Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)
hervor. Dann schloss er schnell die Schranktür, denn das fliegende Ungetüm machte schon besonders gierige Augen.
„Hier, kannst du haben“, krächzte Felix, warf den Pullover auf den Boden und wich selbst einen Schritt zurück. Sofort stürzte sich das riesige Vieh darauf und biss faustgroße Löcher heraus.
Felix hockte sich auf sein Bett und beobachtete das fressende Ungeheuer. Er hatte so ein Tier schon mal gesehen, aber doch wieder nicht. Es hatte gelblich-weiße Flügel, fraß Stoff, anscheinend mit Vorliebe Wolle …
In Felix’ Kopf rasten die Gedanken wie ein Schnellzug, dann erinnerte er sich an die besonderen Feinde von Papas Stoffgeschäft und Mamas Werkstatt. „Eine Motte!“, rief er erstaunt aus. „Du bist eine Monstermotte!“
Er betrachtete sie genauer. So schlimm fand er sie gar nicht. Eigentlich sah sie sogar recht hübsch aus. Der Kopf war strubbelig, wie blondes Fell. Die Flügel glänzten silbrig, hinten waren sie ein bisschen ausgefranst. Die sechs Beine wirkten eher zart, beinahe elegant.
Die Gedanken in Felix’ Kopf rasten jetzt wie ein Düsenjäger. Motten fraßen Stoff, keine Menschen. Zumindest war ihm von normalen Motten nichts dergleichen bekannt.
Schon manchmal hatte Felix gedacht, ein Haustier wäre cool. Aber einen Fisch fand er zu langweilig, einen Vogel zu laut, einen Hamster nachts zu nervig und einen Hund wollte Mama nicht. Vielleicht konnte er die Monstermotte behalten? Wenn er sie immer gut fütterte …
Vom Pulli fehlte ein großes Stück, jetzt war die Motte anscheinend satt. Sie erhob sich in die Luft, flatterte ein bisschen herum.
Plötzlich setzte sie sich auf die Bettdecke. Felix wich zurück und presste das Kopfkissen vor seine Brust. Ängstlich hielt er die Luft an. Die Kauwerkzeuge sahen sehr gefährlich aus, scharf und mit vielen kleinen Zähnen. Doch die Motte biss weder in Felix’ Hand, noch in das Kopfkissen, auch nicht in die Bettdecke. Sie saß einfach da und schaute ihn an, aus ihren großen, schwarzen, kugelrunden Augen.
Felix fiel ein, dass er mal wieder atmen sollte. Er holte besonders tief Luft, dann sagte er mit zitternder Stimme: „Hallo, ich bin Felix. Und wer bist du?“
Das war natürlich eine selten blöde Frage, denn Motten können ja nicht sprechen. Aber wenn man zum ersten Mal einem Monster gegenüber sitzt, dann sagt man eben nicht nur schlaue Dinge.
Felix erkannte gleich seinen Fehler, deshalb versprach er: „Ich werde dir einen Namen geben.“
Wieder rasten die Gedanken durch seinen Kopf, diesmal so schnell wie eine Rakete. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Du heißt MM“, sagte er und nickte zufrieden. „Ich bin Felix“, stellte er sich vor und zeigte auf sich. Dann deutete auf den großen Falter. „Du bist MM, die MonsterMotte“.
Die MonsterMotte kam zwei Schritte näher. Direkt vor Felix stand sie jetzt. Nur das Kopfkissen war noch zwischen ihm und MM. Sie nickte mit dem blonden Kopf, als wolle sie Felix begrüßen und sich für den Namen bedanken.
Wieder hielt Felix die Luft an. Freund oder Feind? Er musste es jetzt wissen. Zaghaft streckte er eine Hand aus und strich damit über den strubbeligen Haarschopf. Er fühlte sich an wie ein etwas störrischer Pelz.
Der Motte schien es zu gefallen, sie drückte vorsichtig mit dem Kopf gegen Felix’ Hand.
„MM, die MonsterMotte“, murmelte Felix noch mal. Erschöpft aber lächelnd legte er das Kissen zurück und ließ seinen Kopf darauf fallen.
Trotz tausend Fragen und wirrer Gedanken schlief er endlich ein – mit einem Geheimnis, einem Haustier, das ihm allein gehörte.
Den kaputten Pulli auf dem Boden hatte Felix vollkommen vergessen. Er ahnte nicht, dass diese Vergesslichkeit sein Geheimnis verraten sollte.
4. Dem Geheimnis auf der Spur
„Hey, kleiner Bruder, kommst du frühstücken?“ Laura stürmte ins Zimmer. „Wieso ist dein Licht noch an? Und was ist mit dem kaputten Pulli auf dem Boden?“
„Ich, ähm, huääääh!“ Felix gähnte laut und lang. Nicht nur, weil er eben erst aufgewacht war, sondern auch, um Zeit zu gewinnen.
Laura betrachtete die faustgroßen Löcher in Omas Strickarbeit. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf. „Sag bloß –
holen die Ratten jetzt schon Klamotten aus dem Schrank? Das muss ich gleich Papa sagen!“ Schon wollte sie in den Laden sausen.
„Nein, warte, es sind keine Ratten“, gab Felix zu. Vielleicht war es besser, seine Schwester einzuweihen. „Es ist … Schließ mal die Tür.“
„Jetzt
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