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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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einem Tag zu sein.
    Sie hörte Schritte auf dem Kiesweg, der zu ihrer Bank führte. Unwillkürlich verkrampfte sie sich und zwang sich, sich wieder zu entspannen. War es nicht seltsam, dass sie seine Schritte erkannte? Vielleicht nicht – sie kannte auch Sophies schnellen, leichten Schritt und den festen, ungleichmäßigen von Evie. Kate ging langsam und gemächlich, Lady Thurston energisch und …
    Und es war töricht, dass sie über den Gang ihrer Freundinnen nachsann, um ihre plötzliche Nervosität einzudämmen. Sie war kein Backfisch, der bei der Aussicht, mit einem Mann zu sprechen, ganz nervös wurde – einem Mann, dem sie einmal einen ganzen Teller mit Rührei über den Kopf gekippt hatte. Bei dieser schönen Erinnerung lächelte Mirabelle und wartete.
    Als Whit vor ihr stehen blieb, lächelte sie immer noch.
    »Guten Morgen, Miss Browning«, begrüßte er sie.
    Er sah geradezu hinreißend aus, dachte sie, mit den hinter dem Rücken verschränkten Händen und den blauen Augen, aus denen Ernst und Entschlossenheit sprachen.
    »Guten Morgen«, erwiderte sie.
    »Wie steht das werte Befinden?«
    »Ähm … ausgezeichnet, danke. Und selbst?«
    »Bestens, bestens.«
    Entschlossenheit hin oder her, auf diese unerträglich gestelzte Konversation folgte ein langes und verlegenes Schweigen.
    Sie scharrte mit dem Fuß im Kies.
    Er wippte auf den Fersen auf und ab.
    »Herrliches Wetter heute«, versuchte er es erneut.
    »Ja. Ja, sehr.«
    Whit wartete noch einen Moment. Dann zog er eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief. Da sie nicht recht wusste, was das bedeuten sollte, sah Mirabelle ihn einfach nur an, bis er es aufgab und verärgert ausatmete.
    »Du musst etwas sagen, worauf ich eine Antwort geben kann, Kobold. ›Ja, sehr‹ reicht kaum aus, um ein Gespräch in Gang zu halten.«
    »Oh, richtig! Richtig … äh …« Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte angestrengt nach, um sich etwas angemessen Freundliches einfallen zu lassen. »Oh! Hast du Pläne für den heutigen Tag?«
    Er nickte, doch sie hätte nicht sagen können, ob es eine Erwiderung auf ihre Frage oder eine Billigung derselben war. »Die habe ich. Mehrere der jungen Damen haben heute Morgen ihr Interesse bekundet, sich das Grundstück zeigen zu lassen, und ich habe eingewilligt, als ihr Führer zu fungieren.«
    »Das war sehr freundlich von dir, Whit. Ich frage mich, welche der … Warum siehst du mich jetzt so finster an?«
    »Ich halte es für sehr unpassend von dir, mich Whit zu nennen«, eröffnete er ihr.
    »Dann also Whittaker?«, fragte sie mit zuckersüßem Lächeln. »Oder würdest du Whittaker Vincent vorziehen?«
    »Du kommst einer Beleidigung bedenklich nahe. Nein, du wirst mich mit ›Mylord‹ anreden.«
    Allein schon bei dem Gedanken schnaubte Mirabelle zweimal. »Das werde ich nicht.«
    »Es ist nur angemessen. Ich habe dich mit Miss Browning angesprochen, also …«
    »Dann lass es«, schlug sie vor. »Aus deinem Mund klingt es jedenfalls falsch. Warum sprechen wir einander nicht mit dem Vornamen an? Deine Mutter hat uns gebeten, dass wir uns wie Freunde verhalten, nicht wie Leute, die einander gerade erst kennengelernt haben. Und ich kann wohl kaum anfangen …«
    »Du streitest, Kobold.«
    »Nein, tu ich nicht. Ich …« Sie hörte einen Anflug von Zorn in ihrer Stimme und unterbrach sich, holte tief Luft, hielt inne und atmete wieder aus. Als sie erneut zu sprechen begann, war ihr Ton gemäßigt. »Du hast völlig recht, ich streite. Aber um der Sache willen muss ich dir mitteilen – ganz ruhig und sachlich natürlich …«
    »Natürlich.«
    »… dass ich mich dabei nicht wohlfühle und es daher unwahrscheinlich ist, dass ich dich mit ›Mylord‹ ansprechen werde. Da wir einander von frühester Kindheit an kennen, würde es, wie ich glaube, seltsam und gezwungen wirken.«
    »Also schön, ich bin bereit, …«
    »Ferner werde ich mich wohl kaum daran erinnern.«
    »Du machst mir dies außerordentlich schwer …«
    »Außerdem denke ich, es wäre das Beste, wenn du davon absehen könntest, mich ›Kobold‹ zu nennen.«
    »Ich schwöre bei …«, begann er und unterbrach sich, als ihre Worte seine Frustration durchdrangen. »Habe ich dich ›Kobold‹ genannt? Heute Morgen, meine ich?«
    »Mehr als nur einmal.«
    »Ich … tatsächlich?« Er kniff die Augen zusammen und versuchte, sich zu erinnern. »Das war mir gar nicht bewusst.«
    Mirabelle zuckte die Achseln. »Mir macht es nichts aus, aber deine Mutter könnte

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