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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie in ihrer Arbeit inne und sah mich direkt an. "Ich habe mir einen Finger aufgerieben, Tante Kay. Siehst du?" Sie hielt ihre linke Hand hoch. Ein Finger blutete leicht über dem Knöchel.
    "Oje! Warte, ich hole ein Pflaster ..."
    "Ein bißchen ist in den Käse hineingekommen", fuhr sie fort und klang, als ob sie den Tränen nahe wäre.
    "Das klingt, als brauchten wir einen Krankenwagen", verkündete Bill und überraschte Lucy, indem er sie von ihrem Schemel herunterhob und seine Arme um ihre Hüften schloß. Sie befand sich in einer komischen hockenden Position. "Rerrr-RERRRRRRRRRR ..." Er heulte wie eine Sirene und trug sie hinüber zum Waschbecken. "Drei-eins-sechs, wir bringen einen Notfall - hübsches kleines Mädchen mit einem blutenden Finger. Bitte veranlassen Sie, daß Dr. Scarpetta ein Pflaster bereithält..."
    Lucy schrie vor Lachen. Für einen Moment hatte sie ihren Finger vergessen und starrte Bill mit offener Bewunderung an, als er eine Flasche Wein entkorkte.
    "Du mußt ihn atmen lassen", erklärte er ihr freundlich. "Schau, er muß jetzt eine Stunde oder so sein Aroma entfalten können. Er wird reifer mit der Zeit, wie alles im Leben. "
    "Kann ich etwas haben?"
    "Nun ja", antwortete er mit übertriebenem Ernst, "mir soll's recht sein, wenn deine Tante Kay nichts dagegen hat. Aber daß du uns nicht albern wirst."
    Ich machte in aller Ruhe die Pizza fertig, strich die Sauce auf den Teig und belegte ihn mit dem Fleisch, dem Gemüse und dem Parmesankäse. Dann verteilte ich den Mozzarella darüber und schob die Form in den Ofen. Bald füllte der Geruch von Knoblauch die Küche, und ich kümmerte mich um den Salat und deckte den Tisch, während Lucy und Bill miteinander redeten und lachten.
    Wir aßen erst spät und das Glas Wein für Lucy war anscheinend keine schlechte Idee gewesen. Als ich den Tisch abräumte, fielen ihr fast die Augen zu, sie war eindeutig müde, obwohl sie Bill sehr unwillig gute Nacht sagte; er hatte ihr Herz voll und ganz erobert.
    "Das war wirklich großartig", sagte ich zu ihm, nachdem ich sie ins Bett gesteckt hatte. "Ich weiß nicht, wie du es angestellt hast. Ich hatte Angst davor, wie sie reagieren würde ... "
    "Du dachtest, sie würde mich als Konkurrenz betrachten. " Er lächelte ein wenig.
    "Sagen wir es mal so. Ihre Mutter schlittert von einer Beziehung in die nächste mit so ziemlich allem, was zwei Beine hat."
    "Das heißt, daß sie nicht sehr viel Zeit für ihre Tochter hat." Er füllte unsere Gläser nach.
    "Freundlich ausgedrückt."
    "Das ist eine Schande. Sie ist ein kluges Köpfchen. Muß deine Intelligenz geerbt haben." Er nahm langsam einen Schluck Wein und fügte hinzu: "Was macht sie den ganzen Tag, wenn du arbeitest?"
    "Bertha ist hier. Die meiste Zeit ist Lucy in meinem Arbeitszimmer und hämmert auf den Computer ein."
    "Macht sie Spiele damit?"
    "Kaum. Ich glaube, sie weiß mehr über das verdammte Ding als ich. Letztes Mal, als ich nachgesehen habe, programmierte sie in Basic und reorganisierte meine Datenbasis."
    Er starrte nachdenklich in sein Weinglas. Dann fragte er: "Kannst du deinen Computer benutzen, um d en in der Stadt anzuwählen?"
    "So etwas darfst du nicht einmal denken!"
    "Na ja." Er sah mich an. "Für dich wäre es besser. Vielleicht hatte ich nur einen kleinen Hoffnungsschimmer."
    "Lucy würde so etwas nicht tun", sagte ich bestimmt. "Und ich weiß nicht, inwiefern ich besser dran wäre, wenn es so wäre."
    "Besser deine zehnjährige Nichte als ein Reporter. Amburgey würde von dir ablassen."
    "Amburgey wird nie von mir ablassen", sagte ich schnippisch.
    "Das stimmt", erwiderte er trocken. "Er steht jeden Morgen auf, nur um seine Spielchen mit dir zu treiben."
    "Ich fange langsam an, das zu glauben." Amburgey hatte seine Ernennung in erster Linie der schwarzen Bevölkerung der Stadt zu verdanken und protestierte öffentlich dagegen, daß die Polizei sich nicht um Morde kümmerte, wenn die Opfer nicht weiß waren. Dann wurde ein schwarzer Stadtrat in seinem Auto erschossen, und Amburgey und der Bürgermeister betrachteten es als gute Öffentlichkeitsarbeit, nehme ich an, am nächsten Morgen unangemeldet in der Leichenschauhalle zu erscheinen.
    Vielleicht wäre es nicht so schlimm gewesen, wenn Amburgey Fragen gestellt hätte, während er mir bei der Autopsie zusah. Die Kombination aus Arzt und Politiker trieb ihn dazu, die Presse, die draußen vor dem Gebäude wartete, vertraulich darüber zu informieren, daß die "verstreuten Kugelwunden"

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