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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ich glaube, ich habe sie gedemütigt, ohne es zu wollen. Seither macht sie mir die Hölle heiß."
    "Was? Sie ruft dich an, schickt dir Drohbriefe?" Ich war nicht ganz ernst. Ich war auch nicht gefaßt auf das, was er als nächstes sagte. "Der Mist, den sie geschrieben hat. Die Tatsache, daß es vielleicht aus deinem Computer stammt. So verrückt es klingt, ich glaube, der Grund dafür ist persönlicher -"
    "Die Informationen? Willst du damit sagen, daß sie in meinen Computer einbricht und reißerische Details von diesen Fällen veröffentlicht, um dir eins auszuwischen?"
    "Wenn diese Fälle vor Gericht kommen, wem, zum Teufel, schadet es denn?"
    Ich antwortete nicht. Ich starrte ihn ungläubig an.
    "Mir. Ich bin derjenige, der die Anklage in diesen Fällen vertritt. Sensationelle, verabscheuungswürdige Fälle, die vermasselt werden, weil dieser ganze Dreck in den Zeitungen steht; niemand wird mir Blumen oder Dankesbriefchen schicken. Sie weiß das ganz genau, Kay. Sie hängt es mir an, das ist es, was sie tut."
    "Bill", sagte ich und senkte meine Stimme, "es ist ihr Job, aggressive Berichte zu schreiben, alles zu drucken, was sie in die Hände bekommt. Aber die Fälle können im Gericht nur dann vermasselt werden, wenn der einzige Beweis ein Geständnis ist. Dann bringt die Verteidigung ihn dazu, seine Meinung zu ändern. Er nimmt alles zurück. Es wird so argumentiert, daß der Typ psychotisch ist und die Details der Morde kennt, weil er sie in der Zeitung gelesen hat. Er hat sich eingebildet, daß er die Morde begangen hat. Und all so einen Unsinn. Das Ungeheuer, das diese Frauen umbringt, wird sich nie selbst stellen oder irgend etwas gestehen." Er leerte sein Glas und füllte es wieder nach. "Vielleicht nehmen die Cops ihn als Verdächtigen fest und bringen ihn dazu, zu reden. Vielleicht läuft es so. Und es könnte das einzige sein, was ihn mit den Verbrechen verbindet. Es gibt keinerlei Beweismaterial, das irgendwie von Bedeutung ist -"
    "Kein Beweismaterial?" unterbrach ich ihn. Sicher hatte ich nicht richtig gehört. Benebelte der Wein seinen Verstand? "Er hinterläßt massenhaft Samenflüssigkeit. Er wird gefaßt, und die DNS-Analyse wird ihn festnageln -"
    "O ja! Ganz sicher. Die DNS-Muster, die genetischen Fingerabdrücke, sind in Virginia erst ein paarmal bei Gericht zur Anwendung gekommen. Im ganzen Land gibt es nur sehr wenige Präzedenzfälle, sehr wenige Verurteilungen - und gegen jede einzelne davon wurden Revisionsverfahren eingeleitet. Versuch mal einem Schwurgericht in Richmond zu erklären, daß der Typ aufgrund der DNS schuldig ist. Man kann glücklich sein, wenn man einen Geschworenen findet, der DNS buchstabieren kann. Sobald mal einer einen IQ über vierzig hat, wird die Verteidigung einen Grund dafür finden, ihn auszuschließen, damit habe ich es Woche für Woche zu tun ... "
    "Bill... "
    "Zum Teufel." Er lief in der Küche auf und ab. "Es ist schwer genug, eine Verurteilung zu erreichen, wenn fünfzig Leute schwören, daß sie gesehen haben, wie der Kerl abgedrückt hat. Die Verteidigung kommt mit einer Herde von Experten an, die Schlamm in das Wasser werfen und alles hoffnungslos durcheinanderbringen. Gerade du weißt doch, wie kompliziert diese DNS-Untersuchung ist."
    "Bill, ich habe den Geschworenen schon ähnlich komplizierte Dinge erklärt."
    Er wollte etwas sagen, hielt sich aber zurück. Er starrte erneut auf den Küchenboden und nahm noch einen Schluck Wein. Die Stille lag schwer im Raum. Wenn der Ausgang der Verhandlungen nur von den DNS-Ergebnissen abhing, dann befand ich mich in der Position des Hauptzeugen der Anklage. Ich war schon viele Male in dieser Position gewesen, und ich konnte mich nicht erinnern, daß Bill sich jemals übermäßig Sorgen deswegen gemacht hatte. Irgend etwas war dieses Mal anders.
    "Was ist los?" brachte ich schließlich hervor. "Bist du beunruhigt wegen unserer Beziehung? Glaubst du, daß irgend jemand es herauskriegen und uns beschuldigen könnte, daß wir für unseren Beruf zusammen ins Bett gehen - daß man mich beschuldigt, die Ergebnisse zu manipulieren, um der Anklage zu helfen?"
    Er sah mich an, sein Gesicht wurde rot. "So etwas denke ich überhaupt nicht. Es stimmt schon, daß wir zusammen waren, na und? Wir sind zusammen essen gegangen und ein paarmal ins Theater ... "
    Er mußte den Satz nicht beenden. Niemand wußte von uns. Normalerweise kam er zu mir, oder wir fuhren an irgendeinen entfernten Ort wie Williamsburg oder D. C., wo es eher

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