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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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das riecht."
    "Aber er würde nicht erwarten, es zu riechen. Kein Grund, daß es ihm sofort einfallen müßte. Was mich betrifft, als ich in das Schlafzimmer kam, habe ich nichts in der Art gerochen, wie er es beschrieben hat."
    "Können Sie sich erinnern, an den anderen Tatorten etwas Seltsames gerochen zu haben?"
    "Nein, Ma'am. Was meinen Verdacht nur noch bestärkt, daß Matt es sich entweder eingebildet hat oder daß er uns auf eine falsche Fährte bringen will."
    Dann kam mir ein Gedanke: "In den drei anderen Fällen wurden die Frauen erst am nächsten Tag gefunden, nachdem sie mindestens schon zwölf Stunden tot dagelegen hatten. "
    Marino hielt an der Tür inne und zog ein ungläubiges Gesicht. "Sie meinen also, Matt kam heim, kurz nachdem der Mörder gegangen war, und der Mörder hat irgendeinen seltsamen Körpergeruch?"
    "Ich meine, es wäre eine Möglichkeit."
    Sein Gesicht straffte sich vor Zorn, und als er den Korridor hinunterstakte, hörte ich ihn murmeln: "Verdammte Weiber..."

5
    Der Sixth Street Market ist eine Art Strandpromenade ohne Meer, eines dieser offenen, sonnigen Einkaufszentren aus Glas und Stahl am nördlichen Ende des Bankenviertels im Herzen des Stadtzentrums. Ich konnte nicht oft zum Mittagessen ausgehen, und diesen Nachmittag hatte ich ganz bestimmt keine Zeit für einen solchen Luxus. Ich hatte eine Verabredung in weniger als einer Stunde, und es waren zwei plötzliche Tode und ein Selbstmord auf dem Weg ins Institut, aber ich mußte irgendwie abschalten. Marino ärgerte mich. Seine Haltung mir gegenüber erinnerte mich an die Zeit an der Universität.
    Ich war eine von vier Frauen in meiner Klasse in Hopkins. Am Anfang war ich zu naiv, um zu kapieren, was vor sich ging. Das plötzliche Quietschen von Stühlen, das laute Rascheln von Papier, wenn der Professor mich aufrief, das war alles kein Zufall. Es war kein Zufall, wenn alte Klausuren die Runde machten, aber für mich nie zugänglich waren. Die Entschuldigungen - "Du würdest meine Schrift nicht lesen können" - waren zu allgemein, wenn ich in den seltenen Fällen, in denen ich eine Vorlesung verpaßt hatte, von Student zu Student ging, um die Notizen von den anderen abzuschreiben. Ich war ein kleines Insekt, das sich dem fanatischen männlichen Spinnennetz gegenübersah, in dem ich zwar gefangen, aber nie ein Teil davon würde.
    Isolation ist die grausamste aller Strafen, und mir war nie in den Sinn gekommen, daß ich irgendwie weniger Mensch war, nur weil ich kein Mann war. Eine meiner Klassenkameradinnen gab irgendwann auf, eine andere bekam einen Nervenzusammenbruch. Überleben war meine einzige Hoffnung, Erfolg meine einzige Rache.
    Ich hatte gedacht, diese Tage lägen hinter mir, aber Marino ließ das alles wieder aufleben. Ich war jetzt verletzlicher, weil mir diese Morde ziemlich zusetzten, in einer Art, in der es andere nie getan hatten. Ich wollte damit nicht allein gelassen werden, aber Marino schien sich schon entschieden zu haben, nicht nur, was Petersen betraf, sondern auch, was mich betraf. . Der Mittagsbummel war beruhigend, die Sonne war klar und spiegelte sich in den Windschutzscheiben der vorüberfahrenden Autos. Die Doppelglastüren, die in die Markthalle führten, standen offen, um den Frühlingswind hereinzulassen, und in der Imbißetage war es so voll, wie ich es vermutet hatte. Ich wartete an der Salatbar, bis ich an die Reihe kam, und beobachtete dabei, wie die Leute vorbeigingen, junge Paare, die lachten und redeten und an kleinen Tischen aßen. Ich bemerkte Frauen, die allein zu sein schienen, in Gedanken versunkene Geschäftsfrauen, die teure Kostüme trugen und an Diätcola nippten oder Pita-Brote aßen.
    Es könnte ein Platz wie dieser sein, an dem der Mörder seine Opfer zum ersten Mal sieht, irgendein öffentlicher Platz. Aber was uns am meisten Kopfschmerzen bereitete und uns vor eine schier unlösbare Aufgabe stellte, war, daß die ermordeten Frauen weder in derselben Gegend der Stadt gelebt noch gearbeitet haben. Es war nicht anzunehmen, daß sie auswärts einkauften, aßen, ihre Bankgeschäfte erledigten oder irgend etwas anderes an einem gemeinsamen Ort taten. Richmond dehnt sich ziemlich aus, mit prächtigen Einkaufs- und Geschäftszentren in den vier Hauptvierteln der Stadt. Die Leute, die im Nordteil der Stadt leben, werden von den nördlichen Händlern versorgt, die Leute südlich des Flusses machen von den dortigen Geschäften Gebrauch, und dasselbe gilt für den Ostteil der Stadt. Ich

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