Ein Fall für Perry Clifton
gezogen. Wo
nur Perry Clifton bleibt, überlegt Dicki und fragt sich ernsthaft, ob ihn sein
Freund wohl versetzt habe.
„Verzeihung,
Sir, würden Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?“
„Fünfzehn
Uhr zwanzig auf die Minute, mein Sohn!“
„Danke...“
Dicki
ist so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, daß ihm das Heranfahren eines
Wagens völlig entgeht.
„Hallo,
Dicki!“ Es ist Perry Clifton.
„Na
endlich...“
„Komm,
steig ein.“
„Und
der Dackel?“ Doch Dickis Frage erledigt sich von selbst. Der Dackel hat Perry
erkannt und ist mit einem einzigen Satz in den Wagen gesprungen. Lachend
schiebt sich Dicki hinterher.
„Ich
hatte schon geglaubt, Sie kämen nicht mehr, Mister Clifton.“
Während
Perry anfährt und sich in den laufenden Verkehr einreiht, berichtet er:
„Ich
habe im Yard so lange auf Mister Skiffer gewartet. Und dann war es
doch umsonst. Man sagte mir, daß er in irgendeiner Sache nach Ilford mußte.
Aber ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen. Er wird anschließend in die
Kaefer-Street kommen.“
Dickis
Augen glänzen.
„Mir
klopft direkt das Herz, wenn ich daran denke, daß wir gleich die Dame mit dem
schwarzen Dackel festnehmen.“
„Nun,
festnehmen kann sie nur Scotty“, dämpft Perry Dickis Unternehmungsgeist, „aber immerhin
wird sie uns bis zu seinem Eintreffen Gesellschaft leisten. Und allein das ist
schon die Sache wert. Jfr
Eine
gute halbe Stunde dauert die Fahrt.
Als
Perry in die Kaefer-Street einbiegt, spürt er, daß die Spannung in ihm ihren
Höhepunkt erreicht hat. Der Gedanke, in Kürze der vielgesuchten und
raffiniertesten Trickdiebin der letzten Jahre gegenüberzustehen, löst eine
Lawine der verschiedenartigsten Gefühle in ihm aus.
Perry
hat den bewußten Tabakladen sofort entdeckt. Es ist ihm gleich, daß weit und
breit keine Parkmöglichkeit zu sehen ist und daß er den Wagen direkt unter
einem Parkverbotsschild abstellen muß.
„Gehen
wir gleich hinein, Mister Clifton?“ erkundigt sich Dicki und reibt sich dabei
die vor Erregung feuchten Hände an der Hose ab.
„Warte
hier, Dicki. Ich werde mich im Tabakladen erkundigen, ob der sagenhafte Mister
Pickles zu Hause ist!“
Die
Tapetentür
Perry
betritt mit einem freundlichen Gruß den kleinen Laden.
Die
Frau, bei der es sich offensichtlich um die Inhaberin handelt, ist klein und
rundlich. Perry bemerkt sofort den bitteren Zug um ihre Lippen. Da auch aus
ihren Augen ein gewisser Kummer spricht, verzeiht es ihr Perry, daß die
Erwiderung auf seinen Gruß nicht sehr freundlich ausfällt.
„Bitte,
Sir, welche Sorte wünschen Sie?“
„Ich
hoffe, daß Sie es mir nicht verübeln, daß ich weder Zigaretten noch Zigarren
möchte... Ich nehme doch an, daß Sie ziemlich genau wissen, was hier im Hause
vorgeht?“
„Wenn
Sie glauben, Mister, daß ich den Leuten hinterherspioniere, so sind Sie im
Irrtum“, antwortete die Ladeninhaberin gekränkt und hat mit einem Male ein
verschlossenes Gesicht.
„Sie
haben mich mißverstanden, Mistreß“, versucht Perry zu beschwichtigen. „Mich
interessiert weiter nichts als die Auskunft, ob Mister Pickles zu Hause ist.“
Jetzt
wird es sich zeigen, ob Miß Wimmerford einem Irrtum zum Opfer gefallen ist.
Ebenso könnte es sein, daß Mister Pickles sich gar nicht Pickles nennt. Gebannt
hängen seine Augen an den Lippen der Frau.
„Da
schauen Sie wohl am besten selber nach. Er ist mitunter tagelang nicht zu
sehen. Woher soll ich da wissen, ob er jetzt da ist. Erster Stock, Gang nach rechts.“
„Ich
danke Ihnen...“
Perry
atmet befreit auf, als er wieder im Freien steht. Die merkwürdig gedrückte
Atmosphäre hatte sich ihm auf die Brust gelegt. Oder war es nur die Angst, es
könne sich alles als Irrtum erweisen? Perry denkt im Augenblick nicht weiter
darüber nach.
Mit
einem Handzeichen gibt er Dicki zu verstehen, daß er kommen soll.
„Ist
sie da?“ will Dicki wissen, während er krampfhaft versucht, seine Aufregung zu
verbergen.
„Keine
Ahnung. Ich muß erst nachsehen...“
Kein
Wort sprechen sie, als sie die ausgetretenen Stufen zum ersten Stockwerk hinaufgehen.
Perry drängen sich dabei unwillkürlich Vergleiche zu dem Treppenaufgang in der
Whitman-Street auf. Auch hier ist vieles erneuerungsbedürftig. Dazu kommt noch
eine miserable Beleuchtung, denn das winzige Hausfenster ist so verschmutzt,
daß sich Licht und Sonne vergeblich um ein Eindringen bemühen.
An
der Biegung zum Etagengang weist Perry Dicki an,
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