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Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)

Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)

Titel: Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Le Huray
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diese riesigen Löcher, groß wie ein Faust, tatsächlich von einer einzigen Motte stammen konnten. Und ihr wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken, dass sie nun den teuren Stoff aus eigener Tasche bezahlen musste.
    Auf das Geld von Familie Lieblich für das aufwändige Hochzeitskleid und zwei edle Seidenkostüme wartete sie auch schon seit Monaten. Frau Weber seufzte. Der Stoffverkauf lief schlecht und nur noch wenige Leute ließen sich Kleider bei der Schneiderin nähen. Den Urlaub hatten sie dieses Jahr schon getrichen, nun musste wohl auch die neue Waschmaschine warten. Immer diese Geldsorgen!
    Während Felix und Laura die Treppe hinauf schlurften, um sich anzuziehen, bimmelte das Glöckchen an Ladentür. Frau Lieblich kam herein, mit einem großen lila Blumenstrauß in der Hand.
    „Ach, Frau Weber“, sagte sie und machte ein verzweifeltes Gesicht. „Es tut mir so leid, dass wir die Rechnung noch nicht bezahlt haben. Wissen Sie, die Hochzeit war so teuer. Und dann das kaputte Auto. Aber nächste Woche bekommen Sie ihr Geld, ganz bestimmt.“ Sie drückte Frau Weber den Blumenstrauß in die Hand. „Hier, für Sie, als kleine Entschuldigung. Lavendel aus unserem Garten.“
    „Oh, danke schön“, sagte Frau Weber. „Der duftet ja herrlich.“
    Hätten die beiden Frauen genau gehorcht, dann hätten sie im obersten Stoffregal ein leises Kratzen gehört. Die Motte war nämlich aufgewacht und fragte sich entsetzt, woher plötzlich der unerträgliche Gestank kam. Für Motten gibt es nämlich kaum etwas Scheußlicheres als Lavendel. Außer Spinnen und Bauchweh natürlich.
    Nachdem Frau Lieblich noch hundertmal versprochen hatte, nächste Woche ganz sicher zu bezahlen, verabschiedete sie sich endlich.
    Frau Weber legte den Blumenstrauß auf den Verkaufstresen und ging eine Vase holen. Dazu ließ sie die Tür vom Laden zur Werkstatt offen, außerdem die Tür von der Werkstatt zur Wohnung.
    „Pfui Spinne! Das ist ja nicht auszuhalten“, dachte die Motte. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte sie sich die Nase zugehalten. „Nix wie weg hier!“
    Während Frau Weber in der Abstellkamer ein passendes Gefäß für den Lavendel suchte, flüchtete der riesige Falter aus dem Laden. Unbemerkt flog er in die Werkstatt, weiter durch das Treppenhaus und über den Flur. Aus einem Raum kam ihm ein paradiesicher Duft entgegen: Verschwitzte Wollsocken! Die Tür stand offen, die Socken lagen mitten im Zimmer auf dem Fußboden.
    Eigentlich war die Motte schon pappsatt, aber diese Delikatesse konnte sie sich nicht entgehen lassen. Im Nu waren die leckersten Stellen herausgeknabbert. Die Socken schmeckten prima! Doch bald war ihr Bauch so voll, dass sie keinen Bissen mehr hinunterbringen konnte. Vollgefressen und schwerfällig flog die Motte auf den Kleiderschrank, machte es sich dort gemütlich und hoffte, nun endlich ungestört schlafen zu können.
    Als Felix aus dem Badezimmer kam, fiel ihm auf, dass er seine Klamotten vom Vortag noch nicht aufgeräumt hatte. Er räumte den Rucksack weg, stellte die Wanderstiefel in die Ecke, schnappte die Hose, um sie in die Wäschetonne zu werfen, bückte sich nach den Socken … „Neeiin!“
    Laura eilte herbei. „Ist heute ‚Tag des Schreiens’?“, fragte sie leicht genervt.
    „Schau mal, da.“ Felix streckte ihr die Fetzen entgegen.
    Mit angeekelter Mine hielt Laura sich die Nase zu. „Iiih, stinkt ja widerlich“, kreischte sie. „Was soll das sein?“
    „Das waren meine Wandersocken“, antwortete Felix und schaute kopfschüttelnd auf den mickrigen Rest gestrickter Wolle. „Die Viecher haben sie aufgefressen.“
    Seine Schwester zuckte mit den Achseln. „Na ja, wenn man stinkenden Käse mag …“ Sie duckte sich gerade noch rechtzeitig, um nicht von der fliegenden Stinkesocke getroffen zu werden. „Tja, kleiner Bruder, vielleicht solltest du dein Zimmer besser in Ordnung halten“, sagte Laura schnippisch.
    Sie war erst elf, gerade mal eineinhalb Jahre älter als Felix. Trotzdem spielte sie sich gern als große Schwester auf. Außerdem war sie manchmal ein bisschen pingelig. Und sie tickte nicht ganz richtig, wenn Pascal aus der 6b in der Nähe war. Aber sonst war sie ganz in Ordnung.
    Nachdenklich warf Felix die ehemaligen Strümpfe in den Abfalleimer. Ob die Maus oder Ratte oder was auch immer wohl noch in seinem Zimmer war? Bei dem Gedanken war ihm nicht wirklich wohl. Spinnen oder Regenwürmer waren für Felix kein Problem. Aber wenn möglicherweise eine ausgewachsene

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