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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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war einer der ältesten und am wenigsten angesehenen Adelstitel des Landes. Niemand wusste noch, warum die Familie der Coles ihn erhalten hatte, aber wer auch nur ein wenig nachforschte, fand schnell heraus, dass keine Generation je etwas getan hatte, um dem Namen der Familie zu Respektabilität zu verhelfen. Die Grafen von Thurston waren allesamt Betrüger, Schurken und Verschwender gewesen, wobei das Familienvermögen dramatisch geschwankt hatte, während der Ruf der Familie unverändert schlecht geblieben war. Whits verstorbener Vater hatte die Tradition mit großer Inbrunst fortgeführt – er hatte getrunken, gejagt, üppige Feste gegeben und war schließlich im Duell wegen einer anderen Frau als Lady Thurston umgekommen.
    In den Augen der feinen Gesellschaft war der jüngste Graf von Thurston jedoch alles, was ein Peer des Reiches sein sollte: ehrenhaft, charmant, gut aussehend, loyal, vernünftig und, dank harter Arbeit und ein bisschen Glück, von ansehnlichem Reichtum. Whit nährte diese Vorstellung nach Kräften und spornte seine Schwester und seine Cousine an, das Gleiche zu tun. Es war seine feste Absicht, dass die künftigen Generationen der Familie auf ihren Namen stolz sein sollten.
    Sein Vorsatz, ein perfekter Gentleman zu sein, geriet jedoch zeitweilig in Vergessenheit, wenn er sich in Gesellschaft von Mirabelle Browning befand. Er hatte immer gewusst, dass die Leute ihren kleinen Unstimmigkeiten Aufmerksamkeit geschenkt hatten, doch ihm war nicht klar gewesen, dass sie es noch immer taten. Ihre Fehde dauerte nun schon Jahre an, und er hatte Mirabelle nie aus dem Haus geworfen oder ihren guten Namen ruiniert (trotz seiner Drohungen), und sie hatte nie seine Ehre oder seinen Status als Gentleman verleumdet (zumindest nicht in der Öffentlichkeit). Die schlimmsten ihrer Meinungsverschiedenheiten fanden hinter geschlossenen Türen statt, und die kleineren öffentlichen Beleidigungen waren nicht dramatischer als die scharfen Bemerkungen, die manchmal innerhalb der feinen Gesellschaft fielen.
    Aber wenn die Leute redeten, dann musste das aufhören.
    »Bist du zu einer Entscheidung gekommen?«
    Whit blinzelte, als er aus seinen Überlegungen gerissen wurde. »Bitte entschuldige, Mutter. Ich war in Gedanken.«
    »Eine Entschuldigung ist nicht vonnöten. Ich freue mich, dass du ernsthaft über meine Worte nachdenkst.«
    Whit nickte abwesend. »Ich werde mit dem … mit Miss Browning sprechen. Ich bin mir sicher, dass wir zu einer Einigung kommen können.«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Lady Thurston. Sie stand auf, um den Raum zu verlassen, wurde aber an der Tür von Whits Frage aufgehalten.
    »Warum bringst du das gerade jetzt zur Sprache?«
    Sie drehte sich um, um ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Da Whit in Gegenwart einer stehenden Dame niemals gesessen hätte, stand er vom Schreibtisch auf, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt, und spielte mit einem Federkiel. »Warum hast du all diese Jahre geschwiegen, nur um heute zu sprechen?«
    »Sie hat heute ein neues Kleid getragen. Diese kleine, aber bedeutungsvolle Veränderung sowie einige andere lassen mich vermuten, dass sie endlich nach einem Ehemann Ausschau hält.«
    Whit legte die Schreibfeder hin und starrte seine Mutter an. »Nach einem Ehemann? Der Kobold?«, brachte er hervor.
    »Ja, nach einem Ehemann«, erwiderte Lady Thurston. »Sie ist schließlich eine Frau und nicht wohlhabend, und falls du es nicht bemerkt haben solltest, uns Frauen stehen nur wenige Möglichkeiten offen, wenn es darum geht, unser Auskommen zu sichern.«
    »Ich dachte immer, sie würde Gouvernante oder irgendjemandes Gesellschafterin werden.«
    Das stimmte nicht ganz. Um ehrlich zu sein, er hatte überhaupt nicht viel darüber nachgedacht. Er hatte einfach angenommen, dass Mirabelle unverheiratet bleiben und für immer in dem Londoner Stadthaus und Haldon Hall bleiben würde. Wenn er seinen Gedanken nachhing, hatte er sich manchmal vorgestellt, wie sie beide alt und grau im vorderen Salon am Feuer sitzen und mit ihren Stöcken aufeinander einschlagen würden.
    »Nun, das wird sie nicht«, hörte er seine Mutter sagen, und es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass sie von Mirabelles möglicher Laufbahn als Gouvernante sprach und nicht davon, wie gut sie mit dem Gehstock traf.
    Weil ihm nichts weiter einfiel, begnügte er sich mit einem schlichten: »Bist du dir dessen sicher?«
    »Nicht im Geringsten. Es ist nur eine Vermutung, aber für den Fall, dass sie

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