Ein Engel fuer Charlie
Augen an. „Oh, danke, Starla, die habe ich mir schon mein ganzes Leben lang gewünscht.“
Gerührt von ihrer überschwänglichen Ehrlichkeit lächelte Starla das Mädchen liebevoll an und half ihr, die Barbie aus ihrer Verpackung herauszuholen. Als Meredith die Puppe endlich in ihren Händen hielt, schlang sie die Arme um Starla und gab ihr einen herzlichen, feuchten Kuss auf die Wange.
Starla erwiderte die Umarmung und entdeckte in sich ein Gefühl, das ihr bisher unbekannt gewesen war. Das kleine Mädchen war so offen und unschuldig, so freigiebig mit ihrer Zuneigung, dass ihr vor Rührung ein Kloß in der Kehle steckte. Sie spürte auf einmal, wie viel Verantwortung Charlie tragen musste, und sie bewunderte, mit wie viel Hingabe er diese Aufgabe bewältigte.
„Wir haben auch ein Geschenk für dich“, meinte Meredith, nachdem sie sich aus der Umarmung gelöst hatte.
„Wirklich?“
„Hmhm.“ Das Mädchen kroch unter die Zweige des Weihnachtsbaumes und holte ein Päckchen hervor. „Das ist es doch, Daddy, nicht wahr?“ meinte sie und reichte es ihm.
Er nickte und gab es Starla.
Wann hatten sie denn Zeit gehabt, mir ein Geschenk zu kaufen, fragte sie sich.
Das viereckige Päckchen war schwer, und sie legte es in ihren Schoß, um es auszupacken. Ein Holzkästchen. Die Ecken war abgerundet, das Holz lackiert, und auf dem Deckel war ein Sternenmuster. Ihr Herz machte vor Freude einen Sprung. Es war eine wundervolle Handarbeit, und sie fuhr andächtig über das so kunstvoll verarbeitete Holz. Charlie war wirklich ein Meister seines Fachs.
„Öffne es“, bat Meredith.
Starla hob den Deckel. Das Innere war mit lilafarbenem Samt ausgeschlagen, und in der Mitte lag ein pinkfarbener Plastikring.
„Ich habe Daddy geholfen, das Kästchen zu machen, aber der Ring ist allein von mir“, erklärte sie stolz.
Starla holte den Ring heraus und steckte ihn an den kleinen Finger. „Ich liebe Pink.“
Sie schaute Charlie an, der sie verlegen beobachtete. „Es ist wunderschön, Charlie“, sagte sie. „Es gefällt mir. Danke.“
Er nickte.
„Mein Geschenk ist längst nicht so originell wie deins.“
„Du hättest mir doch nichts schenken müssen.“
Sie reichte ihm ein kleines Päckchen, das sie am Morgen unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte. Er öffnete es und sah, dass sie ihm einen exklusiven Korkenzieher mit passendem Flaschenverschluss gekauft hatte.
„Das gab es auch im Supermarkt“, bemerkte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Genau das Richtige. Danke.“
„Wann hast du denn Zeit gehabt, das hier zu machen?“ fragte sie und berührte das Holzkästchen.
„Ich habe zwischendurch immer mal wieder daran gearbeitet, und Meredith hat mir
geholfen.“
Er
sah
seine
Tochter
stolz
an.
„Wir
haben
gut
zusammengearbeitet, nicht wahr?“
Ein dicker Kloß formte sich in Starlas Kehle, und ihre Augen brannten gefährlich.
Ein kleines Kunstwerk wie dieses Kästchen erforderte viel Zeit. Es war mehr als offensichtlich, dass Charlie nachts daran gearbeitet hatte.
Auf eine Art wünschte sie sich, dass er ihr dieses Geschenk nie gemacht, es ihr nie gegeben hätte, denn ab nun würde es eine ständige Erinnerung an das sein, was sie zurücklassen musste. Auf der anderen Seite war sie dankbar, eine Erinnerung mitnehmen zu dürfen, die sie anfassen und anschauen konnte. Etwas, das Charlie und Meredith ganz allein für sie gemacht hatten.
Meredith umarmte sie noch einmal, und Starla schaute über die Schulter des Mädchens zu Charlie hinüber. Er war aufgestanden und hatte begonnen, das Geschenkpapier und die Schleifen aufzuheben.
„Ich habe Muffins gebacken“, erklärte Starla und ging in die Küche. „Lasst uns frühstücken.“
Wenn Meredith nicht in der Nähe gewesen wäre, hätte sie Charlie umarmt und geküsst. Da das im Moment aber leider nicht möglich war, hatte sie das quälende Gefühl, sich nicht richtig bei ihm bedankt zu haben. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als diese Gedanken zu verdrängen und sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die vor ihr lagen.
Als sie am Abend unter vielen Umarmungen und guten Wünschen das Haus der Phillips verließen und in den Jeep stiegen, überfiel Stark auf einmal eine so starke Traurigkeit, dass sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen musste.
Sie war mit einer Wärme und Herzlichkeit von dieser Familie aufgenommen worden, dass sie der Gedanke an den Abschied am nächsten Tag fast nicht ertragen
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