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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Zwar in einem anderen, südlichen Bundesland, aber konnte ihr in Duisburg nicht dasselbe passieren? Damals war alles so peinlich gewesen. Dabei war das, was sie erlebt hatte, schon schrecklich genug. Die Erinnerung trieb Schweißtropfen auf ihre Stirn. Ihre Hände begannen, unkontrollierbar zu zittern. Sie wollte nur noch fort von hier.
    Ängstlich schaute sie den langen Flur entlang. Niemand war zu sehen. Sie musste schnell verschwinden, ehe die junge Polizistin wieder auftauchte oder irgendeine Tür aufging. Ihre Entscheidung stand fest, sie würde nicht noch einmal solch eine peinliche Befragung über sich ergehen lassen. Ruckartig wandte sie sich um und lief mit schnellen Schritten den Gang in Richtung Treppenhaus.

13. Kapitel
    Pielkötter bog von der Sittardsberger Allee im Duisburger Süden in eine Seitenstraße ein. Fast automatisch riss der Verkehrsstrom ab, der um diese Zeit wohl einen ersten Höhepunkt erreichte. In vorgeschriebenem Tempo passierte der Dienstwagen ansehnliche Ein- und Zweifamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten. Als er die gesuchte Hausnummer entdeckte, stoppte er das Auto direkt vor dem Grundstück. Parkplatzsorgen schien es hier nicht zu geben. Mit wenigen Schritten hatte er die Tür erreicht, die aus einer riesigen Scheibe undurchsichtigen Glases bestand, die in einem schmalen Rahmen gefasst war.
    »Hauptkommissar Pielkötter«, stellte er sich vor, als die Tür von einer etwa fünfzigjährigen Frau mit Brille in antiquierter Fassung aufgerissen wurde. Ihr Blick wirkte zuerst erstaunt, dann eher feindselig. Ehe sie etwas erwidern konnte, hielt er ihr seinen Dienstausweis hin.
    »Ich möchte Stefanie Heimer sprechen. Ich nehme an, Sie sind die Mutter.«
    »Stefanie?«, fragte die Frau sichtlich irritiert. »Darf ich fragen, was Sie von meiner Tochter wollen?«
    Eigentlich sprach nichts dagegen, die Dame aufzuklären, aber ihre herrische Miene hielt ihn davon ab. »Ihre Tochter hat sich nichts vorzuwerfen«, erwiderte er deshalb nur kurz. »Im Übrigen habe ich meinen Besuch mit ihr vereinbart.«
    »Das wird ja immer schöner«, schimpfte Frau Heimer, »bestellt die Polizei in mein Haus und sagt mir nicht einmal was davon.«
    »Darf ich?«, fragte Pielkötter und machte einen weiteren Schritt auf die Haustür zu.
    Zuerst registrierte er ihre Verärgerung, dann ein angedeutetes Nicken. Als er schließlich die Diele betrat, tauchte eine junge Frau mit langen dunklen Haaren am Treppenabsatz in der ersten Etage auf. Mit hochrotem Kopf stieg sie die Stufen hinunter. Aus dem kurzen Blickwechsel zwischen ihr und ihrer Mutter folgerte Pielkötter, dass es in dieser Familie heute noch eine ganz gehörige Portion Ärger geben würde.
    »Ich habe versucht, Sie zu erreichen«, erklärte Stefanie Heimer, »aber …«
    »Darf ich endlich wissen, was hier gespielt wird?«, fuhr ihre Mutter dazwischen.
    »Nicht bevor ich in Ruhe mit Ihrer Tochter gesprochen habe«, entgegnete Pielkötter, nun auch ärgerlich. »Sollte das in diesem Haus nicht möglich sein, kann ich sie gerne mit aufs Präsidium nehmen.«
    »Wir können in mein Zimmer gehen«, schlug Stefanie Heimer mit gesenkten Augen vor, die eher zu einem Schulmädchen gepasst hätten als zu einer Erwachsenen.
    Unter Blicken, die nach seinem Geschmack in die Kategorie »fast strafbar« fielen, folgte er der jungen Frau in die erste Etage, in der sie ein sehr kleines Zimmer besaß.
    Ein Schreibtischstuhl war die einzige Sitzgelegenheit. Pielkötter nahm darauf Platz und drehte ihn so, dass er Stefanie gegenübersaß, die sich inzwischen mit gekrümmtem Rücken auf ihrem Bett niedergelassen hatte.
    »Dass alles so schieflaufen muss«, seufzte sie.
    »Was denn genau?«
    »Ich meine, dass meine Mutter ausgerechnet heute eher von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Das ist der Grund, warum ich lieber im Präsidium mit Ihnen gesprochen hätte.«
    Pielkötter tat die junge Frau leid. Sofern er diese Unannehmlichkeiten geahnt hätte, wäre er auf ihren Vorschlag eingegangen. Allerdings machte er sich gerne ein umfassendes Bild von Zeugen, und dazu gehörten nun einmal ihre Lebensumstände. Natürlich hatte er kein Recht, eine Befragung in der häuslichen Umgebung zu erzwingen, aber Stefanie Heimer hatte ihm nicht energisch genug widersprochen. Automatisch musste er dabei an die Beziehung zu ihrer Mutter denken. Offensichtlich zeigte sie hier auch zu wenig Rückgrat.
    »Wie Sie bereits wissen, geht es um Ihre

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