Ein Engel fuer Emily
wäre wohl mit explodiert.« Er erwiderte ihren Blick. »Das wäre schade gewesen, aber man hätte mich wieder hierher geschickt, um herauszufinden, welches Unheil Sie umgibt.«
»Vielleicht halten Sie dieses Unheil ja in der Hand«, sagte sie. »Können Sie das Ding nicht irgendwie loswerden?«
»Doch. Mr. Moss meint, es gibt hier irgendwo einen alten Minenschacht, der aufgefüllt werden muss. Wenn ich das Ding in den Schacht werfe, explodiert es, und das Geröll verschließt den Schacht. Emily, Sie bleiben hier. Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mr. Moss weiß, was zu tun ist.«
»Großartig«, seufzte sie. »Ein Gespenst erklärt einem Engel, wie er mit Dynamitstangen umgehen muss. Ich weiß gar nicht, worüber ich mich aufrege.«
Michael verschwand kichernd zwischen den Bäumen. Emily blieb auf dem Boden liegen und wartete. Es verging einige Zeit, bis sie spürte, wie die Erde unter ihr bebte, und sie wusste, dass die Explosion stattgefunden hatte. Erst als Michael wieder heil und gesund vor ihr stand, erhob sie sich. Aber ihre Beine gaben nach, und sie wäre gefallen, wenn Michael sie nicht aufgefangen hätte.
»Es ist alles in Ordnung«, besänftigte er sie, als er sie in den Armen hielt, und strich ihr zärtlich übers Haar. »Wirklich, Emily, uns beiden droht keine Gefahr mehr. Entspannen Sie sich.«
»Wer hat das getan? Wollen sie Sie wirklich unter allen Umständen töten?«
»Diese Bombe war für Sie gedacht, nicht für mich«, sagte er leise.
Es dauerte eine Weile, bis ihr die volle Bedeutung seiner Worte klar wurde. »Für mich?« Sie stieß ihn von sich. »Wollen Sie damit sagen, dass jemand vorhatte, mich in die Luft zu jagen?«
»Ja.«
Sie wich ein paar Schritte zurück. Seine absurde Behauptung verlieh ihr neue Kräfte. »Ich vermute, mein Name stand auf dem Dynamit, und deshalb wissen Sie so genau, dass dies ein Anschlag auf mein Leben sein sollte. Selbstverständlich hat die Tatsache, dass Sie von allen Verbrechern des Landes gesucht werden, nicht das Ge-ringste mit dieser Bombe zu tun - das kann gar nicht sein, nicht wahr?«
»Man könnte meinen, es hätte was damit zu tun«, entgegnete er und runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber ich fühle, dass diese Bombe für Sie gedacht war. Wer möchte Sie umbringen, Emily?«
»Niemand. Kein einziger Mensch auf dieser Welt.« Sie machte sich auf den Weg zu ihrem Auto. Ihr war vollkommen gleichgültig, ob eine zweite Bombe irgendwo befestigt war oder nicht.
Michael packte sie am Arm. »Sie können nicht allein nach Hause, auch wenn Sie daran denken, mich hier zurückzulassen. Emily, jemand will Sie umbringen, und ob Sie das glauben oder nicht, ändert nichts an dieser Tatsache. Ich kenne die Wahrheit.«
»Lassen Sie mich los, oder ich schreie«, drohte sie.
»Und was wird dann geschehen?«, fragte er. Sie sah ihm an, dass er nicht scherzte, sondern nur neugierig war.
»Ach!«, gab sie wütend zurück und riss sich von ihm los.
Als sie ihr Auto erreichte, zögerte sie, ehe sie den Schlüssel ins Schloss steckte.
»Es ist jetzt sicher«, sagte Michael, der auf der Beifahrerseite stand. »Bestimmt. Ich sehe jetzt eine hübsche, reine Farbe.«
Emily bedachte ihn mit einem geringschätzigen Blick, dann steckte sie den Schlüssel ins Türschloss und drehte ihn um. Sie merkte gar nicht, dass sie dabei die Luft anhielt. Da der Mazda Zentralverriegelung hatte, stieg Michael ein, sobald die Türen offen waren, und befestigte den Sicherheitsgurt.
»Sie können nicht mit zu mir fahren«, begann Emily. Aber er hörte ihr gar nicht zu, sondern starrte aus dem Fenster. »Betrachten Sie Tote?«, erkundigte sie sich bissig. »Erinnern Sie mich daran, dass ich niemals mit Ihnen auf einen Friedhof gehe.«
»Jeder Geist lässt einen Teil von sich in seinem Grab«, erwiderte Michael geistesabwesend. Nach einer Weile wandte er sich ihr zu. »Emily, wie lange dauert die Fahrt zu Ihnen nach Hause?«
»Eineinhalb Stunden.«
»Gibt es eine andere, eine längere Strecke?«
»Wenn man durch die Berge fährt, braucht man einen ganzen Tag, aber ich möchte so schnell wie möglich heim!«, erklärte sie grimmig, ohne daran zu denken, was sie mit ihm anfangen sollte, wenn er dann immer noch bei ihr war.
»Dann nehmen wir den Umweg. Ich denke, wir müssen miteinander reden.«
»Worüber?«, fragte sie matt.
»Ich möchte, dass Sie mir alles über sich erzählen. Alles, was Ihnen einfällt. Wir müssen herausfinden, wer einen Mordanschlag auf Sie verüben
Weitere Kostenlose Bücher