Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
wichtigtuerisch:
    „Das ist sie, Herr Inspektor.
Das ist die graue Hose, die der Kunde bei mir gekauft hat!“
    Jetzt ist Inspektor Corner doch
interessiert. Sollte es tatsächlich einen Menschen geben, der den Unsichtbaren
bis ins Detail hinein beschreiben kann?
    Hunderte von Menschen haben ihn
auf dem Nelson-Square gesehen, und doch gibt es Dutzende verschiedener
Beschreibungen.
    Der Inspektor legt die Pfeife
in den Aschenbecher zurück, streicht sich über den schütteren Scheitel und
beugt sich zu Pullman vor.
    „Dann können Sie den Käufer
sicherlich beschreiben? Vielleicht kennen Sie sogar seinen Namen?“
    „Den Namen kenne ich nicht,
Herr Inspektor. Aber beschreiben kann ich ihn...“
    „Dann raus mit der Sprache!“
    „Er war groß...“
    „Ach nein . .da ist der Spott
schon wieder in Corners Stimme.
    „Und alt war er etwa 25 Jahre“,
fährt Fred, der Verkäufer, fort. Jetzt ist er die Hauptperson, und er weiß
diese Tatsache zu würdigen.
    „25 Jahre... und er hatte
mindestens Schuhgröße 45... mir fielen sofort seine großen Füße auf... Er hatte
einen gutgeschnittenen dunkelbraunen Anzug an... nur seine Krawatte paßte nicht
so recht...“ Fred Pullman ist ins Stocken gekommen. Warum sieht mich der
Inspektor so an, überlegt er. Er macht sich nicht einmal Notizen...
„Beschreiben Sie sein Gesicht, Mister Pullman!“
    „Sein Gesicht...? Ja... ich
glaube, es war lang und schmal ..
    „Die Haarfarbe?“
    „Wenn ich mich nicht irre,
waren seine Haare rot... oder vielleicht auch nur rötlich...“
    „Seine Ohren?“
    „Seine Ohren...“
    „Ja, seine Ohren, Mister“,
wiederholt Corner ungeduldig und langt wieder nach seiner Pfeife.
    „Wie sahen seine Ohren aus —
hatte er einen oder mehrere Goldzähne? Fehlte an
seiner Hand ein Finger oder mehrere? Hat er geschielt, gelispelt oder
gestottert? Vielleicht war er mit einem Muttermal behaftet?“
    Fred Pullman hatte mit offenem
Mund zugehört. Und jetzt ist er restlos durcheinander.
    „Gestottert hat er nicht“,
bringt er endlich heraus. „Aber sonst... so genau habe ich ihn mir nicht
angesehen...“
    „Natürlich, natürlich... aber
es hätte Ihnen ja etwas auffallen können, oder nicht? Mitunter sind gerade die
winzigen Kleinigkeiten von enormer Wichtigkeit. Aber das wissen Sie ja
selbst... Und sonst haben Sie mir nichts mehr zu sagen?“
    Fred Pullman schüttelt gekränkt
den Kopf.
    „Dann gehen Sie jetzt in Zimmer
159 und geben Sie Ihre Angaben zu Protokoll. Vielleicht fällt Ihnen auch noch
etwas ein. Jedenfalls ist Ihnen Scotland Yard sehr dankbar.“
    Der Inspektor hat sich erhoben
und hält Pullman die Hand hin. Der Verkäufer schlägt zögernd ein und verzieht
schmerzhaft das Gesicht. Im Hinausgehen reibt er seine Rechte an der Linken.
    Verdammt, hat das gutgetan,
freut sich der Inspektor. Wie man doch mit einem Händedruck vieles abreagieren
kann.
    Als er an die Aussagen des
Verkäufers denkt, befällt ihn wie immer bei solchen Gelegenheiten ein gerechter
Zorn. Die Menschen laufen mit geschlossenen Augen durch die Welt. Wütend spuckt
er eine Tabakfaser in den Schirmständer.
    Nach seinen bisherigen
Ermittlungen ist der unbekannte Unsichtbare zwischen einem und zweieinhalb
Meter groß. Er hat schwarzes, rotes, graues, weißes und grünes Haar. Sein
Gesicht ist rund, lang, eckig, dreieckig und birnenförmig. Im Gesicht waren die
auffälligsten Merkmale ein Muttermal, dessen Größe zwischen der eines Pennys
und eines Eies schwankt. Auch Narben und Warzen waren gemeldet worden. Und eine
Frau wollte auf ihren Eid nehmen, der Unsichtbare habe eine Hasenscharte
gehabt. Die Farbe der Augen umfaßt, nach Zeugenaussagen, die gesamte Farbskala.
Sogar sprühende Funken seien aus den Pupillen des Unheimlichen geschossen. Es
ist zum Weinen.
    Zum Teufel mit dem
Unsichtbaren.
     
    Der Uniformierte stoppt vor dem
Zimmer 202.
    „So, da wären wir. Das ist das
Zimmer von Inspektor Corner. Sie sind der siebzehnte Gast heute“, die Stimme
des Polizisten ist jovial und gutmütig.
    „Ich hoffe, daß ich der
erfreulichste Kunde bin. Ich danke Ihnen für die Begleitung.“
    „Oh, nichts zu danken, Sir“,
sagt der Beamte, tippt sich an den Mützenschirm und geht den Gang zurück.

    Perry Clifton klopft an die Tür
des Zimmers 202. Als er ein mürrisches „Herein“ hört, tritt er ein. Ein Pfeifenraucher, registriert er, als er die dicken blauen
Schwaden sieht. „Inspektor Corner?“
    „Bin ich! Nehmen Sie bitte
Platz.“
    Man merkt es ihm an,

Weitere Kostenlose Bücher