Ein Fall von Liebe
gelegentlich durch Peter sichtbar geworden war, in ein Ich, das nur mit Peter existieren konnte. Lust war ein unzulängliches Wort für sein Verlangen, Peter in seinem Mund zu haben und seinen Samen sich in ihn ergießen zu lassen; es war ein Ritus, eine Manifestation seiner Abhängigkeit, ein Beweis dafür, daß er ihn ehren und lieben mußte.
Peter strich mit den Fingern über Charlies Gesicht, hielt es einen Moment in seinen Händen und stand auf. »Wollen wir hier oben zu Mittag essen?«
»Gern. Aber gehst du nicht zu verschwenderisch mit deinem Geld um?«
»Ach, weißt du, ich habe genug Geld. Sechsundfünfzigtausendfünfhundert und einige Dollar. Ich habe in den letzten beiden Wochen ein bißchen verdient.«
Charlie lachte. »Ein bißchen verdient? Was soll das heißen?«
»Nun, ich habe mit nur fünfzig angefangen. Es läßt sich nicht ganz leicht erklären. Wir wollen jetzt lieber erst einmal das Essen bestellen.«
Sie taten es, und Peter erzählte ihm, während sie darauf warteten, von Walter. »Das wird natürlich noch eine große Szene geben. Mir graut auch davor. Er ist ein so reizender Mann. Es ist das Beste, ich bringe das alles heute nachmittag hinter mich. Ich werde nicht die Zeit haben, alle meine Sachen zu packen. In den letzten Monaten scheint sich bei mir entsetzlich viel Plunder angesammelt zu haben. Nun, Plunder ist vielleicht nicht das richtige Wort. Weißt du, mein Leben ist nicht ganz einfach gewesen. Vielleicht können wir morgen, wenn alles geklärt ist, hingehen, und du kannst mir beim Packen helfen.«
Der Lunch wurde auf einem Tisch hereingefahren, und sie setzten sich und aßen und schmiedeten Zukunftspläne.
»Da fällt mir ein«, sagte Peter, »ich habe dir gesagt, ich möchte im Herbst wieder auf die Universität. Nicht unbedingt, um einen akademischen Grad zu erlangen. Ich weiß genau, welche Vorlesungen ich belegen möchte. Wie ist es mit deinem Malen? Wenn du nicht mehr Schauspieler werden willst, würdest du dich dann nicht gern ernsthaft damit befassen?«
»Das würde ich am liebsten tun«, sagte Charlie, dem plötzlich klar wurde, daß, wenn er mit Peter zusammenlebte, das Malen zu einem Beruf werden könnte. »Aber es hat keinen Sinn, ein Sonntagsmaler zu werden. Ich werde mir einen Job suchen müssen.«
»Das hast du schon zu lange gedacht. Wieder C. B. Ist denn Malen nicht auch eine Arbeit?«
»Ja, aber eine ziemlich harte. Doch wovon soll ich leben?«
»Wir haben doch das Geld. Die Zinsen sind nicht sehr hoch, aber wir können das Kapital angreifen. Bis wir beide mit unserer Ausbildung fertig sind, macht es nichts aus, wenn wir das tun.«
»Willst du mich wirklich ernähren?«
»Nein, das könnte ich nicht. Ebenso wenig wie du mich ernähren könntest. Alles, was wir haben, gehört uns beiden. So muß es sein. Wenn du das nicht auch findest, dann hat alles keinen Sinn.«
»Du bist mir einer!« Sein Inneres sagte: Peter, Peter, Peter, und mit jeder Wiederholung dieses Namens wuchsen Staunen und Freude.
»Was ich auch bin, ich bin es mit dir«, sagte Peter. »Ich fange gerade an, es zu spüren. Heiliger Bimbam, ist das aufregend! Ich bin verliebt. Eine große Neuigkeit. Ich bin mit dem Jungen zusammen, den ich liebe. Endlich! Ich werde wieder mit dem Jungen zusammenleben, den ich immer geliebt habe.« Er sprang auf, ging um den Tisch herum, legte seine Arme von hinten um Charlie und küßte ihn aufs Ohr. »Ach Gott, Liebling. Dies ist das Warten wert gewesen. Wir werden es schaffen.«
»Du hast vollkommen recht. Aber wenn du noch viel sagst, werde ich weinen.«
»Nein, nicht mehr weinen. Wir haben das zur Genüge getan. Wir sind wirklich dumme Schwuchteln – die alle paar Sekunden in Tränen ausbrechen.« Er ging wieder zu seinem Platz und setzte sich. »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Solltest du eine Kunstschule besuchen oder einfach malen?«
»Es gibt Leute in der Stadt, bei denen ich gern studieren möchte, aber zunächst möchte ich noch für mich allein malen.«
»Nun, wie wäre es, wenn wir uns eine Wohnung hier in der Gegend, wirklich auf dem Lande suchten und sie für den Sommer mieteten? Eine Wohnung nur für uns. Und du könntest wieder zu malen beginnen, und wir würden es viel treiben, und dann könnten wir im Herbst mit der richtigen Arbeit anfangen. Wie wäre das?«
»Das wäre geradezu das Paradies.«
»Gut. Das wäre also abgemacht. Aber nun muß ich schleunigst nach New York. Du bekommst jetzt von mir den leidenschaftlichsten
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