Ein Fall für Perry Clifton
denn gefunden?“
„Unsere
geheimnisvolle Dame, Ihr Mister Pickles, hat ihn als Lockmittel benutzt.“
Dicki
findet, daß es an der Zeit sei, auch seine und Perrys Verdienste ins rechte
Licht zu rücken:
„Mein
Freund Perry hat ihm immer warme Milch gegeben und einen guten Platz zum
Schlafen...“ Als er den dankbaren Blick sieht, mit dem die Frau Perry ansieht,
ergänzt er selbstgefällig: „Und ich habe ihn immer auf die Straße geführt!“
Verstohlen
schielt Dicki nach seinem Freund Perry. Man kann ja nie wissen. Vielleicht
bringt es dieser fertig und verbessert sein ,immer -auf-die-Straße-geführt’
in ein ,auch-einmal-auf-die-Straße-geführt’. Doch Perry lächelt nur still vor
sich hin.
Mistreß
Ward schiebt Dicki eine Pfundnote hin. „Hier, sicher hast du eine Sparbüchse.“
Dicki
hat schon die Hand ausgestreckt und die Erklärung über die Nutzlosigkeit einer
Sparbüchse auf der Zunge, als er sie verlegen wieder zurückzieht.
„Ich
habe es gern getan... dafür nehme ich kein Geld...“ murmelt er in harter
Selbstüberwindung und schilt sich im geheimen einen Narren...
Perry
kommt ihm zu Hilfe.
„Du
hast sie dir wirklich verdient, Dicki...“
„Danke“,
sagt Dicki glücklich und läßt den Geldschein mit der Geschwindigkeit eines
Taschenspielers in seiner Hosentasche verschwinden, wo er sich in angenehmer
Gesellschaft mit Steinen, Bindfaden, einem Korkenzieher und einem
Brillengestell befindet.
Die
Zwillingsschwester
Zwei
Tage sind seit den Ereignissen in der Kaefer-Street vergangen.
Die
von Inspektor Skiffer ausgelöste Großfahndung läuft auf vollen Touren.
Jeder
Polizist in Groß-London ist im Besitz einer ungefähren Personenbeschreibung der
Dackeldame. Eine Beschreibung, die man aus den bisher vorliegenden Tatsachen
und Zeugenaussagen gewonnen hat.
Und
noch einmal hat man allen Warenhäusern und Schmuckwarenhändlern eine dringende
Warnung zukommen lassen. Doch was insgeheim erwartet wird — trifft ein. Die
Dame mit dem schwarzen Dackel scheint der Erdboden verschluckt zu haben. Auch
kein neuer Diebstahl oder Diebstahlsversuch wird gemeldet.
Perry
Clifton scheint am Ende seiner Kunst zu sein.
Zum
hundertsten Male schon ist er alle Fakten durchgegangen. Und jedesmal, wenn er
zu dem Punkt der Haussuchung in der Kaefer-Street gelangt, befällt ihn neuer
Ärger.
Eines
steht für ihn fest: Der vierbeinige Diebesgehilfe ist kein anderer als der
Zirkusdackel Jocky.
Und
dabei ist er wieder bei Madame Porelli. Er kann es drehen und wenden, wie er
will. Der Schlüssel zur Lösung des Rätsels muß aus ihrer Umgebung kommen.
So
beschließt Perry Clifton, ihr noch einmal einen Besuch zu machen.
Es
geht auf Mittag zu, als er in die Wingert-Street einbiegt. Madame Porelli scheint
gerade nach Hause gekommen zu sein, denn Mantel und Hut liegen noch auf einem
Stuhl. Ihre tiefe Stimme ist voller Ironie und Spott, als sie Perry begrüßt:
„Ach, du liebe Güte, Perry Clifton, der Superdetektiv...“
Perry
läßt sich nicht beeindrucken. Ohne Aufforderung setzt er sich auf einen Stuhl.
„Immerhin
weiß ich etwas über Ihren Dackel Jocky!“
Die
Artistin mustert ihn mißtrauisch, als wolle sie prüfen, ob Perrys Worte nur
pure Aufschneiderei sind.
„So?“
„Ich
weiß nicht nur, daß er das Werkzeug einer unwahrscheinlich raffinierten Diebin
ist, ich weiß sogar, daß er sein Fell gewechselt hat.“
„Sie
sprechen in Rätseln, Mister Clifton“, erwidert Madame Porelli, die nicht weiß,
worauf Perry hinauswill.
Perry
klärt sie auf:
„Daran
ist nichts Rätselhaftes. Seine augenblickliche Besitzerin hat ihm nur das Fell
gefärbt. Jocky ist zur Zeit schwarz.“
Madame
Porellis Stimme ist heiser vor Erregung, und ihre Augen sprühen, als sie fragt:
„Soll das ein Scherz sein?“
Perry
schüttelt den Kopf. „Mir ist nicht zum Scherzen zumute. Vorgestern hätten wir
die Dame um ein Haar erwischt. Zur Abwechslung in der Maske eines alten,
weißhaarigen Gentlemans.“
Madame
Porelli beginnt in ihrem Wohnwagen auf und ab zu gehen. Ihre Fäuste sind geballt
und ihr Mund verkniffen. „Das ist Tierquälerei...“ bringt sie nach einer Weile
hervor, und man spürt, daß sie am Rande ihrer Beherrschung zu sein scheint.
Plötzlich faßt sie Perry Clifton am Arm und versucht, ihn zu schütteln. Dabei
zischt sie ihm ins Gesicht: „Warum fangen Sie die Frau nicht endlich...
warum... warum...?“
Ebenso
schnell läßt sie wieder los. Gesenkten Hauptes flüstert sie:
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