Ein Erzfeind zum Verlieben
ja, das Argument mit der göttlichen Ordnung. Sehr klug von mir.«
»Ziemlich.«
Er brachte plötzlich die Pferde zum Stehen, wandte sich Mirabelle zu und betrachtete sie. »Ich glaube nicht an Schicksal.«
»Ach nein?«
»Nein. Abgesehen von den unausweichlichen Tatsachen wie Geburt und Tod sind wir für unsere Lebensläufe selbst verantwortlich. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen.« Er neigte den Kopf und flüsterte an ihren Lippen: »Und ich entscheide mich hierfür.«
Es war Mirabelles erster Kuss. Sie war zwar die Älteste der Freundinnen, aber bis zu diesem Augenblick als Einzige von ihnen noch ungeküsst. Selbst Kate hatte während ihrer ersten Saison Lord Martin einen Kuss gestohlen, der einst der Mann ihres Herzens gewesen war. Kurze Zeit später hatte Kate aus Gründen, die sie für sich behielt, entschieden, dass ihr Herz leider falsch informiert gewesen war.
Mirabelle fragte sich, ob für ihres das Gleiche galt … bis Whits Lippen auf ihre trafen. Nichts, befand sie dann, absolut nichts konnte falsch daran sein, Whit zu küssen.
Der Kuss war genauso, wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte – und völlig anders, als sie sich einen Kuss von Whit vorgestellt hätte –, nicht, dass sie sich jemals die Vorstellung gestattet hatte, Whit zu küssen. Aber wenn sie es getan hätte, wäre es leidenschaftlich gewesen, und …
Whit zog sich zurück, bis er ihr in die Augen sehen konnte. »Hör auf zu denken, Kobold.«
Sie streckte die Hand aus, packte sein Halstuch und zog ihn näher zu sich heran.
»Hör auf zu reden, Kretin.«
Er grinste für einen Moment an ihrem Mund, dann küsste er sie wieder. Trotz Mirabelles Eifers ging er sanft und behutsam vor; es war eine zärtliche Berührung von Lippen und Atem. Ihre Hand an seiner Brust entspannte sich, und seine Hände umfassten leicht ihr Gesicht.
Er küsste sie, als wäre sie ein unbekannter Leckerbissen, kostete sie in kleinen, vorsichtigen Häppchen, und eine angenehme Wärme durchströmte ihre Brust.
Er knabberte sachte an ihrem Mundwinkel, und das warme Gefühl wuchs und breitete sich aus, bis ihre Glieder sich schwer anfühlten und ihr ein wenig schwindlig war. Seine Zunge glitt über ihre Unterlippe, und diese angenehme Wärme wurde zu einer quälenden Hitze. Mirabelle wand sich auf den Kissen, wollte näher, wollte mehr, wollte etwas, von dem sie nicht wusste, wie sie darum bitten sollte.
Whit strich ihr mit dem Daumen über die Wange und drückte ihr Kinn sanft herab.
»Öffne den Mund, Liebling.«
Als sie es tat und seine Zunge hineinglitt, wurde aus dem Sehnen eine Forderung.
Wieder ballten sich ihre Hände zu Fäusten, und sie hörte sich in seinen Mund wimmern. Er hielt nur für eine Sekunde inne. Dann schlang er ihr mit einer schnellen Bewegung den Arm um die Taille, vergrub die andere Hand in ihrem Haar und riss sie heftig an sich.
Und nahm.
Später, viel später, sollte sie denken, dass dies ihrer Erwartung eines Kusses von Whit entsprach. Er war fordernd, wild, ein Kampf von Zungen und Lippen und Zähnen. Doch im Moment konnte sie nicht denken. Sie konnte nichts tun, als seinen Mantel zu packen, ihn festzuhalten und ebenfalls zu nehmen.
Sein Mund schloss sich wieder und wieder über ihrem, bis sie sich in ihm vollkommen verlor. Sie kämpfte sich näher heran, ihre Hände fuhren zu seinen Schultern, in sein Haar. Ihr Mund bewegte sich in verzweifeltem Verlangen unter dem seinen. Sie wollte mehr, wollte ihm näher sein, wollte etwas, das sie nicht benennen konnte.
Aber zu ihrer Frustration wurden seine Hände und sein Mund sanfter und verlangsamten sich zu den leichten Häppchen, mit denen er begonnen hatte.
Dann zog er sich zurück und ließ sie atemlos, erregt und verwirrt zurück.
»Ich werde mich nicht dafür entschuldigen«, flüsterte er.
»Gut.«
»Ich bedaure nicht, dass ich es getan habe.«
»Ich auch nicht.« Aber sie bedauerte es mehr als nur ein wenig, dass er aufgehört hatte. »Warum hast du das getan? Mich geküsst, meine ich?«
Er hob ihr Kinn mit einem Finger leicht an. »Warum hast du es getan?«
»Ich …« Die Frage war nur verständlich, sie hatte ebenso geküsst, wie sie geküsst worden war, aber sie war sich überhaupt nicht sicher, wie sie darauf eine verständliche Antwort geben sollte. Nicht, solange ihr Herz und ihr Verstand noch in Aufruhr waren.
»Ich habe dich aus genau dem gleichen Grund geküsst«, erklärte er und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er lächelte leicht und
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