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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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gehört«, erwiderte Pielkötter. »Soll angeblich auch etwas für meinen Jahrgang sein, zumindest der sonntägliche Brunch.« Er fasste sich ans Kinn. Vielleicht sollten sie Jan Hendrik mit seinem Freund einmal dorthin einladen. »Wie würden Sie Mario beschreiben?«, fragte er abschließend. Obwohl er sich von weiteren Nachforschungen nicht viel versprach und zunächst andere Spuren verfolgen wollte, konnten zusätzliche Informationen nie schaden.
    Für einen Moment schienen ihre Augen zu leuchten. »Überdurchschnittlich groß und sehr schlank mit breiten Schultern.« Sie seufzte. »Schwarze, kurze Haare. Ja, und einen kleinen Oberlippenbart.«
    Pielkötter zog ein Notizbuch aus seiner Jackentasche und notierte sich die Angaben, auch wenn ihm seine Spürnase sagte, dass er sie niemals brauchen würde. Mit einem Ruck erhob er sich.
    Als Stefanie Heimer die Zimmertür öffnete, hätte sie um ein Haar den Kopf ihrer Mutter getroffen. »Ich, ich wollte Ihnen gerade etwas zu trinken anbieten«, stammelte sie. Der Tonfall passte nicht zu der Frau, die er vorhin kennengelernt hatte. Anscheinend schmolzen bei einem schlechten Gewissen Arroganz und Souveränität dahin.
    Nachdem Pielkötter das Haus verlassen hatte, dachte er noch länger über diese Familie nach, in der wahrscheinlich entweder der Vater fehlte oder eine sehr untergeordnete Rolle spielte. Am liebsten hätte er Stefanie Heimer an Mark Milton vermittelt. Die junge Frau brauchte keine neue Flamme, mit der sie wieder in gewohnter Weise Schiffbruch erleiden würde, sondern eher eine Therapie. Sie musste dringend lernen, sich gegenüber ihrer Mutter durchzusetzen. Anscheinend hatte Stefanie Heimer aber nicht allein die Kraft, sich von dieser dominanten Person zu lösen. Schluss jetzt, dachte Pielkötter. Immerhin hatte er genug Arbeit damit, sich auf den neuen Fall zu konzentrieren, und in dieser Beziehung gaben die Angaben der jungen Frau nichts her. Zudem hatte er absolut keinen Grund, ihre Aussagen anzuzweifeln. Notfalls könnte er später immer noch einmal im Pulp nach Mario mit dem Schnäuzer forschen.

14. Kapitel
    Barnowski sah wiederholt auf die Uhr, die über seiner Bürotür hing. Unwillig verzog er das Gesicht. Wo sein Chef nur blieb? Und warum konnte er Kippen-Olli nicht allein vernehmen? Den Spitznamen für Olaf Stratenschulte hatte er soeben kreiert. Spätestens seit das Ergebnis der DNA-Analyse eingetrudelt war, hatte der kleine Ganove seinen Ruf als Blödmann zementiert. Zumindest empfand Barnowski ihn so. Leider saß er nun untätig hier herum, anstatt Kippen-Olli schon einmal einzuheizen.
    Wenn Pielkötters Besprechung mit dem stellvertretenden Polizeipräsidenten, worüber auch immer, nicht bald beendet sein würde, bekäme er zudem ein Problem mit Gaby. Sie würde es ihm nicht verzeihen, sollte er heute bei der Einweihung ihres eigenen Friseursalons fehlen. Dass er zu spät zum Sektempfang kommen würde, stand bereits außer Frage. Okay, das war geschenkt, aber auf die Flasche Champagner für den fortgeschrittenen Abend im gemeinsamen französischen Bett, die er wohlweislich schon kaltgestellt hatte, wollte er nicht so gerne verzichten.
    Missmutig schielte Barnowski erneut zur Uhr. Bis halb sieben, dann ist endgültig Schluss, entschied er. Damit blieben Pielkötter noch genau fünf Minuten. Warum war das Leben manchmal so kompliziert, fragte er sich in einem seltenen Anflug von lebensphilosophischer Erkenntnis, so trivial sie auch sein mochte. Und weiter: Wer profitierte davon, wenn man zwischen allen Stühlen saß?
    »Scheiße«, stieß er leise hervor. Drei Minuten, dann war dickster Ärger vorprogrammiert. Er überdachte seine Entscheidung, lieber mit Pielkötter als mit Gaby im Clinch zu liegen, kam aber mit sich überein, die richtige Wahl getroffen zu haben. Besser eine kurze Standpauke von seinem Chef als die nächsten Tage ohne Sex.
    Eine Minute vor halb schnappte er sich die Lederjacke von seinem Schreibtischstuhl und hängte sie sich über die Schulter. Er riss die Tür auf und schaute den Gang entlang. Von Pielkötter fehlte noch immer jede Spur. Dann besuche ich Olaf Stratenschulte eben allein, dachte Barnowski und eilte in Richtung Treppenhaus.
    Wenige Minuten später saß er im Dienstwagen. Er seufzte laut. Hätte er eine Nachricht hinterlassen sollen? Nun, dafür war es jetzt zu spät. Ärger gab es so oder so. Außerdem würde Big Boss ihn auf dem Handy anrufen, sobald er aus der Besprechung kam und ihn nicht mehr antreffen

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