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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf der oberen Brusthälfte des toten Stadtrates "ein Hinweis auf den Schuß aus einer Schrotflinte aus nächster Nähe" waren. So diplomatisch wie möglich erklärte ich den Reportern, als sie mich später befragten, daß die "verstreuten" Löcher auf der Brust in Wirklichkeit therapeutische Zeichen waren, die entstanden waren, als die Notärzte dicke Nadeln in die Arterien einführten, um Blut zu übertragen. Die tödliche Verletzung des Stadtrates war eine kleinkalibrige Schußwunde an der Rückseite seines Kopfes. Die Reporter hatten einiges zu tun, um Amburgeys Schnitzer wieder auszubügeln.
    "Das Problem ist, daß er studierter Mediziner ist", sagte ich zu Bill. "Er weiß genug, um zu denken, daß er Experte in der Gerichtsmedizin sei, um zu denken, daß er meine Arbeit besser verrichten könnte, als ich es tue, und viele seiner Ansichten sind ein großer Haufen Mist."
    "Was du ihn dummerweise merken lässt."
    "Was soll ich denn tun? Zustimmen und genauso inkompetent wirken wie er?"
    "Es ist also ein einfacher Fall von beruflichem Neid", sagte er mit einem Achselzucken. "Das kommt vor."
    "Ich weiß nicht, was es ist. Wie, zum Teufel, erklärst du diese Dinge? Die Hälfte von dem, was die Leute tun und glauben, ergibt überhaupt keinen Sinn. Wer weiß, vielleicht erinnere ich ihn an seine Mutter."
    Die Wut in mir steigerte sich mit neuer Intensität, und ich bemerkte an dem Ausdruck auf seinem Gesicht, daß ich ihn dabei anstarrte. "Hey", entgegnete er und hob seine Hand, "du brauchst nicht auf mich sauer zu sein. Ich habe nichts getan."
    "Du warst dabei heute nachmittag, oder nicht?"
    "Was erwartest du? Soll ich Amburgey und Tanner mitteilen, daß ich nicht zu dem Treffen kommen kann, weil wir beide was miteinander haben?"
    "Natürlich konntest du ihnen das nicht sagen", meinte ich kläglich. "Aber vielleicht hätte ich gern gehabt, daß du es tust. Vielleicht wollte ich, daß du Amburgey k. o. schlägst oder so was."
    "Keine schlechte Idee. Aber ich glaube nicht, daß mir das bei den nächsten Wahlen helfen würde. Außerdem, du würdest mich wahrscheinlich im Gefängnis schmoren lassen. Würdest nicht mal meine Kaution bezahlen."
    "Das kommt darauf an, wieviel es wäre."
    "Mist."
    "Warum hast du mir nichts gesagt?"
    "Dir was gesagt?"
    "Von dem Treffen. Du mußt es seit gestern gewußt haben." Vielleicht wußtest du es schon länger, wollte ich sagen, und das ist der Grund, warum du mich am Wochenende nicht angerufen hast! Ich hielt mich zurück und sah ihn fest an.
    Er starrte wieder in sein Weinglas. Nach einer Pause antwortete er: "Ich sah keinen Sinn darin, es dir zu sagen. Es hätte dich nur beunruhigt, und mein Eindruck war , daß das Treffen pro forma war "
    "Pro forma?" Ich sah ihn ungläubig an. "Amburgey hat mich geknebelt und den halben Nachmittag damit verbracht, mein Büro auseinanderzunehmen, und das nennst du pro forma?"
    "Ich bin sicher, daß einiges von dem, was er getan hat, auf deine Enthüllung von dem Computereinbruch zurückzuführen war, Kay. Und ich wußte das gestern noch nicht. Zum Teufel, du hast es gestern selbst noch nicht gewußt."
    "Ich verstehe", antwortete ich kalt. "Niemand wußte davon, bis ich es gesagt habe."
    Stille.
    "Was willst du damit sagen?"
    "Es schien einfach ein unglaublicher Zufall, daß wir den Einbruch ein paar Stunden, bevor er mich in sein Büro zitierte, entdeckten. Ich hatte den seltsamen Gedanken, daß er vielleicht wußte ... "
    "Vielleicht tat er das."
    "Das beruhigt mich ungeheuer."
    "Es ist doch sowieso müßig", fuhr er gelassen fort. "Dann hat Amburgey eben von dem Einbruch gewußt, als du heute nachmittag in sein Büro gekommen bist, na und? Vielleicht hat jemand geredet - deine Computeranalytikerin zum Beispiel. Und das Gerede kam hoch bis in den vierundzwanzigsten Stock." Er zuckte mit den Achseln. "Das gab ihm nur noch mehr Grund zur Sorge, oder? Und wenn es so ist, bist du nicht darüber gestolpert, weil du schlau genug warst, die Wahrheit zu sagen."
    "Ich sage immer die Wahrheit."
    "Nicht immer", bemerkte er verschmitzt. "Du sagst nie die Wahrheit über uns - weil du gar nichts sagst."
    "Vielleicht wußte er es", unterbrach ich ihn. "Ich will nur hören, daß du nichts wußtest."
    "Ich wußte nichts." Er sah mich fest an. "Ich schwöre es. Wenn ich irgend etwas davon gehört hätte, hätte ich dich vorgewarnt, Kay. Ich wäre zur nächsten Telefonzelle gerannt und -"
    "Und wärst als Superman herausgestürmt."
    "Zum Teufel", murmelte er, "jetzt

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