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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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daß ich
der siebzehnte bin. Weiß der Kuckuck, welchen Quatsch ihm die anderen sechzehn
erzählt haben, geht es Perry durch den Kopf.
    „Sie wollten mich wegen der
Kandarsky-Diamanten sprechen?“
    „Stimmt haargenau. Eigentlich
war ich der Annahme, daß Inspektor Long diesen Fall bearbeitet?“
    „Long liegt im Krankenhaus. Hat
mit seinem Auto einen kleinen Ausflug an eine Pappel gemacht. Sie müssen also
mit mir vorliebnehmen.“
    „Nichts, was ich lieber täte.
Übrigens, mein Name ist Perry Clifton“, erwidert Perry zuvorkommend und erntet
einen forschenden Blick des Inspektors.
    Der weiß anscheinend, was er
will, stellt Corner fest und findet, daß sein Besucher einen ganz passablen
Eindruck macht.
    „Darf ich zunächst einmal eine neugierige
Frage stellen, Herr Inspektor?“
    „Neugierige Fragen zu stellen
ist an und für sich meine Aufgabe, junger Mann.“
    „Selbstverständlich. Aber
schließlich könnten Sie eine Ausnahme machen.“
    „Könnte ich. Schießen Sie los.
Aber ob ich Ihre Frage beantworte, kommt auf die Frage an.“
    Perry mustert sein Gegenüber
einige Atemzüge lang. Corner gibt den Blick ungerührt zurück. Jeder denkt sich
seinen Teil.
    „Wie weit ist Scotland Yard mit
seinen Untersuchungen im Fall Kandarsky-Diamanten, Herr Inspektor.“
    Um die Lippen des Inspektors
huscht ein seltsames Lächeln. Und irgendwie ist Anerkennung in der Stimme, als
er mit einer halben Gegenfrage antwortet.
    „Genaugenommen geht Sie das
nichts an. Aber ich muß zugeben, daß Sie ganz den Eindruck machen, als ob Sie
diese Frage mit — nun sagen wir mai — , mit
Berechtigung stellen könnten. Stimmt das?“
    Perry ist sehr angenehm
berührt. Er deutet die Worte als Kompliment und findet sie in Gedanken ganz
eindrucksvoll.
    „Die
Silver-General-Versicherung hat mir ebenfalls gestattet, in dem Fall
Nachforschungen anzustellen.“
    „Aha. Ich kenne in London fast
alle Privatdetektive. Von einem Perry Clifton habe ich noch nie gehört. Ich
nehme infolgedessen an, daß Sie ein Amateur sind, wenn Sie mir dieses viel
mißbrauchte Wort erlauben.“
    „Ja, ich bin Amateur. Jeder
Mensch muß irgendein Steckenpferd reiten“, gibt Perry zu.
    „Sie hätten mir die Frage eben
nicht gestellt, wenn Sie nicht schon Erfolge mit Ihren Nachforschungen
aufweisen könnten, stimmt’s?“
    Perry wehrt bescheiden ab.
„Stimmt, aber ich war Ihnen gegenüber im Vorteil. In einem großen Vorteil, Herr
Inspektor.“
    Da Corner mit dieser Bemerkung
nichts anfangen kann, runzelt er nur die Stirn, während er sehnsüchtig nach
seiner Pfeife blinzelt.
    „Pfeifenrauch stört mich
nicht“, witzelt Perry, der den Blick des Inspektors aufgefangen hat.
    „Danke. Mir scheint, Ihr
Vorteil besteht in Gedankenlesen, Mister Clifton.“
    Inspektor Corner stopft sich
eine neue Pfeife. „Haben Sie eine Spur gefunden?“ fragt er dabei.
    Perry Clifton zögert noch einen
Augenblick. Dann greift er in seine Tasche. Mit dem alltäglichsten Gesicht der
Welt legt er die Diamanten auf den Tisch.
    „Darf ich Ihnen hiermit die
Kandarsky-Diamanten aushändigen, Herr Inspektor?“
    „Ist das ein Witz?“
    Der Inspektor starrt wie
hypnotisiert auf die Steine. Sogar das Pfeifenstopfen unterbricht er.
Vorsichtig nimmt er die Steine in die Hand und läßt sie über seine Finger
gleiten. Plötzlich sieht er Perry mit einem mißtrauischen Blick an.
    „Sind die echt? Ich bin
schließlich kein Edelsteinexperte.“
    „Die sind so echt wie Sie und
ich.“
    „Das ist ein Witz“, bringt
Corner fassungslos heraus. Und er ist selten fassungslos.
    „Es ist kein Witz. Und auch
das, was ich Ihnen noch zu berichten habe, ist alles andere als witzig.“
    Inspektor Abraham Corner hat
sich wieder in der Hand. Sachlich und nüchtern ist seine Stimme, als er jetzt
zu Perry gewandt spricht:
    „Gut, Mister Clifton, ich weiß
zwar nicht, wie Sie es angestellt haben, an die Diamanten heranzukommen, aber
mag es sein wie es will — meine Anerkennung. Wie wär’s mit Einzelheiten?“
    Als Perry sprechen will, hebt
er kurz die Hand. Mit einem Griff drückt er die Sprechtaste der Hausvermittlung
nieder.
    „Ich wünsche in der nächsten
halben Stunde nicht gestört zu werden, Plenny!“ bellt er in das Mikrophon.
    Und zu Perry blinzelnd: „Man
muß ihnen ab und zu zeigen, wer der Herr im Hause ist.“
    Perry denkt für sich: Ein
toller Hecht, dieser Inspektor Corner.
    Der Inspektor indessen setzt
sein unterbrochenes Pfeifestopfen fort, und als die ersten Rauchwolken

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