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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Anschuldigung zerschneiden, zunichte machen.
    Corner hat die Zeit, in der Stanford sprach, genützt. Aus seiner Rocktasche hat er die Diamanten genommen. Mit einer aufreizenden Bewegung legt er sie dem Baron vor die Nase.
    „Hier sind die Diamanten, Herr Baron. Man hat sie in Ihrer Jagdhütte in Hertford gefunden.“
    „Lächerlich... Sie werden ja hoffentlich nicht an solche Mätzchen glauben“, es ist mehr ein Stöhnen als ein Sprechen. Dicke Schweißperlen rollen dem Baron in die Augen. Seine Hände formen sich nervös zu Fäusten, die sich gegeneinanderreiben, als könnten sie damit seine Worte untermauern. Unbeirrt fährt der Inspektor fort:
    „Man sagt, Sie hätten den Überfall nur fingiert?!“
    „Nun gestehen Sie mal, Inspektor, wer Ihnen solche Märchen erzählt?“ schaltet sich Stanford wieder ein. Er ist nicht mehr ganz so ruhig.
    „Ein Zeuge sozusagen.“
    Stanford lacht ein hysterisches Lachen. „Den möchte ich sehen...“
    Und da geschieht es.
    „Das können Sie. Der Zeuge bin ich.“ Perry hat seinen Standort nicht verändert, als er unsichtbar diese Worte spricht. Er hat sich nur etwas vorgebeugt.
    Im Raum ist es totenstill geworden. Nur das keuchende Atmen des Barons ist zu hören.
    Stanford sitzt mit entsetzt aufgerissenen Augen in seinem Sessel, während seine Hände fahrige Bewegungen machen.
    Auch Inspektor Corner und dem Sergeanten hat es für Augenblicke die Sprache verschlagen, wenn sie sich auch alle Mühe geben, sich nichts anmerken zu lassen. Endlich, nach endlos scheinender Zeit, bricht es aus dem Baron heraus. Seine Stimme ist ein heiseres Krächzen, und Perry muß unwillkürlich an die Krähen auf den schneebedeckten Feldern im Winter denken...
    „Die Stimme habe ich schon einmal gehört... ich habe sie schon einmal gehört... ich habe sie schon einmal gehört“, echot der Baron und wischt sich über die schweißnasse Stirn.
    Und wieder spricht die Stimme aus dem Nichts.
    „Na, dann denken Sie einmal scharf nach... ich war vor einiger Zeit bei Ihnen... bot Ihnen meine Dienste an... Sie warfen mich fast hinaus... ich kam am Abend wieder. Und ich kam — im richtigen Augenblick. In dem Augenblick, in dem Sie mit Ihrer Frau über Kathrin und eine Standuhr sprachen... erinnern Sie sich, Baron?“ Perrys Stimme hat einen schneidenden Klang angenommen, und Kandarsky schaudert zusammen.
    „Leider sahen Sie und Ihre werte Gattin an diesem Abend von mir nur die untere Hälfte...“
    Kandarsky ist aufgesprungen. Und von einem dumpfen Grauen geschüttelt, gurgelt es aus ihm heraus... „Der Mann mit der grauen Hose...“
    „Sehr richtig, Baron. Und hier bin ich.“
    Perry hat den Würfel losgelassen und steht jetzt in voller Lebensgröße vor den Anwesenden. Corner hat kurz die Augen geschlossen, als wolle er sich versichern, daß es keine Fata Morgana sei... Sergeant Pasper hat plötzlich den Schluckauf, während Direktor Stanford zur Salzsäule erstarrt ist.
    „Ich sage gegen Sie aus“, donnert Perry Clifton den beiden mit erhobener Stimme entgegen.
    „Und zu Ihrer Orientierung — ich war gestern hier im Zimmer, als Sie sich gegenseitig Liebenswürdigkeiten an den Kopf warfen. Sehr aufschlußreiche Liebenswürdigkeiten.“
    „Ich habe doch von Anfang an gewußt, daß die Sache schief geht“, stöhnt in diesem Augenblick Direktor Stanford.
    Wie ein Tiger springt Kandarsky auf Stanford zu.
    „War es nicht deine Idee... nur deine Idee? Du wolltest aus deinen Geldverlegenheiten kommen... Du hast mich überrumpelt.“
    Stanford blickt angewidert auf seinen verbrecherischen Partner.
    „Waschlappen. Wimmert wie ein altes Weib um Gnade... Es könnte einem das Essen hochkommen...“
    Der Inspektor hat sich erhoben.
    „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie sagen, ab jetzt gegen Sie verwendet werden kann.“
    Doch hört ihm jemand zu?
    Der Baron ist mit glanzlosen Augen auf seinen Sessel zurückgesunken, während sich Stanford gelassen aus einer Zigarettendose bedient.
    Alles, was recht ist, denkt Perry, Haltung hat er, der gute Sir Robert P. Stanford. Und zu Inspektor Corner gewandt, fragt er lächelnd: „Ich hoffe, Sie haben zwei schöne Zellen für die Herrschaften?“
    „Ausgezeichnete sogar“, gibt ihm Corner zurück.
    „Welche mit vorzüglichen ausländischen Gardinen.“
    „Mit ausländischen?“
    „Ja, schwedischen!“
    Es ist ein merkwürdiger Zug, der sich Minuten später vorbei an der fassungslosen ,Kugel “ zum Portal der Silver-General-Versicherung

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