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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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Peter grüßen könnte, wenn meine Mutter dabei sei. Das wäre natürlich die Katastrophe schlechthin.
    »Schreib ihm einen Brief«, schlug Anka vor. »Schreib ihm, dass du ihn gern kennen lernen würdest, er dich aber bloß nicht grüßen soll, wenn deine Mutter dabei ist.«
    Als ich auf dem Heimweg von der Schule nach Hause meinen Brief bei Peters Eltern in den Briefkasten warf, fühlte ich mich mächtig erleichtert. Gleichzeitig hatte ich ihm vorgeschlagen, sich mit mir zu treffen, wenn ich mit dem Hund Gassi gehen musste. Peter und ich trafen uns zwei, drei Male heimlich und schafften es bis zum romantischen Händchenhalten. Bei diesem letzten Treffen hatte mir Peter eine kleine silberne Kette mit dem Schriftzug » I love you « geschenkt und einen zaghaften Kuss auf die Wange gedrückt. Noch bevor ich mich in Peter verlieben konnte, flog die ganze Geschichte auf, weil ich mein Tagebuch in meiner Schultasche vergessen hatte und Dana und ich an die Übergabe nicht mehr gedacht hatten. Der Streit zwischen mir und meiner Mutter tobte wie üblich, und ich hatte wieder den Verlust einiger Haarbüschel zu beklagen. Meine Mutter setzte in diesem Streit eine Drohung ein, die meinen Hass auf sie nur noch weiter schürte. Sie hatte mir zunächst angedroht, mich in ein Internat zu schicken. Sie schien offensichtlich überfordert gewesen zu sein, als ich sie glaubwürdig völlig begeistert anschrie, dass ich GERN ins Internat gehen würde und sie mir den größten Gefallen damit erweisen könnte. Ich war in meiner Wut so grenzenlos ehrlich, dass ich keinen Hehl daraus machte, dass ein Internat für mich die totale Befreiung sei und ich froh wäre, wenn ich wenigstens einmal am Tag meine völlige Ruhe hätte, denn in den Internaten gäbe es das so genannte »Silencio«.
    »Tuʼs doch endlich!«, schrie ich sie an, und meine Mutter stürzte sich als Antwort wieder wütend auf mich und drosch auf meinen Kopf ein.
    »Ich sage dir, was ich tun werde«, giftete sie. »Ich werde deinen Vater anrufen und ihm mitteilen, dass du ab sofort bei ihm wohnen wirst. Such dir schon mal einen guten Chirurgen.«
    Jürgen schlichtete am Abend unseren Streit. »Das war aber schäbig von dir, Gundis, so etwas zu deiner Tochter zu sagen«, kritisierte er meine Mutter. Zu mir gewandt fragte er ausführlich, was für ein Typ denn dieser Peter sei, und beteuerte zugleich, dass weder er noch meine Mutter jemals mein Tagebuch angefasst hätten, denn einen solchen Vertrauensbruch könne er bestimmt nicht dulden. »Wenn, dann erfahren wir solche Sachen immer von anderer Seite, niemals aber aus deinem Tagebuch, Christine. Das schwöre ich, so wahr ich hier stehe!« Ich wusste nicht mehr, was und wem ich glauben sollte. Eine innere Stimme sagte mir, dass er gerade gelogen hatte, aber ein Beweis fehlte mir. Wieder einmal schlug er sich auf meine Seite, und statt weiter auf das Thema Peter einzugehen, erzählte mir Jürgen urplötzlich, dass er dringend Hilfe in seiner Fabrik bräuchte und bereit wäre, mir das Doppelte an Stundenlohn zu zahlen, als das im Lädchen der Fall war.
    »Gundis«, redete er auf meine Mutter ein, »Gundis, du kannst dir nicht vorstellen, wie dämlich diese Arbeiterinnen sind. Außerdem arbeiten die alle unglaublich langsam, und Christine ist fleißig und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Ich brauche sie dringend in meiner Firma für die Herstellung von Prototypen. Wenn Christine ein paar von diesen Spulen gewickelt hat, dann kann ich den Arbeiterinnen ordentliche Zeitvorgaben machen, verstehst du das denn nicht?«
    Meine Mutter nickte devot.
    »Christine, was sagst du dazu? Neun Mark pro Stunde, und du kannst dir die Zeit frei einteilen. Am besten kommst du nach fünf Uhr, wenn die Arbeiterinnen Feierabend machen, dann kannst du der Mami ein bisschen im Haushalt helfen, dich um Bobby kümmern und kommst danach zu mir in die Firma, ja?«
    Ich nickte. Neun Mark pro Stunde waren ein kleines Vermögen, und ich wollte mir unbedingt ein Mofa kaufen, weil ich es leid war, ständig mit dem Fahrrad die Einkäufe durch die Gegend zu schaukeln. Bis zu meinem fünfzehnten Geburtstag hatte ich noch über ein Jahr, und bis dahin hätte ich mit Sicherheit das Geld zusammen.
    »Außerdem«, so setzte Jürgen noch nach, »außerdem weißt du dann, Gundis, wo Christine ist, und musst nicht mehr befürchten, dass sie durch die Gegend flippt!«
    Meine Mutter nickte noch einmal und schien gänzlich überzeugt zu sein. Ich war gespannt, was auf mich

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