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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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kannst du zum Frühstück essen. Wie wär’s mit einem Drink für die Köchin?«
    Sie hatte ein merkwürdig ungewöhnliches Gesicht, riesige, spöttische, hervorstehende Augen, eine Nase wie eine Wachskugel, die so aussah, als wäre sie als drolliger Einfall erst später hinzugefügt worden, und einen großen Mund, der von einem Ohr bis zum anderen reichte, wenn sie lachte, was sie häufig tat – ein krähendes Lachen, ein Erobererlachen mit der Andeutung einer Warnung. Sie war mittelgroß, aber sehr dünn. Arme und Beine schienen an einem eckigen Skelett befestigt zu sein. Die Donaldsons, von denen es viele gab, spielten in den kulturellen und philanthropischen Kreisen der Stadt eine bedeutende Rolle. Sie war äußerst selbstbewußt, weil sie dazugehörte, sich schon in den Zentren der Macht bewegt hatte. Ihre Kleidung betonte noch ihr exzentrisches Aussehen. Sie trug ausgefallene Hüte und viel Schmuck. Sie legte jetzt eine imposante Sammlung von Accessoires ab: Tasche, Hut, Schal, Handschuhe, mehrere Ringe. »Entkleide dich zum Handeln, das ist mein Motto. Essen wir hier?« fragte sie, auf den Küchentisch deutend.
    »Warum nicht?« Peter stellte immer einen Spieltisch im Wohnzimmer auf mit Kerzen und allem Drum und Dran. Daß sie in der Küche aßen, war gut. Peter würde sich darüber freuen.
    »Ich werde schon alles finden. Hinaus mit dir! Ich verrate meine Geheimnisse nicht. Man darf sich nicht in die Karten gucken lassen.« Sie lachte krähend, als er sie verließ.
    Als er sie in der Küche hantieren hörte, wurde ihm bewußt, daß dies das Intimste war, was er bisher mit einem Mädchen erlebt hatte, intimer noch als ein Beischlaf. Vielleicht würde sie ›sein‹ Mädchen werden. Er wäre froh, wenn er vor C.  B. sie gelegentlich erwähnen könnte, und Donaldson war ein imposanter Name. C.  B. würde sie überdurchschnittlich finden müssen, eine Manifestation seines kultivierten Geschmacks, obwohl es andererseits ein Schlag für sie wäre, da sie ein Mädchen war.
    »Du kannst jetzt bald kommen«, rief sie nach einer Weile.
    »Wie klug von dir, gleich neben dem ›El Morocco‹ zu wohnen«, sagte sie, als er in die Küche zurückkehrte. »So bequem. Sollen wir hingehen und tanzen?«
    »Hör mal, ich bin nur ein Verlagsvolontär, der erst seinen Weg machen muß.«
    »Ich habe Geld. Das ist kein Problem.«
    »Das ist ja fein. Übrigens, ich bin noch nie dort gewesen.«
    »Ach, du mußt es unbedingt kennenlernen. Es ist toll. Ich liebe es. Warte nur, bis du die Palmen siehst. Sie sind hysterisch.«
    Das Essen begann mit Gänseleber und einer Flasche Wein. Dann folgten die Steaks, zu denen es Pilze in einer besonderen Soße gab, und danach Spargel mit holländischer Soße und eingemachte Pfirsiche.
    »Es ist fabelhaft«, sagte Charlie, verblüfft über die Üppigkeit des Mahls.
    »Frage mich nicht, was ich selber gekocht habe und was aus Büchsen kommt. Das ist eins meiner Geheimnisse.«
    Als sie mit dem Essen fertig waren, fragte sie: »Gibt es hier einen Salon? Ich finde es wichtig, den Kaffee im Salon zu trinken. Das ist einer meiner Grundsätze.«
    »Natürlich. Der Salon wartet.«
    »Ich hoffe, du erwartest nicht von mir, daß ich mich mit all dem herumschlage«, sagte sie und machte plötzlich ein hilfloses Gesicht, als sie ihre Augen durch die Küche schweifen ließ, in der es jetzt mehr als unaufgeräumt aussah.
    Charlie lachte. »Natürlich nicht. Du hast schon mehr als genug getan. Es war wundervoll. Die Diener werden das übernehmen.«
    Sie strahlte. »Entzückend. Hier, nimm die Tassen und den Zucker. Der Kaffee wird gleich serviert.«
    Als sie ihn eingegossen hatte, sah sie sich in dem kleinen Zimmer um. »Nett. Sehr männlich. Das Bett macht sich etwas breit, nicht wahr? Wäre da nicht ein diskreter Vorhang das Richtige?«
    »Ich habe selten Damenbesuch. Wahrscheinlich hast du recht.«
    Sie musterte ihn einen Moment mit ihren großen, spöttischen Augen. »Ich frage mich, warum du mir noch gar keine Avancen gemacht hast?«
    Charlie war bestürzt, aber es gelang ihm, es nicht zu zeigen. »Sollte ich das?«
    »Ich bin ein Mädchen. Ich sehe etwas komisch aus, aber es ist bei mir alles am richtigen Fleck. Für gewöhnlich machen Männer Mädchen Avancen.«
    »Und was machst du für gewöhnlich?« Charlies plötzliche Wut drückte sich in leichtem Sarkasmus aus. »Sie necken, sie in Wallung bringen und dann die Unnahbare spielen, wenn es dir beliebt?«
    »Ach, mein Lieber, haben das Mädchen so

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