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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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»Wenn man schon von einer Horde mordlustiger Zigeuner aufgeschlitzt wird, ist es wahrscheinlich besser, wenn man von der ganzen garstigen Angelegenheit nichts mitbekommt.«
    Evie und Kate waren vor unterdrücktem Gelächter puterrot, während Mirabelle sich fragte, ob sie ihre eigene Heiterkeit wohl lange genug bezähmen konnte, um der Konversation weiter zu folgen.
    Mrs Jarles richtete sich auf, soweit ihre Sitzhaltung auf der Decke und ihre beklagenswert unbeträchtliche Größe das zuließen. »Die Würdelosigkeit …«, begann sie, und Mirabelle war sich nicht sicher, ob sie Whits Bemerkungen meinte oder ihren möglichen Tod durch die Hand der Zigeuner.
    »Würde kaum ins Gewicht fallen«, versicherte Whit ihr unbefangen. »Da Sie und all Ihre Bekannten ja tot wären.«
    »Überall im Haus verteilt, und buchstäblich in ihren selbst gewählten Totenbetten«, prustete Evie heraus, ohne Luft zu holen, bevor sie sich erhob und ihr Gesicht sich noch mehr verfärbte. »Entschuldigt mich bitte, ich muss … ich muss …«
    Der Rest ihres Satzes ging in einem Hustenanfall und dem Geräusch eiliger Schritte unter.
    »Ich will nur rasch nachsehen, ob es ihr gut geht«, murmelte Kate und folgte ihrer Freundin, selbst von einem Hustenanfall geschüttelt.
    »Wie eigenartig«, bemerkte Whit und biss von dem Kuchen ab. »Ich frage mich, ob die Köchin beim Würzen ihre gewohnte Sorgfalt hat vermissen lassen. Angesichts der räuberischen Einheimischen und des schlechten Essens würde ich es Ihnen nicht verübeln, Mrs Jarles, wenn Sie Ihren Besuch abkürzen wollten.«
    Er warf Mirabelle einen durchtriebenen Blick zu. »Du siehst selbst nicht ganz wohl aus, Mirabelle. Musst du Kate und Evie nachgehen?«
    Mirabelle biss sich fest auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Dann nickte sie, nahm den Stock und ergriff stolpernd die Flucht.
    Mrs Jarles wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie entdeckt hätte, dass sich im Schutz der Bäume tatsächlich ein Mann verbarg. Ein Mann, der mit Mord vertraut war. Ein Mann, der das Gefühl, einem Schlafenden das Leben zu nehmen, nur allzu gut kannte.
    Doch heute war er nicht zum Töten gekommen.
    Er war gekommen, um zu beobachten, wie er immer beobachtete.
    Und um sich zu sehnen, wie er sich immer sehnte.
    Nein, Mrs Jarles wäre nicht überrascht gewesen, die dunkle Gestalt zu sehen, die im Wald kauerte. Sie wäre jedoch sehr überrascht darüber gewesen, dass noch jemand von seiner Anwesenheit wusste.

11
    Wie alle erfolgreichen Ausflüge dauerte das Picknick länger als erwartet, und die Sonne war in ihrem goldenen Untergang begriffen, als Whit Mirabelle wieder in die Karriole half.
    »Wonach hältst du Ausschau, Whit?«
    »Hmm?« Whit wandte den Blick von den Bäumen ab und setzte die Pferde mit einem leichten Zügelschlag in Bewegung. »Nichts. Ich dachte, ich hätte ein Reh gesehen, einen Bock.«
    »Warum hast du nichts gesagt? Die Kinder hätten liebend gern einen Bock gesehen.«
    »Ich habe ihn gerade erst bemerkt …«
    »Du hast während der letzten zwanzig Minuten in den Wald geschaut.«
    »Meine Gedanken sind ein wenig abgeschweift. Hatten deine Augen schon immer die Farbe von Schokolade?«
    »Ich …« Sie war über die Frage zu verblüfft, um zu merken, dass sie nur dazu diente, das Thema zu wechseln. Verwirrt berührte sie ihre Wange. »Sie sind braun.«
    »Nein, sie sind dunkler als braun. Vielleicht bemerkt man es nur im Kerzenlicht oder wenn die Sonne golden wird.«
    Wurde er etwa lyrisch?, fragte sie sich und hätte es gern herausgefunden. Noch nie hatte sie einen Mann zu Poesie inspiriert – zu Vertrauen vielleicht und gewiss zu Freundschaft, aber noch nie zu den hübschen Worten, die ausnahmslos schönen Frauen vorbehalten waren. Sie kam zu dem Schluss, die Tatsache, dass sie keine schöne Frau war, beantwortete die Frage zur Genüge.
    »Erst erzählst du mir, mein Haar hätte die Farbe von Baumrinde, und jetzt habe ich schokoladenfarbene Augen.« Ihre Lippen zuckten belustigt. »Ich bin ein wahrer Kakaobaum.«
    »Wachsen Kakaobohnen an Bäumen? Ich dachte, es wären Sträucher.«
    »Bäume«, versicherte sie ihm. »Wie dem auch sei, meine Augen haben die gleiche Farbe wie immer. Vielleicht sind sie ein wenig anders, wenn ich wütend bin.«
    »Und ich habe sie immer nur wütend gesehen«, stimmte er zu. »Wie kommt das, Kobold? Warum sind wir bis jetzt nicht miteinander ausgekommen?«
    »Du hast einmal gesagt, es sei Schicksal«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
    »Ah,

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