, streckte den rechten Arm nach unten und zielte mit der Glock gegen die linke Brustseite des Dealers.
Paco Bullock merkte in diesem Moment, was ihm bevor stand. Bisher war alles so theoretisch gewesen, doch nun wusste er, dass er dem Ende nicht mehr entkommen konnte.
Fiona drückte ab. Sie traf genau. Der Körper des Dealers zuckte etwas hoch. Kein Schrei verließ seinen offenen Mund, der auch nach dem Treffer nicht zuklappte und so offen stehen blieb, als hätte ihn längst die Totenstarre erwischt.
Einen zweiten Schuss konnte sich Fiona sparen. Lässig drehte sie sich dem Polizisten zu. »Zufrieden?«
»Nicht ganz.«
»Ich weiß.« Sie deutete auf Mike Glover. »Soll ich ein- oder zwei Mal schießen?«
»Ein Treffer sieht zu perfekt aus.«
»Okay, dann schieße ich...«
Der Schrei war tierisch. Eine andere Beschreibung traf nicht zu. Er hatte seinen Ursprung in der tief sitzenden Angst des Mannes, und er hatte Mike geholfen, die Starre zu überwinden.
Diese Frau war der Tod. Sie brauchte nicht als knöcherner Sensenmann zu kommen. Der Tod besaß so viele Gesichter, und er trat auch als eine nahezu teuflische Schönheit auf.
Mike wollte weg! Flucht war vielleicht seine einzige Chance, und er warf sich herum. Er dachte auch daran, dass er noch eine Waffe trug. Er wollte sich wehren. Er wollte feststellen, ob die Person tatsächlich kugelfest war.
Fiona ließ den Dealer laufen, aber nicht weit kommen. Als dieser sich im Lauf umdrehte, war ihre Zeit gekommen.
Die Kugel riss ihn um. Sie hatte ihn in den Oberschenkel getroffen. Mike landete auf dem Boden. Die Schmerzen waren wie böse Messerstiche, die seine rechte Seite erfassten.
Trotzdem hatte er seine Waffe gezogen und hob sie an.
Fiona ging lässig auf ihn zu. Sie ließ ihn sogar schießen, wobei er nicht traf.
Sie dafür umso besser.
Eine Kugel reichte ihr aus, um den Mann zu Boden zu schmettern, auf dem er tot liegen blieb und wo ihn die Stille zudeckte, die nach dem Verklingen des Schusses eintrat...
Frank Durban saß noch immer in der gleichen Position. Er hatte nicht einzugreifen brauchen, denn so etwas erledigte Fiona allein. Sie schaute nicht mal nach, ob der Mann tot war, den sie zuletzt erwischt hatte. Mit gelassenen Schritten ging sie auf Frank Durban zu und reichte ihm die Waffe zurück, der sie wie in Trance annahm.
»Zufrieden?«, fragte sie.
»Und ob«, flüsterte der Undercover-Mann, »Und ob ich zufrieden bin. Wie immer.«
Fiona nickte. »Der Rest ist deine Sache, das weißt du.«
»Ja, das weiß ich.«
Die Frau schaute lächelnd auf ihn nieder. »Wann erwartest du deinen nächsten Einsatz?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich habe so einiges am Laufen. Aber die Dinge müssen sich erst noch entwickeln.«
»Das sehe ich ein.« Fiona strich Durban durch’s dunkle Haar. »Du weißt ja, wie du mich finden kannst. Ich stehe immer auf deiner Seite, mein Freund.«
Er nickte. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Das weiß ich. Du bist meine Beschützerin, du bist mein Engel, aber warum tust du das alles für mich?«
Fiona hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau.« Dunkle Augen schauten ihn an. »Vielleicht habe ich mir immer einen Partner wie dich gewünscht. Das ist alles möglich. Und jetzt habe ich ihn gefunden. Ist das nicht perfekt, Frank Durban?«
»Ja, das ist es.«
»Und du profitierst davon. Das darfst du nicht vergessen. Du profitierst davon, dass ich auf deiner Seite stehe und dafür sorge, dass du der Beste in eurem Club wirst. Das ist doch auch etwas.«
»Ich falle schon auf.«
»Um so besser.«
Durban schüttelte den Kopf. »Und trotzdem musst du ein Motiv haben, denke ich.«
»Zu viele
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