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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Handynummer«, leitete Pielkötter die Befragung ein.
    »Aber warum interessiert sich die Polizei dafür? Ich verstehe das einfach nicht.«
    »Die Nummer stand auf einem kleinen Zettel, der zusammengeknüllt an einem möglichen Tatort gefunden wurde.«
    »Tatort?« Stefanie Heimers Miene wirkte äußerst beunruhigt. »Ich habe wirklich nichts verbrochen.«
    »Das behauptet ja auch niemand«, erwiderte Pielkötter mit einem seltenen Anflug von Güte in der Stimme. »Höchstwahrscheinlich gibt es überhaupt keinen Zusammenhang, nur müssen wir das erst einmal überprüfen.«
    »Woher haben Sie den Zettel denn?«
    »Aus dem Landschaftspark Nord. Genauer gesagt lag er auf einer Treppenstufe im Hochofen V. Haben Sie eine Ahnung, wie Ihre Telefonnummer dort hingekommen ist?«
    Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ja. Leider. Es ist immer so.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mit den Männern«, antwortete sie, sichtlich um Fassung bemüht. »Immer dasselbe.«
    Pielkötter ahnte vage, was sie ihm mitteilen wollte, beschloss aber, vorerst nicht nachzubohren und ihr etwas Zeit zu gewähren.
    »Letzten Sonntag bin ich mit Mario am Hochofen verabredet gewesen«, fuhr sie fort, nachdem sie einige Sekunden schweigend aus dem einzigen Fenster gestarrt hatte.
    »Ihr Freund?«
    Sie stieß einen seltsamen Laut aus, der traurig und zugleich irgendwie verächtlich klang. »Nein, das war unser erstes Date.« Sie seufzte. »Und wie ich eben erfahren habe, wohl auch das letzte.«
    Pielkötter runzelte die Stirn, fragte jedoch nicht weiter nach.
    »Wir haben uns in der Disco kennengelernt. An dem Abend hat er da gekellnert. Ich wollte nicht warten, bis er Feierabend hatte, und da haben wir uns für den nächsten Tag verabredet. Wir haben uns vor dem Citypalais in der Innenstadt getroffen, sind dann aber mit seinem Wagen in die Nähe des Landschaftsparks zu seinem Freund gefahren. Dort hat er irgendwelche Eintrittskarten für ein Spiel des MSV abgegeben. Als wir am Gasometer vorbeigefahren sind, habe ich vorgeschlagen, auf dem Gelände spazieren zu gehen. Bisher habe ich den Park nur vom Hörensagen gekannt. Mario hat sofort zugestimmt. Wir sind auch auf den Hochofen rauf. Oben auf der Plattform haben wir uns zum ersten Mal geküsst, und ich habe ihm meine Handynummer gegeben. Bevor wir wieder nach unten gegangen sind, hat er den Zettel in seine Hosentasche gesteckt.«
    »Haben Sie eigentlich seine Handynummer?«
    »Nein, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen. Auch nicht, dass er die Nummer ja einfach hätte speichern können. Ich war so selig. Endlich der richtige Partner, dachte ich. Und dann habe ich über eine Woche vergeblich auf seinen Anruf gewartet. Manchmal habe ich mir vorgestellt, er habe meine Nummer verloren, sei genauso unglücklich wie ich und suche jetzt nach mir … Zerknüllt, sagen Sie. Der Zettel ist ihm also nicht zufällig aus der Tasche gefallen. Er hat ihn zusammengedrückt und weggeworfen, während ich ahnungslos mit ihm wieder von der Plattform nach unten gestiegen bin.«
    Ihr Blick wirkte so traurig, dass Pielkötter sie am liebsten getröstet hätte. Eigentlich war in diesem Fall kein Ermittler gefragt, sondern eher ein Psychologe. Zumindest war er ziemlich sicher, dass weder Stefanie Heimer noch dieser Mario etwas mit Erwin Lützows gewaltsamem Ableben zu schaffen hatten.
    »Hat sich Mario sofort von Ihnen verabschiedet, als Sie unten angekommen sind?«
    »Nein, er hat mich nach Hause gefahren, das heißt, bis zur Sittardsberger Allee. Das letzte Stück bin ich dann zu Fuß gegangen.«
    Aha, wegen Mama, überlegte Pielkötter.
    »Eigentlich hätte ich mir denken können, dass ich ihn nie wiedersehe«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Plötzlich musste er seinem Bruder beim Umzug helfen, obwohl vorher davon nicht die Rede war.«
    Vielleicht hatte sie oben auf dem Hochofen zu deutlich gemacht, dass sie eine feste Beziehung anstrebt, kombinierte Pielkötter. In diesem Fall wäre es kein Wunder, wenn sie immer wieder einen schnellen Rückzug einer neuen Flamme erleben würde. Am liebsten hätte er mit ihr darüber gesprochen, aber er war nicht als Therapeut hierhergekommen.
    »Sie haben mir den Nachnamen von diesem Mario noch nicht genannt«, erklärte er stattdessen.
    »Tut mir leid, den kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass er Mario heißt und öfter im Pulp kellnert.« Auf seinen fragenden Blick hin ergänzte sie: »Pulp, das Event-Schloss in Duisburg-Hochfeld.«
    »Ach ja, habe davon

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