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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht übelnehmen."
    Sein Gesicht war angespannt: "Denken Sie nach, was Sie an jenem Morgen getan haben, Kay. Wir müssen sichergehen, daß dieses Zeug von Ihnen stammt. Wenn es so ist, dann sollten wir unsere Vermutungen in den Mordfällen überdenken, und was das Glitzerzeug betrifft... "
    "Nein", unterbrach ich ihn. "Es ist unmöglich, daß ich das Zeug auf den Leichen hinterlassen habe, Neils. Ich hatte die ganze Zeit Handschuhe an, während ich an ihnen arbeitete. Ich habe die Handschuhe ausgezogen, als Wingo den PERK gefunden hat. Ich habe die Mappe mit meinen bloßen Händen angefaßt."
    Er fragte: "Was ist mit Haarsprays, Kosmetika? Irgend etwas, was Sie immer verwenden?"
    "Unmöglich", wiederholte ich. "Dieser Rückstand ist nicht aufgetaucht, als wir die anderen Leichen untersucht haben. Nur bei diesen vier Fällen."
    "Gutes Argument."
    Wir dachten eine Weile nach.
    "Trugen Betty und Wingo Handschuhe, als sie diese Akte in die Hand nahmen?" fragte er noch einmal nach.
    "Ja, das taten sie. Deshalb hinterließen sie auch keine Fingerabdrücke."
    "Also ist es unwahrscheinlich, daß der Rückstand von ihren Händen stammen kann?"
    "Er muß von mir sein. Außer jemand anders hat die Akte angefaßt."
    "Irgend jemand, der sie auch in den Kühlraum gelegt hat, wie Sie immer noch vermuten?" Vander blickte skeptisch drein. "Es waren nur Fingerabdrücke von Ihnen drauf, Kay."
    "Aber die Flecken, Neils. Die könnten von jedem sein." Natürlich wäre das möglich. Aber ich wußte, daß er es nicht glaubte.
    Er fragte: "Was genau haben Sie getan, bevor Sie nach oben kamen?"
    "Ich obduzierte ein Fahrerfluchtopfer."
    "Und dann?"
    "Dann kam Wingo mit der Mappe herüber, und ich brachte sie direkt zu Betty."
    Er betrachtete nüchtern meine blutbefleckte Schürze und meinte: "Sie trugen Handschuhe bei der Obduktion?"
    "Natürlich, und ich zog sie aus, als Wingo mir die Mappe brachte, wie ich schon erklärt habe -"
    "Die Handschuhe waren mit Talk beschichtet."
    "Ich glaube nicht, daß es das sein könnte."
    "Wahrscheinlich nicht, aber es ist zumindest ein Ausgangspunkt. "
    Ich ging zurück in den Sektionssaal, um ein Paar dieser Handschuhe zu holen. Einige Minuten später riß Vander die Packung auf und untersuchte die Handschuhe mit dem Laser.
    Nicht ein Schimmer, der Talkstaub ergab keine Reaktion. Wir hatten es aber auch nicht wirklich erwartet, da wir bereits mehrere Körperpuder aus den Wohnungen der ermordeten Frauen getestet hatten, in der Hoffnung, die glitzernde Substanz zu identifizieren. Die Puder, die mit Talk hergestellt sind, hatten auch nicht reagiert.
    Die Lichter gingen wieder an. Ich rauchte und dachte nach. Ich versuchte, mich an jeden Schritt zu erinnern, den ich gemacht hatte, von dem Moment an, als Wingo mir die Mappe gezeigt hatte, bis ich in Vanders Büro angekommen war. Ich war gerade mit den Koronararterien beschäftigt gewesen, als Wingo mit den PERKs herüberkam: Ich legte das Skalpell nieder, streifte die Handschuhe ab und öffnete die Mappe, um die Präparate anzuschauen. Ich ging hinüber zum Waschbecken, wusch kurz meine Hände und tupfte sie mit einem Papierhandtuch trocken. Als nächstes ging ich zu Betty hinauf. Berührte ich irgend etwas in ihrem Labor? Ich konnte mich nicht daran erinnern.
    Es war das einzige, was mir einfiel. "Die Seife, die ich oben benützte, als ich mich gewaschen habe. Wäre das möglich?"
    "Unwahrscheinlich", antwortete Vander sofort. "Vor allem, wenn Sie sie abgespült haben. Wenn die Seife, die Sie täglich benützen, reagieren würde, dann hätten wir das glitzernde Zeug schon die ganze Zeit auf allen Leichen und Kleidern. Ich bin mir ziemlich sicher, daß dieser Rückstand von irgend etwas Pulverartigem stammt. Die Seife, die Sie oben benützen, ist eine Desinfektionslösung, also flüssig, oder?"
    Das stimmte, aber die hatte ich nicht benutzt. Ich hatte es zu eilig, um zum Umkleideraum zurückzugehen und mich mit dem pinkfarbenen Desinfektionsmittel zu waschen, das in Flaschen neben dem Waschbecken hängt. Statt dessen war ich zu dem nächstgelegenen Waschbecken gegangen, dem im Sektionssaal, wo ein Metallspender voll mit dem körnigen, grauen Seifenpulver hing, das überall im Gebäude verwendet wurde. Es war billig. Ich hatte keine Ahnung, woraus es bestand. Es war fast geruchlos, löste sich nicht auf und schäumte nicht. Es war, als würde man sich mit nassem Sand die Hände waschen.
    Hinten im Korridor gab es eine Damentoilette. Ich ging einen Moment hinaus

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