Ein Fall für Perry Clifton
Pickles nach einem letzten Winken durch die Tür
verschwindet.
,Ein reizender Mensch’, meint die Händlerin im
stillen und verfällt dann wieder in dumpfes Brüten.
Der
weißhaarige Gentleman, dieser reizende Mensch mit dem schwarzen Dackel und der
großen Reisetasche, hat es plötzlich sehr eilig. Und nach wenigen Minuten hat
ihn der Verkehr verschluckt.
Gewissenhaft
versiegelt Inspektor Scott Skiffer die Wohnung des falschen
Mister Pickles.
„Die
Dame scheint eine Menge Schlupfwinkel zu haben“, murmelt er dabei. „Ich glaube
nicht, daß sie heute hierher zurückkommt.“
„Du
willst doch die Wohnung nicht unbeaufsichtigt lassen?“ fragt Perry Clifton.
„Ich
werde zwei gute Beamte hier postieren. Einen im Haus und einen in der Umgebung.
Außerdem lasse ich sofort eine Großfahndung anlaufen. Entweder wir erwischen
sie dabei — oder sie geht hier in die Falle...“
„Deinen
Optimismus möchte ich haben, Scotty“, meint Perry skeptisch.
„Alles
ist eine Frage der Zeit... Hast du eine Ahnung, ob es hier in der Nähe ein
Telefon gibt?“
„Unten
im Tabakladen ist bestimmt eines, Mister Skiffer“, meint Dicki eifrig und reckt
dabei seine Brust heraus. Schließlich sind ihm die ‚Beweismittel’ zu verdanken.
„Okay,
Mister Miller“, grinst Skiffer, „gehen wir in den Tabakladen.“
Mistreß
Ward, die Inhaberin des kleinen Tabakladens, sieht den drei Eintretenden
erstaunt entgegen.
„Haben
Sie ein Telefon, Mistreß?“ fragt Skiffer ohne lange Umschweife. „Ich müßte mal
ein Gespräch führen.“
„Ja,
habe ich...“ Sie weist in eine Ecke. „Dort hinten steht der Apparat.“
Der
Inspektor hat schon den Hörer in der Hand, als Mistreß Ward ahnungslos die
Frage stellt:
„Haben
Sie Mister Pickles getroffen, Inspektor?“ Langsam legt Scott Skiffer den Hörer
auf die Gabel zurück. Man sieht es ihm an, daß er Schreckliches ahnt.
„Wieso
soll ich ihn getroffen haben? Die Wohnung war leer.“
Die
Tabakwarenhändlerin schüttelt zweifelnd den Kopf. „Das verstehe ich nicht. Er
hat doch gesagt, daß er sofort nach oben gehen wolle.“
Perry
Clifton und Dicki Miller sehen sich erschrocken an, während Inspektor Skiffer
mächtig bemüht ist, seinen Ärger zu verbergen. „So, er war also hier...“
„Vor
fünf Minuten etwa... Ich sagte ihm, daß er von zwei Herren erwartet würde...
Daraufhin hat er sich sehr beeilt.“
„Das
kann ich mir denken...“ stellt der Inspektor bissig fest. „An seiner Stelle
wäre ich auch einer Rakete gleich davon.“ Und zu Perry Clifton gewandt: „Die
ganze Großfahndung hätten wir uns sparen können... Wie ein Anfänger habe ich
mich benommen...“
Mistreß
Ward hat aufmerksam zugehört, jedoch kein Wort verstanden. Dann fallen ihr
Mister Pickles’ letzte Worte ein...
„Sagen
Sie, Inspektor... ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird... hat sich
Mister Pickles denn etwas zuschulden kommen lassen?“
Scott
Skiffer lacht kurz und trocken auf.
„Mister
Pickles ist kein Mister Pickles, sondern die gefährlichste Trickdiebin, die in den
letzten Jahren London unsicher gemacht hat.“
Mistreß
Ward macht große runde Augen. „Trickdiebin“, stammelt sie fassungslos. „Und ich
habe ihr meine beste Wohnung vermietet... Vielleicht hat sie gar etwas mit dem
Verschwinden meines Sascha zu tun...“
Sie
schluchzt trocken auf.
„Wer
ist Sascha?“ will Skiffer wissen, und auch Perry Clifton und Dicki sind
hellhörig geworden.
„Mein
Dackel... seit drei Tagen ist er spurlos verschwunden... überall habe ich
gefragt... auch auf der Polizeistation... Und Sascha würde nie von allein
fortlaufen...“
Dicki
ist plötzlich wie der Blitz durch die Ladentür verschwunden. Das Scheppern der
Türglocke ist noch nicht verstummt, als Scotty fragt:
„Ein
brauner Dackel?“, und Perry ergänzt: „Der am liebsten warme Milch trinkt?“
Mistreß
Ward nickt heftig. „Ja, braun und kurzhaarig...“ Sie will noch etwas sagen, als
die Türglocke wieder stürmisch zu schellen beginnt...
Alles
andere geht in einem lauten Bellen unter. Perrys vierbeiniger Gast gebärdet
sich wie toll und springt abwechselnd an Mistreß Ward und Perry hoch, während
der Tabakwarenhändlerin dicke, runde Tränen über die Wange rollen... „Sascha...
mein Sascha“, schluchzt sie ein um das andere Mal.
„Das
ist also Ihr Hund?“ erkundigt sich Inspektor Skiffer.
Mistreß
Ward nickt heftig. Und nachdem sie sich kräftig geschneuzt hat, fragt sie:
„Wo
haben Sie ihn
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