Ein Fall von Liebe
gern auch C. B. anrufen. Gott weiß, was Hattie ihr sagen wird, wenn sie sie aufsucht. Ich muß sie darauf vorbereiten.«
Peter bremste und fuhr an den Straßenrand. Er hätte es wissen müssen; er benahm sich wie der liebeskranke Junge, vor dem er sich selber gewarnt hatte. Er hätte wissen müssen, daß ein Happy-End nicht leicht zu erreichen ist. Würde Charlie je verstehen, was er unter Zusammenleben verstand? »Da ist auch das noch«, sagte er, alles auf eine Karte setzend. »C. B. Bist du bereit, ihr zu sagen, daß wir zusammenleben, daß wir ein Paar sind?«
»Aber, Kleiner, ich kann doch nicht...«
»Dann will ich nicht, daß du sie wiedersiehst. Ich habe in den letzten Monaten Dinge getan, die viele Leute für abscheulich halten würden, aber ich habe niemanden ermorden wollen. Und das, weil mir einiges klar geworden ist. Mir ist klar geworden, daß ich bei etwas, das mir so wichtig ist, nicht heucheln kann. Ich will nicht mit dir Hand in Hand in Restaurants sitzen, aber auch nur das nicht. Ich liebe meine Mutter, doch wenn sie mit mir in Verbindung bleiben will, muß sie dich als den Mann akzeptieren, mit dem ich zusammenlebe. Das gilt für jeden.«
»Aber bei C. B. ist es anders. Sie ist...«
»O nein. Sie wird erfahren, daß wir zusammenleben. Es darf vor niemandem ein Geheimnis sein. Wenn du es ihr nicht sagen kannst, mußt du mit ihr brechen. Oder aber aus unserer Sache wird nichts.«
Charlie wußte, daß er es C. B. unmöglich sagen konnte, aber er wußte auch, daß Peter recht hatte. Es war, als schnitte er sich ins Herz, als er sagte: »Gut, ich werde es ihr sagen.«
Peter gab wieder Gas, und sie fuhren zum Hotel zurück. Sie gingen in Charlies Zimmer, um zu telefonieren. In der Wohnung meldete sich niemand. Im Büro des Produzenten sagte man ihnen, Hattie sei aus dem Hummel-Stück ausgeschieden.
»Wir können diese Angelegenheit nicht so laufen lassen«, sagte Peter. »Nach dem Lunch muß ich nach New York zurück und versuchen, etwas zu erfahren.«
»Ich komme mit.«
»Nein, Darling. Die lange Fahrt wäre nicht gut für dich. Ich möchte, daß dein Schwanz heilt.«
»Ach Gott, ich auch. Ich kann es nicht lange so aushalten. Mich verlangt nach deinem Schwanz. Es geht nicht nur um das Sexuelle. Ich muß wissen, daß wir wieder einander gehören. Ich könnte dich – weißt du – in meinem Mund haben.«
»Aber das kannst du doch nicht. Das wäre viel zu...«
»Ach, Kleiner, jedesmal, wenn ich dich ansehe, bekomme ich einen Steifen, aber das tut so weh, daß er wieder schlaff wird. Das geht schon so seit gestern abend, als ich noch blutete und glaubte, ich würde von der Polizei geholt werden.«
Peter kniete sich zwischen Charlies Knie und küßte ihn. »Bitte warte, bis wir’s zusammen erleben können. Mit keinem anderen ist es so gewesen wie mit dir. Ich will nicht nur einen Teil davon. Es würde mich wahnsinnig machen, nur halb mit dir zusammen sein zu können.«
»Ich weiß. Du hast recht. Ich wollte nur alles andere auslöschen. Alles, was ich getan habe, alles, was du getan hast. Wir sind jetzt wieder da, wohin wir gehören. Ich weiß es, aber es ist verdammt schwer, nichts tun zu können, um es zu besiegeln.« Es war da so vieles, dem er Ausdruck hätte geben wollen. Gestern noch hatte er eine Frau gehabt, eine beginnende Karriere, ein Leben. Heute war das alles dahin. Nachdem er mit ihr über Peter gesprochen hatte, war es mit C. B. wahrscheinlich auch aus, obwohl er nach einer Möglichkeit suchte, es ihr so beizubringen, daß ein Bruch vermieden werden konnte. Peter war alles, dessen er sicher sein konnte, und dennoch kam ihm sein Leben voller und reicher vor, als es je gewesen war. Es hätte eigentlich erschrecken müssen; dieses geliebte Geschöpf, das vor ihm kniete, war alles, was ihn ans Leben band, aber es erschreckte ihn nicht. Peter hatte ihn angenommen. Er brauchte sich nicht mehr zu verstellen. Das würde jetzt sein Leben sein: der zu werden, den Peter in ihm sah. Er war erstaunt, daß er sich zu seiner Homosexualität bekannte und doch noch nicht ganz davon überzeugt war; soweit er wirklich so veranlagt war, konnte nur Peter sein Partner sein. Welchen Problemen sie auch gegenüberstehen würden, Untreue würde nicht darunter sein. Es gab nur einen Körper in der Welt, nach dem es ihn verlangte; daß es ein männlicher war, schien unwichtig. Es war Peter, der es rechtfertigte.
Schon spürte er, wie er in sich hineinwuchs, in ein Ich, das für ihn nur
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