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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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mit dir gemacht? Wir sind wohl alle entsetzliche Biester.« Sie lachte, wurde aber sofort wieder ernst. »Freilich, ich bin ganz anders. Ich bin Schauspielerin. Schauspielerinnen müssen ein an Emotionen reiches Leben führen.«
    Sie sagte das so betont, daß Charlie das erste beste, das ihm zu seinem Schutz einfiel, antwortete: »Dieses Zimmer ist nur nicht der passende Ort. Ich habe einen Zimmergenossen. Er kann jeden Augenblick kommen.«
    Hattie blickte zu dem Bett hin. »Einen Zimmergenossen? Hier?«
    »Er schläft hier«, sagte er und deutete auf das Sofa, auf dem er saß. Er wurde dunkelrot, wandte das Gesicht ab und griff nach einer Zigarette. Er zündete sie langsam an, um seine Fassung wiederzugewinnen. »Er ist ein Vetter von mir. Fast noch ein Kind, geht aufs College. Es war C.  B.’s Idee.«
    »Ich finde es wahnsinnig aufregend, daß du C.  B.’s Enkel bist. Ich brenne darauf, sie kennenzulernen. Meine Familie hält sie für verrückt.«
    »Wie das?« fragte Charlie, froh, daß er dem Thema Peter so schnell entkommen war.
    »Es ist da etwas vorgefallen. Ich kann mich nicht genau erinnern. Sie soll einen jungen Mann praktisch gekidnappt haben. Es kam darüber zu einem furchtbaren Krach mit seiner Familie.«
    Charlie lachte: »Das sieht C.  B. ganz ähnlich.«
    »Ist sie eine geile alte Dame?«
    »Um Gotteswillen, nein. Sie hat nur gern junge Männer um sich, interessiert sich für ihre Karriere und dergleichen.«
    »Das klingt mir nach Sex. Aber über die eigene Familie weiß man meistens am wenigsten. Wenn du mich mit ihr bekannt machst, werde ich dir genau berichten, wie ich sie finde.«
    »Wann du willst. Wir gehen immer am Sonntag hin.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    Charlie wurde von neuem rot. Er stützte das Kinn in die Hände und bedeckte seine Wangen mit ihnen. »Ach, die übliche Gruppe. C.  B.’s Kreis.« Sie hatte eine unangenehme Art, ihn in die Enge zu treiben. Er ging zum Gegenangriff über. »Wieso bezeichnest du dich immer als Schauspielerin? Du bist doch noch nie aufgetreten.«
    »Aber ja. Ich habe gerade acht Wochen auf einer Sommerbühne gespielt.«
    »Wurdest du denn dafür bezahlt?«
    »Hank Forbes hält mich für großartig«, erwiderte sie. Forbes war der hervorragende Regisseur von Princeton, der versprochen hatte, Charlie zu helfen.
    »Hank hält mich auch für gut. Da haben wir etwas gemeinsam.«
    »Ach du. Du wirst nie Schauspieler werden. Du bist viel zu vornehm dafür.«
    »Ich? Vornehm?« Er lachte, aber dieses Epitheton mißfiel ihm nicht.
    »Du bist furchbar vornehm. Viel zu erhaben. Unerreichbar. Du würdest dich nie einfügen können.«
    »Hank denkt da anders. Er sagte, es würde sich mir vielleicht schon bald eine Rolle bieten.«
    »Nun, Hank ist wahrscheinlich hinter dir her. Das ist eins der Probleme, denen ein Mädchen beim Theater ins Auge sehen muß.«
    »Was soll das heißen? Wovon redest du?«
    »Du weißt das nicht? Fehlt dir die Phantasie? Ich habe dir gesagt, du würdest nie ein Schauspieler werden.«
    »Du bist albern«, sagte er, die Schultern zuckend, und sie lachte über ihn. Sie war zäh. Sie schlug zurück. Sie war nicht zimperlich wie die meisten Mädchen. Das war ihm als erstes an ihr aufgefallen, als er sie kennenlernte. Er glaubte, daß sich zwischen ihnen eine Kameradschaft herausbilden könnte, wie er sie bisher nur mit Männern erlebt hatte. Außer ihrer Erwähnung von Avancen war von Sex zwischen ihnen bis jetzt nicht die Rede, und es verlangte ihn nicht, daß es anders wäre.
    »Meintest du das ernst, daß wir ins ›El Morocco‹ gehen wollten?« fragte er.
    »Ich warte nur darauf, daß dein Zimmergenosse in unser unerlaubtes Stelldichein hineinplatzt.«
    Charlie sah auf seine Uhr. Es war noch nicht elf. »Ich weiß nie, wann er kommt. Wir sehen uns sehr wenig.«
    »Aber du hast doch gesagt, er schläft hier. Es kommt mir so vor, als hättest du die letzte Stunde auf ihm gesessen.«
    »Oh nein. Dann hättest du ihn gesehen. Er ist aus Fleisch und Blut.«
    »Ja?« Sie lachte wieder und stand auf.
    Als sie sich später unter der Markise des ›El Moroccos‹ trennten, die im künstlichen Licht teuer glänzte, hatten sie verabredet, daß sie am nächsten Sonntag mit zu C.  B. kommen würde. Sie lehnte sein Angebot, sie nach Hause zu bringen, ab. Sie war berufstätig und wollte von Galanterien, die dem schwachen Geschlecht galten, nichts wissen. Obwohl er sie umzustimmen versuchte, war Charlie über ihre Ablehnung froh. Sie würde nie eine Last

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