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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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die gewaltige Aufgabe bewältigt hatten, sich über ihre jeweilige Anrede zu einigen, waren sie hinsichtlich eines Gesprächsthemas erneut ratlos.
    »Nun«, sagte er sinnloserweise und sah sich um, auf der Suche nach einer Eingebung.
    »Nun«, erwiderte sie und fühlte sich unendlich dumm.
    Normalerweise war sie recht geschickt darin, Konversation zu machen. Während der Londoner Saison war sie aus ebendiesem Grunde eine beliebte Tanzpartnerin. Doch nun war sie vollkommen außerstande, sich auf ein einziges Gesprächsthema zu besinnen. Oder, um genauer zu sein, vollkommen außerstande, sich auch nur auf ein Gesprächsthema zu besinnen, bei dem sie nicht beide binnen Minuten in Harnisch geraten würden.
    Offen gestanden kam ihr als einziger Gedanke immer wieder in den Sinn, dass sie sich nicht erinnern konnte, jemals so nah neben Whit gesessen zu haben.
    Körperlichen Kontakt zu vermeiden, gehörte zu ihrer Fehde. Wahrscheinlich war es weniger bewusste Abscheu gegen den Kontakt als Sorge um die eigene Sicherheit – hauptsächlich Whits Sicherheit. Aber heute Morgen berührten sich ihre Knie und ihre Schultern, und durch ihr Kleid hindurch spürte sie seine Körperwärme. Er war ziemlich warm, stellte sie fest. Und ziemlich groß.
    Warum es ihr jetzt Unbehagen bereitete, dass sie in friedlichem – wenn auch verlegenem – Schweigen beisammensaßen, war eine Frage, die sie sich lieber nicht beantworten mochte. Dass sie den kleinen Sprung bemerkte, den ihr Herz bei der Berührung tat, hieß noch lange nicht, dass sie sich das eingestehen musste.
    Im Stillen suchte sie nach einer Bemerkung, irgendetwas, das sie von seiner Nähe ablenken würde.
    »Whit, ich …«
    »Hättest du Lust, dich heute Morgen der Führung anzuschließen?«, fragte er mit einem Mal.
    Sie klappte den Mund zu; was auch immer sie hatte sagen wollen, war vergessen. Bis zu diesem Moment hätte sich Mirabelle – nicht einmal unter Androhung der Todesstrafe – an keine einzige Gelegenheit erinnern können, bei der Whit ohne unmittelbares Drängen seiner Mutter eine Einladung in ihre Richtung ausgesprochen hatte. Es sei denn natürlich, sie hätte die Male mitgerechnet, als er sie aufgefordert hatte, zum Teufel zu gehen, in welchem Fall sie zahlreiche Beispiele gehabt hätte …
    »Mirabelle?«
    »Oh, entschuldige. Ich war in Gedanken.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Und ich glaube, ich würde nachher sehr gerne zu diesem Spaziergang mitkommen. Wohin gehen wir?«
    »Um den See herum, wenn es den Damen recht ist.«
    »Wirklich?«, fragte Mirabelle aufrichtig erfreut. »Das ist mein Lieblingsweg.«
    »Tatsächlich?« Er musterte ihr Gesicht. »Aufrichtig, oder sind wir immer noch höflich?«
    »Beides, nehme ich an. Meiner Meinung nach benehmen wir uns bemerkenswert gut. Und es ist tatsächlich mein Lieblingsweg. Ich mag vor allem die Kurve auf der anderen Seite im Osten, wo diese große, alte Eiche steht und das Schilf mir bis zur Hüfte reicht. Hast du gewusst, dass im Frühling hinter diesem Baum ein Entennest war?«
    »Ja, aber mir war nicht klar, dass es sonst noch jemand kannte.« Ein wissendes Lächeln erhellte seine Züge. »Die dicksten Küken, die ich je gesehen habe.«
    Unwillkürlich erwiderte Mirabelle sein Lächeln. »Sie waren riesig … Ich habe sie regelmäßig gefüttert.«
    »Ja, ich auch.«
    Entzückt über die Vorstellung, wie ein erwachsener Mann sich zu einem alten Baum schlich, um kleine Enten zu füttern, lachte Mirabelle laut auf.
    Whit streckte behaglich die Beine aus. Sie hatte ein schönes Lachen, dachte er. Weich und tief, wie ein warmer Wind über dem Wasser. Er hatte es schon früher gehört, unzählige Male. Aber es hatte nie ihm gegolten. Nein, das stimmte nicht. Sie hatte öfter über ihn gelacht, als ihm lieb war. Noch nie zuvor hatte sie für ihn gelacht. Es war eine vollkommen andere Erfahrung und eine, die er überraschend angenehm fand.
    Unendlich angenehmer als das Gekicher von Miss Willory und ihren Begleiterinnen, welches unglücklicherweise genau jetzt von der Hintertür erklang. Als die Gruppe sie entdeckte und zu ihnen herüberkam, spürte er, wie Mirabelle sich verkrampfte, und konnte ihr wegen ihrer Reaktion kaum einen Vorwurf machen.
    Miss Willory mochte zwar nicht die anmaßendste und gemeinste junge Frau seiner Bekanntschaft sein, aber sie war zumindest eine Anwärterin auf diesen Posten. Und es machte die Sache nicht besser, dass sie sich oft in Gesellschaft von Miss Fanny Sills und Miss Charlotte

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