Ein Engel fuer Charlie
langsam ab, griff zu dem kleinen Fernseher, der auf der Theke stand, und schaltete die Morgennachrichten ein. Nach ein paar Minuten folgte der Wetterbericht. Die Schneesturmwarnung galt in ihrem Gebiet noch für die nächsten vierundzwanzig Stunden.
„Ich schätze, ich werde noch eine Weile hier bleiben müssen“, seufzte sie.
„Und selbst wenn das Wetter besser wäre, würde ich Sie nicht fahren lassen. Der Arzt meinte, Sie müssten sich unbedingt noch ausruhen.“
„Es kann Tage dauern, bis ich einen Abschleppwagen für meinen Laster bekomme. Sie haben gesagt, er liegt im Graben?“
Charlie nickte. „Zumindest der Anhänger.“
„Ich würde ihn mir gern einmal anschauen, meine Sachen holen und ihn abschließen.“
„Sind Sie sicher, dass das noch nicht zu viel für Sie ist? Ich könnte das doch für Sie erledigen.“
Starla betrachtete sein Gesicht. Es war gut geschnitten. Sein Mund war… sinnlich.
„Das schaffe ich schon. Vielleicht tut mir ein wenig frische Luft ja auch gut.“
„Mein Engelbuch ist auch noch in deinem Laster“, warf Meredith ein. „Könntest du es mir mitbringen?“ Als ihr Vater ihr einen viel sagenden Blick zuwarf, fügte sie rasch hinzu: „Ich muss es meinem Daddy für eine Woche geben.“
„Ich verstehe“, meinte Starla schlicht.
Charlie nickte und legte einen weiteren Pfannkuchen auf Starlas Teller. Er reichte ihr Butter und Ahornsirup. Dann schnitt er Merediths Portion in mundgerechte Stücke, bevor er ihr den Teller reichte.
„Danke.“
„Gern geschehen, Prinzessin.“ Er beugte sich vor und hauchte seiner Tochter einen Kuss auf das Haar. Dann lehnte er sich wieder zurück und goss ein wenig flüssige Butter auf die Pfannkuchen. Starla war von dieser zärtlichen Geste tief berührt.
Wie viel Angst musste dieser Mann gestern ausgestanden, und welche Schreckensszenarien mussten sich in seinem Kopf abgespielt haben? Kein Wunder, dass Charlie McGraw heute Morgen so müde aussah.
„Wird Miss Ecklebe sich um mich Sorgen machen, Daddy?“ fragte Meredith.
„Nein, der Kindergarten und die Vorschule sind bereits geschlossen. Es sind Weihnachtsferien.“
Meredith nickte. „In wie vielen Tagen ist Weihnachten, Daddy?“
Charlie warf einen Blick auf den Wandkalender. „In vier.“
„Das ist nicht mehr lange, nicht wahr?“
Er lächelte. „Nein, mein Schatz, das ist nicht mehr lange.“
„Musst du noch viele Sachen für deine Kunden machen?“
„Ich muss noch einen Schaukelstuhl und einen Sekretär fertig stellen“, erwiderte er.
Meredith schaute zu Starla hinüber. „Vielleicht kannst du mit mir Barbies spielen, während mein Dad arbeitet. Er muss wegen dem Staub und all dem Zeug immer die Tür zu seiner Werkstatt zumachen. Und wenn ich mit ihm in die Werkstatt gehe, darf ich immer nur in einer Ecke bleiben. Das ist langweilig.“
Starla schaute Charlie an.
„In der Werkstatt stehen so viele Maschinen und Geräte, die für ein kleines Mädchen gefährlich sind. Meredith hat eine Spielecke, wo sie sich ausbreiten kann. Aber der Rest ist tabu.“ Er trug seinen Teller mit Pfannkuchen auf die Theke und nahm ebenfalls Platz. „Meine Tochter ist von Natur aus sehr neugierig.
Und wenn die Motorsäge läuft, kann ich ihre Fragen nicht verstehen und höre nicht, was sie anstellt.“
Starla wusste aus eigener Erfahrung, wie sehr einen Meredith mit ihren Fragen löchern konnte. „Was machen Sie beruflich, Charlie?“
„Ich bin Schreiner. Ich fertige Möbel und Einbauschränke. Meine Außentermine lege ich meistens in Merediths Schulzeit, damit sie ihre freie Zeit mit mir verbringen kann. Ich mag es nicht besonders, wenn fremde Leute auf sie aufpassen.“
„Ich habe auch sehr viel Zeit mit meinem Vater verbracht“, erklärte Starla.
„Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war.“
„Ihre Mom ist auch ein Engel, Daddy“, sagte Meredith mit kindlicher Weisheit.
„Genau wie sie.“
„Ich habe dir doch bereits gestern gesagt, dass ich kein Engel bin“, widersprach Starla.
„Mach dir keine Sorgen.“ Meredith steckte sich Pfannkuchen in den Mund und kaute genüsslich. „Ich werde es auch niemandem sagen“, fügte sie schließlich hinzu.
Starla schaute zu Charlie hinüber, der nur die Schultern zuckte.
„Wenn wir Barbies gespielt haben, können wir uns auch noch Susi und Strolcht anschauen, in Ordnung?“
„Was ist das?“
„Ein Video.“
„Meredith, Stark ist unser Gast und braucht unbedingt Ruhe. Sie ist nicht hier, um dich zu
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