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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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ins Schwarze getroffen hatte. Das würde sicher ausreichen, ihn nun in Ruhe seine Arbeit machen zu lassen. Während er die Treppenstufen weiter nach oben stieg, musste er an Pielkötter denken. Hoffentlich war nicht gerade die Besprechung beendet. Einen Anruf, geschweige denn einen Anschiss, konnte er in dieser Situation wirklich nicht gebrauchen. Am besten schaltete er das Handy einfach aus, bis die Operation Olli abgeschlossen war. So drohte keine Gefahr, zumindest nicht vonseiten seines Chefs.
    Noch drei Treppenstufen und er hatte Stratenschultes Wohnung erreicht. Davor lag ein vergammelter Fußabtreter, dessen Motiv nicht mehr genau zu erkennen war. Barnowski griff zum Halfter, dann entsicherte er seine Dienstpistole. Höchstwahrscheinlich eine völlig überflüssige Vorsichtsmaßnahme, aber er durfte kein Risiko eingehen, erst recht nicht bei einem Alleingang und einem Mann mit erheblichem Vorstrafenregister.
    Nachdem er dreimal geklingelt hatte, wurde die Haustür endlich aufgerissen. Olaf Stratenschultes Körper in enger, zerschlissener Trainingshose und mit nackter, komplett tätowierter Brust kam zum Vorschein und schnellte dann ruckartig zurück. Wortlos starrte er Barnowski an. Sein Blick schien auszudrücken, dass er sich noch nicht eindeutig für Angriff oder Flucht entschieden hatte.
    »Wat wollen Sie?« Ollis Stimme klang, als hätte die Leber hart daran gearbeitet. »Ich hab nix damit zu tun.«
    »Womit?«, fragte Barnowski hellhörig geworden. »Aber das besprechen wir besser in Ihrer Wohnung. Oder ist das Haus hier so eine WG?«
    Olli nuschelte etwas Unverständliches in seinen Ziegenbart, gab jedoch die Tür frei. Barnowski folgte ihm durch die Diele in eine Art Wohnraum, besonders wohnlich kam er Barnowski jedoch nicht vor. An mehreren Stellen stand ein Stück Tapete von der Wand ab, der Bezug des Sofas wirkte speckig, und der Tisch war so zugemüllt, dass man die Farbe der Tischplatte nicht einmal erahnen konnte.
    Plötzlich drehte Olaf Stratenschulte ihm den Rücken zu, um an einem halbhohen Schränkchen zu hantieren. In Sekundenschnelle hatte Barnowski die Waffe gezogen.
    »Hände hoch, hintern Kopf und dann ganz langsam umdrehen.«
    »Nun mach ma halblang«, erwiderte Olli, während er der Aufforderung nachkam. »Wat soll der Scheiß. Man wird sich doch wohl ne Fluppe anzünden dürfen. Zudem will ich ers ma den Durchsuchungsbefehl.«
    Barnowski machte einen Schritt auf das Schränkchen zu, auf dem tatsächlich nur eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug lagen. Sein Blick tastete noch einmal an der engen Trainingshose entlang, aber in deren Taschen konnte unmöglich eine Waffe verborgen sein.
    »Setz dich«, forderte Barnowski ihn auf. »Deine Visage ist doch das personifizierte schlechte Gewissen. Deshalb würde ich an deiner Stelle mal ganz schön vorsichtig sein.«
    »Ich hab damit wirklich nichts zu tun«, erklärte Olli und setzte sich brav auf das speckige Sofa. »Gelsenkirchen ist sowieso nich mein Revier. Oberhausen, ja, Essen vielleicht, aber nicht Gelsenkirchen.«
    Olaf Stratenschulte war nie der Hellste gewesen, diese Blödheit hätte Barnowski ihm jedoch nicht zugetraut. Fast tat Olli ihm leid. »Und wieso weißt du von einer Sache in Gelsenkirchen, wenn du nicht dahintersteckst?«
    »Na ja, ich hab so meine Kanäle«, antwortete er nun mit Dackelblick.
    »Und deswegen bist du vorhin so zurückgezuckt?«
    »Hab mit den Bullen ja nich die besten Erfahrungen gemacht. Wenn die anne Tür stehen, gibbet immer Ärger, egal oppe wat gelappt has oder nich. Allein wie Se gerade mit der Bumme hinter mir gestanden haben. Meinen Se, dat lässt mich kalt? Mensch, ich hatte in mein ganzes Leben noch keine echte Waffe inne Flossen, geschweige denn, ich hätte abgedrückt.«
    Barnowski erinnerte sich, dass Olli die Kassierer in den Spielhöllen tatsächlich immer mit Plastikpistolen in Schach gehalten hatte. Er überlegte kurz, ob er ihm wegen der Sache in Gelsenkirchen einheizen sollte, beschloss dann, das erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Die Zeit drängte, und deshalb war er nicht hier. Zudem konnte er sich später im Präsidium immer noch danach erkundigen, was dort gelaufen war. Ein großes Ding konnte es nicht gewesen sein, sonst hätte er sicher davon gehört.
    »Gelsenkirchen ist mir erst einmal egal«, erklärte Barnowski zu Ollis offensichtlichem Erstaunen, sofern man seinen Gesichtsausdruck nicht einfach als »blöd« einstufen wollte. »Wir haben ein Kaugummi von dir im

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