Ein Engel fuer Emily
er. »Sie wollen im nächsten Leben einen Titel haben? Ich könnte das arrangieren. Gewöhnlich wird das allerdings nicht als Belohnung erachtet. Viele Verlockungen, große Verantwortung, dafür kaum Liebe.«
»Nein, ich will keinen Titel. Ich will ...« Sie sah ihn aus schmalen Augen an. »Warum möchten Sie nicht mehr darüber reden?«
»Ich denke, wir müssen schlicht und einfach herausfinden, wer Sie in die Luft jagen will, und egal wie viel wir noch reden, damit kommen wir nicht weiter. Es erstaunt mich, dass Sie das nicht wissen.«
Emily stellte den vollen Korb auf die Theke, und Michael betrachtete interessiert die Süßigkeiten und Kaugummis neben der Registrierkasse. »Das alles ist sehr gesund und gut für Sie, nehmen Sie sich so viel davon, wie Sie wollen«, bot sie großzügig an, als sie die Sachen aus dem Korb auf die Theke legte. »Wir haben nicht alle Ihre Fähigkeit zu sehen, was nicht da ist. Wir bedauernswerten Sterblichen führen unser armseliges, langweiliges Leben und sehen nicht überall böse Geister.«
Der Mann hinter der Theke wachte auf und fing an, die Preise in die Kasse zu tippen, als Michael ein halbes Dutzend Schokoriegel auf die Theke legte. »Was ist Karamell? Wenn Sie auf Mr. Moss anspielen - er ist nicht böser als... als dieser Mann hier«, sagte Michael und schenkte dem Kassierer ein Lächeln, dann ließ er noch weitere Süßigkeiten auf die Theke fallen. »Und, Emily, meine Liebe, Sie sind die schlimmste Lügnerin, die ich je gesehen habe«, fügte er mit einem vielsagenden Blick auf die Süßigkeiten hinzu, von denen sie ihn mit einem durchsichtigen Trick abzubringen versucht hatte.
Eine Stunde später blieben sie auf einem Rastplatz stehen und aßen ihren Proviant. Michael probierte gerade das Junk-Food, das er gekauft hatte, als Emily sich ihm zuwandte und sagte: »Wenn diese Männer Sie -oder mich - in dieser Fernfahrerkneipe gefunden haben, dann wissen sie sicher, wer ich bin und wo ich wohne.«
»Ja», bestätigte er liebenswürdig und machte sich über die Plätzchen mit dem rosa Zuckerguss und den Kokosnussraspeln her.
Emily ließ sich schwer auf die Bank am Picknicktisch fallen. »Sie verfolgen uns bestimmt«, sagte sie. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Michael sie die ganze Zeit daran gehindert hatte, diese offensichtliche Tatsache ins Auge zu fassen.
»Nein, nicht mehr.«
»Und dessen sind Sie sich ganz sicher, wie?« Sie beugte sich über den Tisch. »Sie tun so, als wüssten Sie, was vor sich geht, aber Sie hatten keine Ahnung, dass jemand eine Bombe in meinem Auto angebracht hat.«
»Stimmt, das wusste ich nicht.« Er sah sie an. Mittlerweile hatte er das Interesse an dem Zuckerguss verloren, aber das Schokoladenplätzchen darunter schien ihm zu schmecken. »Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich kann und was nicht. Ich kenne meine Kräfte, wenn ich daheim bin, weil ich jahrelange Erfahrung habe, aber hier fühle ich mich stark eingeschränkt. Ich kann zum Beispiel die Zukunft nicht sehen.« Seine Stirn legte sich in Falten, als er die Aussicht betrachtete. »Ich hatte heute Morgen Angst, weil ich nicht sehen konnte, dass die Bombe keinen Schaden anrichten würde. Ich fühlte, dass irgendetwas nicht stimmte mit dem Wagen, aber ich hatte keine Ahnung, was es war. Es hätte genauso gut ein kaputter ...«Er wedelte mit der Hand hin und her.
»Scheibenwischer.«
»Ja, es hätte auch ein kaputter Scheibenwischer sein können. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine solche Kleinigkeit die Aura des Autos so sehr verdunkelt hätte. Aber woher sollte ich das wissen? Ich bin, bevor ich Ihnen begegnet bin, noch nie in einem Wagen gefahren.«
»Aber Sie spüren, dass uns niemand auf den Fersen ist, richtig?«
»Ja. Sie haben die Bombe befestigt und sich aus dem Staub gemacht. So viel kann ich sagen.« Er lächelte. »Wie es scheint, sind meine Kräfte nur auf das beschränkt, was ich in Ihrer Gegenwart tue. Ich kann Ihre Wagentüren öffnen, aber ich habe es auch bei anderen verschlossenen Autos versucht - ohne Erfolg. Und nur Ihre Zimmertür ist kein Problem für mich. Ist das nicht merkwürdig?«
»Verschlossene Türen aufmachen zu können ist merkwürdig«, stimmte sie ihm zu. »Und Auren zu sehen ist merkwürdig - von Gespenstern will ich gar nicht erst reden. Und dann war da noch das kleine Mädchen in der Eisdiele. Und die Kugel in Ihrem Kopf plus die in der Brust. Und es scheint eine Million ganz alltäglicher Dinge zu geben,
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