Ein Fall von Liebe
gewesen?«
»Hast du mich vermißt?«
»Ja. Was hast du gemacht?«
»Mit Sapphire über ihr Vorsingen gesprochen. Sie hat wirklich vorgesungen. Sie hat es mir in allen Einzelheiten erzählt. Sie ist nett und macht nichts davon her. Es war in der Metropolitan, aber nicht für die Metropolitan. Es handelt sich um eine Show im Herbst, in die Otto Kahn Geld steckt. Wenn sie ein Star werden sollte, wird C. B. das Nachsehen haben. Du wirst auch ein Star. Du und Sapphire, zwei Broadway-Stars. Wie gefällt dir das? Und ich? Nun, Stars müssen Sekretäre haben. Da bieten sich gleich zwei Berufsaussichten. Nur Sapphire hat Henry, und darum werde ich für dich allein tätig sein müssen.«
Charlie lachte über den Unsinn und zog ihn an sich. »Ja, du wirst für mich allein tätig sein müssen. Sapphire käme sowieso nicht in Frage.« Er musterte Peter und merkte, welche Veränderung seit dem Kampf neulich nachts in ihm vorgegangen war. Er war nicht mehr so empfindlich, nicht mehr so ängstlich, war zäher, nicht mehr so fügsam. Im Ganzen war Charlie darüber froh. Sie waren ungezwungener.
Peter runzelte die Stirn. »Sie hat etwas Seltsames gesagt. Du wirst es nicht gern hören, aber ich will es dir doch lieber berichten. Sie sagte, ich solle Mr. Charlie sagen, wenn er etwas täte, von dem er nicht wolle, daß es seine Großmutter erfahre, dann solle er vor Rosie auf der Hut sein. Sie hält sie für eine Spionin.«
»Was soll das bedeuten?« Charlie lächelte und zuckte die Schultern. »C. B. hat recht. Die Neger sind verrückt. Hast du sie gefragt, was sie damit meine?«
»Nein. Ich hielt das für richtiger.«
Charlie verging das Lächeln, und sein Gesicht bekam einen besorgten Ausdruck. »Du meinst... Sie spioniert uns hier nach?« Er ließ Peter los und ließ seine Augen durch das Zimmer schweifen. »Ich achte immer darauf, daß alles aufgeräumt ist. Hast du vergessen, dein Bett zu verwühlen?«
»Nein. Ich habe das immer getan.«
»Nun, hier ist nichts, das verdächtig erscheinen könnte. Wenn sie vor der Tür stehen und lauschen will, soll sie es tun. C. B. würde ihr nie glauben.«
»Das würde wahrscheinlich niemand. Es ist sowieso alles nur dummes Gerede.«
Charlie drehte sich um, eilte ins Badezimmer und kam gleich darauf kopfschüttelnd zurück. »Es ist alles in Ordnung. Wie immer.« Er hielt inne und blickte Peter an, ging dann langsam auf ihn zu, stellte sich dicht vor ihn und strich mit einem Finger zärtlich über sein Gesicht. Dabei blickte er ihn forschend an.
»Was ist denn nun schon wieder?« fragte Peter.
Charlie musterte ihn weiter. Dann trat er einen Schritt zurück, ohne die Augen von ihm abzuwenden. »Ich werde dich malen«, sagte er. »Ich war bis jetzt nicht sicher, ob ich es könnte, aber ich fange allmählich an, dich richtig zu sehen. Und Rosie wird etwas zu spionieren haben.«
»Was für ein prächtiger Einfall! Ich kann es kaum abwarten, zu sehen, wie du arbeitest.«
»Ich habe keine Ölfarben hier, aber all mein Malzeug. Und das ist gleich eine gute Erklärung, wenn man sich darüber wundert, daß wir soviel Zeit hier oben verbringen. Ich male ein Porträt, und C. B. bekommt es von uns beiden geschenkt.«
»Von uns beiden. Das finde ich hübsch. Warum wird C. B. eigentlich C. B. genannt?«
»Ach, das ist ein alter Scherz. Ihr Mädchenname ist Barton. Armina Barton Collinge. A. B. C. Freunde von ihr neckten sie deswegen und sie sagte: ›Ich bin lieber C. B. als B. C.‹, und das blieb an ihr hängen.«
Peter lachte. »Das ist typisch für sie.«
»Komm, wir wollen jetzt etwas schwimmen gehen, denn wir werden von nun an viel zu tun haben.«
Im Nu hatten sie sich aus- und ihre Badehosen angezogen. Als sie das Zimmer verließen, sagte Charlie: »Sag C. B. nichts davon, daß du mit Sapphire über das Vorsingen gesprochen hast.«
»Warum nicht?«
»Sie will nicht, daß wir mit den Dienstboten vertraulich werden.«
»Nun, ich hoffe, sie äußert sich zu Sapphire nett darüber. Es ist so wichtig für sie.«
»Das wird sie natürlich tun. Sie behandelt sie sehr gut.«
»Ich weiß. Ich meinte nur...« Er faßte Charlie unter, aber Charlie machte sich los.
»Vorsicht. Es könnte uns jemand sehen.«
Charlie begann das Porträt am Nachmittag. Zunächst zeichnete er einige rohe Skizzen, und Peter genoß es, mehrere Stunden nacheinander seine Augen nur auf sich gerichtet zu sehen. Er hatte sich noch nie so ganz als Charlies Besitz empfunden. In den Tagen darauf
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