Ein Fall für Al Wheeler
schnell ihn seine kurzen Beine trugen. Sein
Gesicht war ein wenig plump und ohne Falten, als ob es häufig massiert und
zumindest dreimal am Tag geschrubbt würde.
»Ich bin Harvey Stern«,
verkündete er atemlos, als er vor mir stehen blieb. »Meine Gehilfin sagte, Sie
seien vom Büro des Sheriffs .« Seine Stimme paßte in ihrer Sanftheit zu seinem rosa und weißen Teint.
Wenn man ihn säuberlich an den Knien abgeschnitten und in eine pastellfarbene
Vase gestellt hätte, so wäre er aufs Glücklichste in seiner Umgebung
aufgegangen, überlegte ich — sozusagen als Beweis für den guten, wenn auch
nicht erregenden Geschmack der Gastgeberin, was Blumendekorationen anbelangt.
»Lieutenant Wheeler«, sagte
ich. »Ich möchte gern ein paar Fragen wegen eines Mädchens namens Patty Keller
an Sie richten .«
»Ich habe davon gelesen .« Er schüttelte sorgenvoll den Kopf, zog dann ein makellos
weißes Taschentuch heraus und betupfte sich sachte die Stirn. »Eine
erschreckende Tragödie, Lieutenant! Ein so junges Mädchen, das noch das ganze
Leben vor sich hatte. Wie konnte sie nur den Wunsch hegen, sich umzubringen ?«
Ich seufzte geduldig. »Das ist
eine gute Frage, und ich versuche eben, eine Antwort darauf zu finden, Mr.
Stern. Vielleicht können Sie mir dabei helfen .«
»Ich?« Der überraschte Blick
erfolgte um eine Spur zu spät, um völlig spontan zu wirken. »Wieso ich,
Lieutenant?«
»Die Arkright -Glücksarche«, sagte ich. »Sie
haben sie doch dort kennengelernt, nicht wahr ?«
»Oh — das meinen Sie ?« Stern blickte leicht verlegen drein. »Könnten wir das
wohl unter vier Augen besprechen, bitte? Mein Büro ist gleich dort drüben .«
Ich folgte ihm zwischen von
Glaswänden abgeschirmten Orchideen-, Nelken-, Rosen- und Gladiolendschungeln,
an Eimern mit grünen Pflanzen und Töpfen mit Efeu vorbei, durch ein kleines
Gewächshaus, auf dessen Tischen sich Blumentöpfe drängten und sogar eine Gruppe
von Zwergbäumen, die sich meiner Ansicht nach hervorragend in die Träume eines
Köters namens Bobo eingefügt hätten. Schließlich
gelangten wir in Sterns Büro, und er schloß die Tür, wobei meine Stirnhöhle
dankbar registrierte, daß es in diesem Raum nicht eine einzige Schnittblume
gab. Stern begab sich hinter einen nierenförmigen Tisch und forderte mich auf,
mich auf einem der muldenartigen Fiberglasstühle niederzulassen, die intelligenterweise so geformt waren, daß sie sich nur für
Leute, die mit spitzen Hinterteilen gesegnet waren, zum Sitzen eigneten.
»Ich meine, die Mitgliedschaft
in einem Klub einsamer Herzen ist wohl kaum etwas, worüber Sie sich in der
Öffentlichkeit laut zu unterhalten wünschen, Lieutenant .« Stern gab ein verlegenes Kichern von sich. »Ihre Erwähnung ist immerhin ein
Zugeständnis, daß Sie in der Schule menschlicher Beziehungen versagt haben .«
»Die Einsamen sind Legion«,
zitierte ich beglückt. »Zumindest scheint man in der Striptease-Branche dieser
Ansicht zu sein. Wie dem auch sei, ich bin Polizeibeamter und kein
Psychoanalytiker, und es ist Patty Keller, an der ich interessiert bin .«
»Natürlich«, sagte er und
nickte eifrig. »Ich kann Ihnen leider nicht viel über sie erzählen, Lieutenant.
Sehen Sie, ich habe sie nur einmal getroffen. Der Klub legte wie gewöhnlich die
Verabredung für uns fest — vor etwa drei Monaten, soweit ich mich erinnere — , und das war das einzige Mal, daß ich sie gesehen habe.«
»Das Rendezvous war kein Erfolg ?«
»Leider nein.« Er schüttelte
betrübt den Kopf und ich wollte, er hätte aufgehört, dieses Kopfschütteln als
Interpunktion zu benutzen. Noch weitere fünf Minuten auf diese Weise, und ich
brauchte ein Beruhigungsmittel.
»Was für ein Typ Mädchen war
sie denn ?« bohrte ich nach.
»Sie war nicht sehr attraktiv —
physisch, meine ich«, sagte er vorsichtig. »Nicht daß ich dem Aussehen allzuviel Wichtigkeit beimesse. Verstehen Sie? Sie wußte
einfach nicht, wie man das Beste aus sich macht, und sie war komplett falsch
angezogen. Aber wie sie sich anzog, war nicht entscheidend — es war nur das
äußere Zeichen eines inneren Konflikts .«
Ich biß die Zähne aufeinander.
»Dann wollen wir doch einmal auf den Kern der Sache kommen, Mr. Stern. Meine
Phantasievorstellung vom vollkommenen weiblichen Wesen ist nicht weniger
unrealistisch als Ihre eigene, darauf gehe ich jede Wette ein. Warum halten wir
uns also nicht an die Tatsachen ?«
»Ja, Sir«, sagte er und
schluckte mühsam. »Natürlich,
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