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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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teilzunehmen. Dennoch waren es durchaus keine einfachen Mahlzeiten mit Freunden und Verwandten, sondern stets ein Ereignis – sechsgängige Festmähler, die sich oft über Stunden hinzogen, mit Leckerbissen wie Hummer und Kalbshirn, aber auch einfachen Leibgerichten wie Geflügelbraten und Brotpudding. Die Speisen wurden in einer gut ausgestatteten Küche zubereitet, von der unschätzbaren Mrs Lowell gekocht und perfekt gewürzt und dann geschwind nach oben gebracht, um von einer wahren Flotte von Dienern präsentiert und aufgetragen zu werden.
    Von ihrem gewohnten Platz am Fuß des Tisches betrachtete Lady Thurston ihr Personal beifällig, ihre Gäste amüsiert und ihre Kinder liebevoll sowie – im Falle von Whit und Mirabelle – einigermaßen verärgert.
    Was hatte sie sich nur dabei gedacht, überlegte sie, die beiden in Rufweite voneinander zu platzieren? Nicht, dass sie tatsächlich gerufen hätten, wohlgemerkt – sie waren so klug, sich nicht auf ein lautstarkes Wortgefecht einzulassen. Aber selbst vom anderen Ende des Tisches aus konnte sie sehen, wie angespannt Whits Gesicht beim Sprechen war, und sie konnte nicht umhin zu bemerken, dass Mirabelle die Salatgabel auf eine Weise hielt, die die Gräfin mit Besorgnis erfüllte.
    Etwas musste geschehen, beschloss sie.
    »Ich hatte gehofft, es würde nicht so weit kommen«, murmelte sie.
    »Bitte um Verzeihung?« William Fletcher, seit seinen Tagen als Überbringer trauriger Kunde bezüglich des verstorbenen Herzogs von Rockeforte merklich gealtert (insbesondere was seinen Haaransatz anging), wandte seine Aufmerksamkeit widerstrebend von der wahrhaft superben Forelle auf seinem Teller ab, um dem Blick seiner Gastgeberin zu folgen. »Ah. Sie tun es schon wieder, nicht wahr?«
    »Immer und ständig.« Sie beobachtete die beiden noch einen Moment lang. »Ich habe beschlossen, William, Ihr großzügiges Angebot anzunehmen. Gilt es noch?«
    »Ja. Ja, natürlich tut es das«, antwortete er vorsichtig. Er kratzte sich an der Knollennase. »Aber wenn Ihnen die Idee nicht behagt, könnten wir ihnen etwas mehr Zeit geben …«
    »Die beiden haben genug Zeit bekommen. Ich hätte schon vor Jahren zustimmen sollen, als Sie die Idee das erste Mal zur Sprache gebracht haben.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Nur hatte ich doch gedacht, sie würden mittlerweile weiter sein. Ich hatte mir vorgestellt, die Dinge würden vielleicht … auf natürliche Weise ihren Abschluss finden.«
    »Und das würden sie auch, irgendwann.«
    »Irgendwann«, erklärte sie, »dauert entschieden zu lange. Noch heute Abend werde ich mit Whittaker sprechen.«
    Nachdem ihre Gäste sich verabschiedet hatten, ging Lady Thurston zu Whits Studierzimmer. Es war fast Mitternacht, aber sie wusste, er würde nicht in seinem Schlafgemach sein. Bis es so weit war, würden noch Stunden vergehen. Ihr verstorbener Gemahl hatte in seinem ganzen Leben weniger Zeit in diesem Studierzimmer verbracht als ihr Sohn in einer Woche. Manchmal war sie sich nicht sicher, welcher es besser machte.
    Da sie schon vor langer Zeit gelernt hatte, welche Vorteile es ihr bot, ihre Kinder zu überraschen, klopfte sie erst gar nicht an.
    »Störe ich?«, fragte sie, während sie den Raum durchschritt und vor dem Schreibtisch Platz nahm. »Oh, lass gut sein, es kümmert mich nicht. Ich möchte mit dir sprechen, Whittaker.«
    Whit fuhr ein wenig zusammen, dann seufzte er und legte die Schreibfeder beiseite. »Mutter, ich liebe dich. Ich bewundere dich. Ich werde vor jedem, der es hören will, ohne Umschweife zugeben, dass es mir eine Ehre und ein Privileg ist, dein Sohn zu sein. Ich würde mein Leben für dich geben. Aber so wahr mir Gott helfe, wenn du gekommen bist, um mich über meine Pflicht zu belehren, einen Erben zu zeugen, werde ich dich aufs Festland verfrachten, und zwar noch in dieser Nacht. Jetzt sofort.«
    »Das war das Netteste, was du je zu mir gesagt hast«, erwiderte sie mit einem Schniefen, sichtlich ungerührt von seiner Drohung. »Ich meine den ersten Teil, und daher werde ich dir den letzten vergeben, der, wie ich weiß, eine leere Drohung ist, da du mit den Mädchen niemals allein fertig werden könntest.«
    »Ich bin durchaus in der Lage …«
    »Und ich liebe dich ebenfalls«, fuhr sie fort, als hätte er gar nichts gesagt. »Das weißt du doch, oder? Ich mache mir manchmal Sorgen, dass ich es nicht oft genug sage, oder zu oft, so als wäre es eine Belanglosigkeit.«
    Whit kam hinter dem Schreibtisch hervor

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