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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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verrückt, sein Gesicht zu zeigen. Ein Cop erzählte mir, sie hätten jeden auf der Straße angehalten.
    Wenn sie dich spätabends herumlaufen sehen, dann überprüfen sie dich. Schreiben sich auch Autokennzeichen auf, wenn sie sehen, daß dein Auto spätabends irgendwo herumsteht."
    "Welcher Cop?" Ich sah ihn an. Wir hatten keine Fälle aus Richmond heute morgen, es waren auch keine Cops aus Richmond hier gewesen. "Welcher Cop hat Ihnen das erzählt?"
    "Einer von den Cops, die heute morgen mit dem Ertrunkenen herkamen."
    "Aus James City County? Woher wußte er, was gestern nacht in Richmond passierte?"
    Wingo sah mich verdutzt an. "Sein Bruder ist ein Cop hier in der Stadt."
    Ich wendete mich ab, damit er meine Verwirrung nicht sehen konnte. Zu viele Leute redeten. Ein Cop, dessen Bruder ein Cop in Richmond war, erzählte diese Dinge Wingo, einem Fremden. Was wurde so nst noch geredet? Es gab zuviel Gerede. Zuviel. Die unbedeutendsten Bemerkungen erschienen in einem anderen Licht, ich wurde mißtrauisch gegenüber allem und jedem.
    Wingo sagte: "Meiner Meinung nach ist der Typ untergetaucht. Er kühlt sich für eine Weile ab, bis sich alles ein wenig beruhigt hat." Er machte eine Pause, Wasser prasselte auf den Tisch. "Entweder das, oder er hat letzte Nacht zugeschlagen und die Leiche ist noch nicht gefunden worden. "
    Ich sagte nichts, meine Verwirrung wurde immer größer.
    "Ich weiß nicht." Seine Stimme wurde durch spritzendes Wasser übertönt. "Man kann sich schwer vorstellen, daß er es versuchen würde. Zu riskant, wenn Sie mich fragen. Aber ich weiß, es gibt da mehrere Theorien. Man sagt, manche von diesen Typen werden mit der Zeit immer frecher. Sie führen alle an der Nase herum, aber in Wahrheit wollen sie eigentlich gefaßt werden. Vielleicht kann er nicht anders und bittet darum, daß ihn jemand davon abhält ... "
    "Wingo ...", warnte ich.
    Er schien mich nicht zu hören und fuhr fort: "Es muß eine Art Krankheit sein. Er weiß, daß er krank ist. Ich bin mir dessen ziemlich sicher. Vielleicht bittet er darum, daß ihn jemand vor sich selbst rettet... "
    "Wingo!" Ich hob meine Stimme und drehte meinen Stuhl herum. Er hatte das Wasser abgestellt, aber es war zu spät. Meine Worte waren heraus und erschreckend laut in dem stillen, leeren Saal. - "Er will nicht gefaßt werden!"
    Seine Lippen öffneten sich vor Überraschung, sein Gesicht war schmerzerfüllt wegen meiner Härte. "Großer Gott! Ich wollte Sie nicht aufregen, Dr. Scarpetta. Ich ... "
    "Ich rege mich nicht auf 1 ', antwortete ich kurz. "Aber Menschen wie dieser Bastard wollen nicht gefaßt werden, okay? Er ist nicht krank, okay? Er ist asozial, er ist böse, und er tut es, weil er es tun will, okay?"
    Mit leise quietschenden Schuhen nahm er langsam einen Schwamm aus dem Waschbecken und fing an, die Seiten des Tisches abzuwischen. Er vermied es, mich anzusehen. Ich starrte ihn niedergeschlagen an. Er sah bei seiner Arbeit nicht mehr auf.
    Ich fühlte mich schlecht. "Wingo?"
    Ich schob mich von dem Schreibtisch weg. "Wingo?"
    Er kam widerwillig zu mir herüber, und ich berührte sanft seinen Arm. "Es tut mir leid. Ich habe keinen Grund, Sie so schroff zu behandeln."
    "Kein Problem", sagte er, und das Unbehagen in seinen Augen machte mich fast verrückt.
    "Ich weiß, was Sie durchmachen. Bei all dem, was passiert und so. Macht mich auch verrückt, wissen Sie. Ich sitze die ganze Zeit herum und überlege, was man tun könnte. All der Kram, mit dem Sie in diesen Tagen konfrontiert werden, und ich weiß nicht, was ich machen kann. Ich wünschte, nun, ich wünschte einfach, ich könnte irgend etwas tun ... "
    Also, das war es! Ich hatte nicht so sehr seine Gefühle verletzt, sondern eher seine Sorgen verstärkt. Wingo machte sich Sorgen um mich. Er wußte, daß ich in diesen Tagen so stark angespannt war, daß ich zu zerbrechen drohte. Vielleicht sahen das die anderen langsam auch. Die durchgesickerten Informationen, der Computereinbruch, die falsch etikettierten Objektträger. Vielleicht wäre niemand überrascht, wenn ich bald für inkompetent gehalten wurde. -
    "Wir haben es erwartet", würden die Leute sagen. "Sie verlor langsam den Verstand."
    Eines war sicher, ich schlief nicht mehr gut. Selbst wenn ich versuchte, mich zu entspannen, arbeitete mein Gehirn weiter wie eine Maschine. Es arbeitete weiter und weiter, bis meine Nerven summten wie Stromleitungen.
    Gestern nacht hatte ich versucht, Lucy aufzuheitern, indem ich sie zum Abendessen und

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