Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
Vom Netzwerk:
sie!«
    Beim Klang der dröhnenden Stimme, die von der Treppe herunterhallte, zuckte Mirabelle zusammen, aber da es eine der wenigen Stimmen im Haus ihres Onkels war, die sie nicht fürchtete, drehte sie sich um, um ihren Besitzer mit einem Lächeln zu begrüßen.
    Normalerweise wäre Mirabelle jemandem wie Mr Cunningham tunlichst aus dem Weg gegangen. Der Mann war laut, grob und schrecklich ungehobelt. Außerdem roch er aus Gründen, die ihr verborgen blieben, stets unweigerlich und überwältigend nach Essig und verdorbenem Kohl.
    Und zeugte es nicht von ihrer traurigen Lage, dachte sie, dass sie erleichtert darüber sein musste, ihn jetzt zu sehen? Aber andererseits war Mr Cunningham verglichen mit den anderen Gästen fast schon ein angenehmer Zeitgenosse. Trotz seiner abstoßenden Gewohnheiten war er ein gutmütiger Bursche. Man hätte ihn beinahe freundlich nennen können. Er hätte ihr niemals grausame Beleidigungen an den Kopf geworfen und hatte immer zumindest den Anstand besessen, seine Hände bei sich zu behalten.
    »Mirabelle, mein Mädchen«, brüllte er und ignorierte wie immer die Tatsache, dass sie schon vor geraumer Zeit ein Alter erreicht hatte, in dem es nicht länger angemessen war, sie beim Vornamen zu nennen. »Schön, dich zu sehen! Schön, dich zu sehen!«
    Als seine Stimme und sein Geruch sich näherten, wich sie unwillkürlich einen Schritt zurück und fragte sich nicht zum ersten Mal, warum jemand, der so laut sprach, dass er Tote hätte wecken können, es für nötig hielt, sich zu wiederholen.
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Mr Cunningham. Wollen Sie gerade nach draußen gehen?«
    »Nein, nein. Ich fühle mich nicht recht wohl, weißt du. Nicht recht wohl.«
    »Es tut mir leid, das zu hören«, sagte sie einigermaßen aufrichtig. »Nichts allzu Ernstes, hoffe ich?«
    »Durchaus nicht, durchaus nicht. Ein Anfall von kaltem Fieber, denke ich. Verwünschte Zeit, um daran zu erkranken.«
    »Ja«, erwiderte sie, da sie das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Nun, da du schon fragst, mein Mädchen – könntest du wohl jemanden mit etwas Brühe hinaufschicken? Ich habe geläutet, aber es ist niemand gekommen. Keine Menschenseele!«
    Alles andere hätte sie sehr überrascht. Dass außerhalb des Schlafzimmers und Studierzimmers ihres Onkels ein Klingelzug funktionierte, war äußerst unwahrscheinlich. Dass ein Diener sich die Mühe machte zu kommen, wenn außerhalb des Schlaf- oder Studierzimmers ihres Onkels jemand läutete, war noch geringer. Und die Wahrscheinlichkeit, dass beide Ereignisse gleichzeitig eintraten, ging gegen null.
    »Ich werde mich darum kümmern, aber nur Brühe? Möchten Sie nicht noch etwas anderes?«
    »Nun, ich hätte nichts dagegen, wenn die Brühe von dem blonden Hausmädchen mit dem üppigen Busen gebracht würde.« Er machte eine vielsagende Geste vor seiner ausladenden Brust. »Hätte überhaupt nichts dagegen. Ein solcher Anblick würde jeden Mann aufrichten, hm?«
    Sein Gesicht erhellte sich auf eine Weise, die Mirabelle einen weiteren Schritt zurücktreten ließ. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck.
    »Einen Mann aufrichten! Aufrichten!« Er lachte grölend über den eigenen Scherz und schickte einen Schwall kohlgeschwängerter Atemluft in ihre Richtung. »Verstehst du nicht, Mädchen?«
    »Doch«, presste sie hervor.
    »Nicht, dass ich zu viel mehr imstande wäre, als strammzustehen, wohlgemerkt«, gestand er und kicherte in sich hinein. »Oder dass sie mir auch nur die geringste Beachtung schenken würde – nicht, wenn Männer wie Lord Thurston im Haus sind. Ich habe doch richtig gehört, oder, Mädchen? Thurston wird sich zu uns gesellen?«
    »Ja, Mr Cunningham. Es sei denn, er fällt auf dem Weg hierher vom Pferd und bricht sich das Genick«, fügte sie mit so viel Hoffnung hinzu, dass er gluckste.
    »Ich habe Seine Lordschaft ein- oder zweimal bei Tattersall gesehen. Verteufelt gut aussehender Mann – dieser Schuft – erzähl mir nicht, es würde dir nicht gefallen, was er zu bieten hätte.«
    »Nur wenn es sein Kopf wäre und man ihn mir auf einem Teller brächte.«
    »Oh-ho, das glaube ich nicht. Ich glaube dir kein Wort. Andere magst du vielleicht täuschen können, Mädchen, aber mich nicht. Ich kenne dich, seit du klein warst, oder? Bin praktisch dein Onkel!«
    »Schön wär’s«, murmelte sie. Wenn sie schon einen peinlichen Onkel haben musste, wäre ihr dieser hier lieber gewesen. »Ich wette, der Baron

Weitere Kostenlose Bücher