Ein Fall für Perry Clifton
kann Ihnen den Beweis
erbringen. Dazu wäre es allerdings erforderlich, daß Sie und ein zweiter
Beamter mit Direktor Stanford in dessen Zimmer zusammenträfen. Zu dieser
Zusammenkunft müßte ebenfalls Baron Kandarsky geladen werden.“
Es ist nicht eine Spur
Mißtrauen in Corners Stimme, als er jetzt sachlich fragt: „Und wann sollte das
sein?“
„Je eher, je besser. Wie wäre
es mit morgen vormittag ?“
Als Perry Corners fragenden
Blick sieht, bedeutet er geheimnisvoll:
„Ich glaube, daß Sie die beiden
Herren im Anschluß an diese Unterredung gleich mitnehmen können.“
Corner schüttelt nur kurz mit
dem Kopf.
„Mich kann die ganze
Angelegenheit Kopf und Kragen kosten.“
„Oder einen Orden
einschließlich Beförderung!“
Corner langt nach der
Sprechanlage.
Als sich die Vermittlung
meldet, äußert er mit belegter Stimme:
„Stellen Sie mir sofort eine
Verbindung mit Direktor Stanford von der Silver-General-Versicherung her.“
Beide warten.
Und beide schweigen. Jeder
hängt seinen eigenen Gedanken nach. Man kann es deutlich sehen, daß sich
Inspektor Corner nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt. Er hat in dreißig Jahren
Polizeidienst schon einiges erlebt — aber das hier geht ihm doch ein wenig über
die Hutschnur. Dabei fühlt er, daß er diesem Perry Clifton mehr Vertrauen
schenkt, als er verantworten kann. Er könnte mein Sohn sein, denkt er. Doch da
klingelt schon das Telefon.
„Ihre Verbindung mit der
Silver-General-Versicherung, Sir Stanford ist selbst am Apparat.“
„Schon gut“, gibt Corner zurück
und wartet auf das Knacken, das bei der Vermittlung entsteht.
„Hier Stanford.“
Corner holt tief Luft, bevor er
in verbindlichem Ton ansetzt: „Guten Tag, Mister Stanford. Hier spricht
Inspektor Corner von Scotland Yard.“
„Hallo, Inspektor... gibt’s was
Neues?“
Der Inspektor hat sich alle
Mühe gegeben, um zu hören, ob Stanfords Stimme irgendwie erregt ist. Aber nicht
die geringste Spur von Angst oder Aufregung klingt in Stanfords Worten mit.
„Ja, eigentlich nichts
Besonderes, Mister Stanford. Nur — mir sind da ein paar Ideen gekommen, wie man
das Auszahlen der Versicherungssumme noch ein wenig hinauszögern könnte.“
Corner wartet auf Stanfords
Erwiderung. Doch die ist nur sehr kurz. „Aha — interessant.“
„Um das zu besprechen, hätte
ich Sie morgen vormittag gern einmal aufgesucht. Um
welche Zeit würde es Ihnen passen?“
Einige Sekunden Schweigen.
„Wie wäre es mit zehn Uhr?“
kommt es durch den Draht. Und es ist ganz die Stimme eines vielbeschäftigten
Mannes.
„Großartig. Nur noch eine
Bitte, Direktor. Ich möchte zu dieser Besprechung im ersten Teil gern den Baron
Kandarsky hinzuziehen. Sie sind doch mit ihm befreundet, könnten Sie es
übernehmen, ihn zu benachrichtigen? Das sieht weniger dienstlich aus.“ Corner
gibt seiner Stimme einen jovialen Klang.
„Das wird sich einrichten
lassen, Inspektor. Also — dann bis morgen zehn Uhr?“
„Okay — ich werde pünktlich
sein. Und lange werde ich Ihre kostbare Zeit auch nicht in Anspruch nehmen. Auf
Wiedersehen...“
Als Inspektor Corner den Hörer
auflegt, stehen feine Schweißperlen auf seiner Stirn. Seine Finger spielen
nervös mit den Streichhölzern, die auf seinem Schreibtisch liegen. „Und wie
soll das Ganze weitergehen, Mister Clifton?“
„Zunächst danke ich Ihnen für
Ihr Vertrauen, Inspektor“, erwidert Perry ernst. „Ich werde Sie nicht
enttäuschen.“
Und mit klaren Worten umreißt
Perry seinen Plan. Der Inspektor hört ihm aufmerksam zu. Hin und wieder macht
er sich eine Notiz.
„Sie treffen mit Ihrem Beamten
Punkt zehn Uhr bei Stanford ein. Sprechen Sie über irgendwelche belanglosen
Dinge. Verdachtsmomente, Hehler usw. Ungefähr fünf Minuten nach zehn Uhr wird
die Tür des Raumes, in dem Sie sich befinden, kurz aufgehen. Stanford wird sie
schließen. Das ist das Zeichen für Sie, den beiden Herren unverzüglich zu
sagen, wessen man sie beschuldigt.“
Corner hat Perry Clifton nicht
unterbrochen. Als Perry schweigt, sieht er ihn fragend an.
„Hm — soweit klar. Nur... wenn
die beiden Gentlemen starke Nerven haben, werden sie alles abstreiten.“
Geheimnisvoll beantwortet Perry diesen Einwand: „Das ist genau der Augenblick,
wo Sie persönlich starke Nerven brauchen, Herr Inspektor.“
„Damit kann ich dienen“,
erwidert Corner, kann es aber nicht vermeiden, daß ihm dabei ein leichter
Schauder über den Rücken kriecht.
„Herr Inspektor, es wird
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