Ein Engel mit kleinen Fehlern
Nachbardistrikt. "Der vertritt Petrosky? Oh je ..."
Der andere Detective nickte. Roth galt als ehrgeizig und rücksichtslos.
"MacLaren", rief Roth. "Ich will mit Ihnen reden."
Roth saß an Petroskys Schreibtisch, als wäre es seiner.
Gabriel fand ihn auf Anhieb unsympathisch.
"Detective MacLaren?"
"Der bin ich", erwiderte Gabriel.
Roth kniff die Augen zusammen. "Legen Sie Ihre Waffe und Ihre Dienstmarke hier auf den Schreibtisch."
"Was?"
"Sie sind suspendiert", verkündete der Lieutenant sichtlich zufrieden. "Ohne Gehalt, bis zum Abschluss der Untersuchung."
"Wovon zum Teufel reden Sie?"
"Gegen Sie liegt eine Beschwerde vor, Detective. Ihnen wird vorgeworfen, das Objekt einer polizeilichen Überwachung sexuell belästigt zu haben."
Gabriel brauchte einen Moment, um zu begreifen. "Rae Boudreau?"
"Rae Boudreau."
Es traf ihn wie ein Schlag in den Magen. "Ich hätte es wissen müssen", murmelte er.
"Die Abteilung für interne Ermittlungen wird sich bei Ihnen melden. Die Waffe und die Marke, Detective."
Gabriel legte beides auf den Schreibtisch. Wortlos drehte er sich um und ging hinaus.
Sie hat es geschafft, dachte er. Rae Ann. Sie hatte ihn fertig gemacht. Genau wie ihren Exmann.
Verdammt, wie hatte er nur so dumm sein können? Für Rae waren Gefühle nur ein Einsatz bei einem Spiel. Sie hatte es zum zweiten Mal getan, und diesmal war er das Opfer.
"Nie wieder", murmelte er.
Bei diesem Spiel waren sie zu zweit. Und er hatte vor zu gewinnen.
12. KAPITEL
Rae arbeitete am Computer, während Tom an einem alten Tennisschuh herumkaute.
"Ich werde dir beibringen, wie man Vorladungen überbringt", sagte sie. "Dann kannst du dir dein Futter verdienen."
Der Welpe sah sie an und wedelte mit dem Schwanz.
"Ich muss hier schuften, um meine Rechnungen zu bezahlen.
Er braucht nur süß auszusehen, und schon füttere ich ihn und tätschele ihm den Kopf."
Rae zuckte zusammen, als jemand an der Tür rüttelte. Hastig nahm sie die 380er aus der Tasche, schob sie in den Hosenbund und ging leise hinüber.
"Ich bin's", sagte Gabriel.
Sie schloss auf und öffnete die Tür. Als er eintrat, sah sie ihm in die Augen. Sie waren kalt und ausdruckslos, ohne jedes Gefühl. Der Mann, der sie voller Leidenschaft und Zärtlichkeit geliebt hatte, war verschwunden. Vor ihr stand nur MacLaren, der Detective vom Sittendezernat. Hart. Abweisend.
Verschlossen.
"Was ist los?" fragte sie.
Er ging an ihr vorbei. Tom rannte ihm entgegen. Er hob das Hündchen auf und streichelte es, während er sich wieder zu Rae umdrehte.
"Ich bin vom Dienst suspendiert."
"Was?"
"Was verstehst du daran nicht?"
"Alles", sagte sie. "Warum haben sie dich suspendiert?"
Er runzelte die Stirn. "Als ich heute Morgen zum Dienst kam, hat mir der Captain die Waffe und die Marke abgenommen und mir mitgeteilt, dass gegen mich eine Untersuchung läuft."
"Das tut mir leid", erwiderte sie. "Aber bestimmt wird sich alles bald klären. Du bist ein guter Polizist, das wissen sie. Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln ..."
"Oh nein. Sie verstehen durchaus. Und ich auch."
Seine Stimme hatte einen eisigen Unterton, den sie an ihm noch nie gehört hatte. Sie fröstelte. "Wie meinst du das?"
"Komm schon, Rae. Ich bin dieses Spielchen leid. Jemand hat sich über mich beschwert und behauptet, dass ich dich sexuell belästige. Jetzt bin ich den Smithfield-Fall los. Praktisch, nicht wahr?"
"Du ..." Rae musste tief Luft holen, als der Schmerz sie durch zuckte. "Du glaubst, dass ich es war."
"Du bist ein schlaues Mädchen, Rae. Du nimmst immer den direkten Weg zum Erfolg, was? Wie dein Exmann bezeugen kann."
Rae wollte nicht glauben, was er sagte. Sie konnte es nicht.
"Was?"
"Ich weiß, was du mit deinem Exmann gemacht hast", fuhr er fort. "Er war gern Polizist. Er liebte seinen Beruf. Jetzt verkauft er Versicherungen."
"Und daran bin natürlich ich schuld."
Er ging ans Fenster und kehrte ihr den Rücken zu.
"Und du denkst, dass ich nur mit dir geschlafen habe, um dich hereinzulegen. Dass ich dich angeschwärzt habe."
"Gibt es einen Grund, warum ich das nicht denken sollte", sagte er, ohne sich umzudrehen.
Rae hätte widersprechen können. Vielleicht würde er ihr sogar glauben. Aber war das jetzt noch wichtig? "Es gibt keinen", antwortete sie leise. "Überhaupt keinen."
Ihr Herz zog sich zusammen. Er hatte nicht an sie geglaubt.
Er hatte sie nicht einmal angehört, bevor er sein Urteil fällte. Er glaubte einem Kollege n mehr als ihr, denn
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