Ein Fall von Liebe
war.
Sie schlug die Hände zusammen, als sie auf der Veranda erschienen. »Großer Gott! Was für ein entzückendes Paar!« Sie erhob sich, nahm jeden an der Hand, so daß sie Schulter an Schulter stehen mußten, und blickte prüfend vom einen zum anderen. Dann nickte sie befriedigt. »Ich hatte recht. Ihr seid euch sehr ähnlich. Beim Lunch glaubte ich, ich hätte mich geirrt. Es ist wirklich erstaunlich. Aber nun laßt uns etwas trinken.«
Sie ließ sie los und ging zu einem Tisch, der als Bar diente. Sie bevorzugte Phantasiecocktails. Charlie trank wenig, und Peter wollte überhaupt nichts trinken. »Aber hör mal!« Sie wandte sich ihm mit einem gewinnenden Lächeln zu, eine Gastgeberin, die sich für das Wohlbefinden ihrer Gäste verantwortlich fühlt, so daß man ihr einfach nicht widerstehen kann. »Du mußt etwas trinken. Ein Mann mit einem Drink in der Hand wirkt so beruhigend.«
»Nun gut, ich nehme, was du hast.« Sie drehte sich zu der Bar um. »Wo ist mein Johannisbeersirup? Er muß im Büffet im Eßzimmer sein. Würdest du ihn mir holen? Henry sprengt draußen die Hortensien.«
Charlie, der merkte, daß die Bitte ihm galt, machte sich auf den Weg. Im Wohnzimmer holte sie ihn ein und nahm seinen Arm. »Ich muß mit dir sprechen«, sagte sie im Verschwörerton. »Ich weiß nicht, was du mit ihm gemacht hast, aber ich habe noch nie eine solche Verwandlung gesehen. Und das seit dem Lunch. Er hat so viel mehr Haltung und Stil. Ist das, was er anhat, von dir? Was für eine glänzende Idee, ihn so anzuziehen! Seine Sachen sind so kümmerlich. Man merkt, er betet dich an. Entmutige ihn nicht! Ich weiß, wie leicht man jemand in dem Alter verletzen kann.«
»Es gibt da nichts zu entmutigen. Er ist sehr nett.«
»Du magst ihn also? Das freut mich aber. Du bist reizend. Ich danke dir, daß du so lieb zu ihm bist.«
»Er ist nicht so jung, wie man glaubt«, sagte Charlie in einem Ton, als ob er sich verteidigen müßte.
»Nein? Ihr seid beide noch sehr jung. Jugend ist das Beste, was das Leben zu bieten hat. Nutzt sie darum aus. Sie dauert nicht ewig, leider.« Sie schnitt eine Grimasse und preßte seinen Arm an ihren üppigen Busen. »Wir müssen ihn neu einkleiden. Im Collegeladen im Städtchen gibt es ganz gute Sachen. Wir werden seinen Sinn für Kleidung entwickeln, damit er den Anblick einer Uniform nicht ertragen kann.«
Charlie lachte. »Ich glaube nicht, daß du darum wirst kämpfen müssen. Er hat mir gesagt, er hasse West Point.«
»Siehst du? Er steht bereits unter deinem Einfluß. Jetzt, da er dich kennt, wird er dorthin gehen wollen, wo du warst. Wenn wir uns nur schon früher seiner angenommen hätten!«
»Du gehst da etwas zu weit, C.B.«
»Wie konnte jemand ahnen, daß er an einem einzigen Nachmittag erblühen würde? Wir können noch etwas aus ihm machen.«
Während sie über Peter sprach, drückte sie Charlies Arm so fest, daß es ihm fast weh tat. Er befreite sich diskret, beugte sich vor und küßte sie auf die Stirn. »Verfolge deinen Plan nur weiter. Soll ich dir nun den Saft holen, oder war das nur ein Vorwand?« Sie neigte betörend den Kopf, blickte zu ihm auf und lachte. »Ich konnte es nicht abwarten, zu hören, ob du ihn wirklich magst.«
Er stimmte in das Lachen ein. »Nun, ich mag ihn. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.« Sie machte einem immer alles leicht.
Hand in Hand gingen sie auf die Veranda zurück. Als sie hereinkamen, stand Peter auf. Charlies Blick fiel mit Besitzerstolz auf seinen Hosenschlitz, und er dachte an die Nacht, die sie erwartete.
»Lieber Peter, ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob du nicht findest, daß er mir ähnlich sieht«, sagte C. B.
Da sie so alt und ihm so vertraut war, vergaß er das immer, und darum machte ihn die unvermeidliche Frage stets ein wenig verlegen. Das konnte doch niemand sagen. Wenn er darüber nachdachte, wie sie aussah, kam sie ihm immer wie ein schelmischer Affe vor: große Nasenlöcher, eine lange Oberlippe, üppiges, hartes graues Haar, das ihr tief in die Stirn fiel. Als Kind hatte ihn ihre komplizierte Frisur fasziniert, ehe sie sich das Haar hatte kurz schneiden lassen. »Ich möchte dich gleich warnen: es gibt nur eine annehmbare Antwort auf diese Frage«, sagte er. »Obwohl es mir ein Rätsel ist, wie jemand so aussehen möchte wie ich.«
»Du willst doch nur ein Kompliment hören«, schalt sie ihn.
»Ich möchte sagen«, fiel Peter keck ein, »er weiß genau, er ist der bestaussehende Junge,
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