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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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weitere Stimme. »Dann sind wir also alle hier?«
    Whit fuhr herum und sah, wie Christian mit langen, ungleichmäßigen Schritten auf sie zukam. Er warf McAlistair einen Blick zu.
    »Haben Sie ihn nicht kommen hören?« McAlistair wusste immer, wenn sich jemand näherte. Doch bevor McAlistair antworten konnte, wurden Whits Augen groß, als ihm etwas dämmerte, und er drehte sich wieder zu Christian um. »Sie gehen nicht gebeugt«, sagte er anklagend. »Warum gehen Sie nicht gebeugt?«
    Christian blieb vor ihnen stehen. Er hinkte immer noch, und auch sein Arm war so schlaff wie eh und je, doch sein Rücken war aufrecht und seine Schultern gerade. »Das war nur zum Wohl des Mädchens. Ich dachte, so wäre ich für sie weniger bedrohlich. ’n Abend, McAlistair. Lindberg, Ihr Geruch macht die Pferde scheu.«
    »Lässt sich nicht vermeiden«, antwortete Lindberg. »Wie es aussieht, geht es dem Ende zu. Oder aber die Dinge spitzen sich zu. Darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.«
    Whit sah die drei Männer nacheinander an und packte die Peitsche fester. »Ich will Antworten …«
    »William hat uns hergeschickt«, sagte Christian.
    Whit hatte die Antworten zwar nicht sofort erwartet, konnte aber nicht umhin, darauf zu reagieren. »Wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie diesen Auftrag schon seit Jahren hatten?«
    »Erst seit vier Jahren«, entgegnete Christian und zuckte die Achseln. »Ich hatte schon schlimmere.«
    »Herr im Himmel.« Er hob die Hand, als Lindberg offenbar noch etwas hinzufügen wollte. »Nicht jetzt. Ich muss Mirabelle herausholen. Sie«, schnauzte er Lindberg an, »gehen Sie und lenken Sie Eppersly ab. Und was Sie beide betrifft, wir treffen uns in einer Stunde in Haldon.«
    Er wartete keine Einwände ab, sondern drehte sich um und verließ den Stall mit großen Schritten. Mit William und den anderen würde er sich befassen, sobald er Mirabelle sicher in Haldon wusste. Man konnte sich schließlich nicht um alles gleichzeitig kümmern, man musste Prioritäten setzen.
    Und Mirabelle kam für ihn an erster Stelle.
    Im Laufschritt überquerte er den mittlerweile dunklen Hof und sah mit einiger Erleichterung, dass Mr Hartsingers Kutsche fort war. Jetzt würde er Mirabelle nicht mehr hinausschmuggeln müssen. Da der Baron im Studierzimmer war und das Personal so gleichgültig wie eh und je, konnten sie einfach über die Vordertreppe hinuntergehen.
    Doch im Haus blieb er zur Sicherheit an der Tür zum Studierzimmer stehen. Beruhigt von dem lauten Schnaufen und den knarrenden Dielen, die er hinter der Tür vernahm, ging er hinauf zu Mirabelles Zimmer und warf unterwegs einen kurzen Blick in die Bibliothek und den Billardraum.
    Ihre Tür war nicht abgeschlossen, was ihn ein wenig verärgerte. Aber der Raum war leer, und das brachte ihn vollends auf.
    Hatte er ihr nicht ausdrücklich verboten, das Zimmer zu verlassen?
    Er drehte eine Runde durch den kleinen Raum, betrachtete das Kleid auf dem Bett, das Durcheinander der Papiere auf dem Schreibtisch und die gepackte Reisetasche auf dem Boden.
    Sie war noch etwas suchen gegangen, beruhigte er sich, doch der Ärger machte einem leisen Unbehagen Platz. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, das starrsinnige Mädchen befand sich in einem der zahllosen Abstellräume und grub irgendwelche Erinnerungsstücke aus.
    Er verließ den Raum, als er im Flur schwere Schritte hörte.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte Lindberg ein wenig außer Atem, weil er die Treppe hinaufgeeilt war. »Das Studierzimmer ist verwüstet. Eppersly hat eine blutige Nase und wollte mich nicht hineinlassen. Wo ist unser Mädchen?«, rief er, als Whit an ihm vorbeirannte.
    »Verschwunden! Holen Sie die anderen!«
    Whit stürmte ins Studierzimmer und stieß heftig die Türen auf. Er erfasste den Raum mit einem Blick. Umgeworfene Möbel, Blätter und andere Schreibtischutensilien waren überall auf dem Fußboden verstreut, während der Baron sich ein blutiges Taschentuch an die Nase presste, und – das war das Erschreckendste von allem – in der Ecke lag eine Pistole.
    Hastig stopfte Eppersly das Tuch in die Tasche. »Thurston, mein Junge …«
    »Wo ist sie?«, fragte Whit scharf und durchquerte den Raum mit wenigen langen Schritten. Er unterdrückte das Bedürfnis, Eppersly die Hände um den Hals zu legen und die Antwort aus ihm herauszuquetschen. Bedauerlicherweise konnte der Mann nicht antworten, wenn er keine Luft bekam.
    Eppersly unternahm einen kläglichen Versuch, seine Halsbinde zu

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