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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Filme schauten, und im Schwarzen-Kino drüben in der benachbarten Stadt Talmont hatte sie Filme gesehen, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Schwarze Cowboys. Schwarze Gangster. Schwarze Musicals. Ich hatte keinen Schimmer gehabt, dass es solche Filme überhaupt gab. Sie nannte das »Farbiges Kino«.
    Daddy merkte, wie ich ins Grübeln geriet, und fügte hinzu: »Aber wie gesagt, ich habe nicht das Geringste gegen Rosy Mae.«
    Abgesehen davon, dass sie ein Nigger war, dachte ich. Ich ging ins Haus, stieg die Treppe hoch, legte mich aufs Bett und fühlte mich ... seltsam. Anders kann ich es nicht beschreiben. Die Erklärungen, die ich an diesem Tag gehört hatte, trafen mich wie eine Faust in den Magen – nur dass es sich irgendwie anfühlte, als wäre der Hieb eigentlich für Rosy bestimmt gewesen und ich hätte ihn abbekommen.
     
    Meine Tür hatte ich offen gelassen, und nach einer Weile trottete Nub herein, sprang hoch aufs Bett und ließ sich zu meinen Füßen nieder. Kurz darauf erschien Callie in der Tür. Nach dem Vorfall mit dem Luftballon hatten Daddy und Mom das Zimmer mit ihr getauscht, sodass sie jetzt oben wohnte, neben mir.
    Callie war barfuß, hatte das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug eine rosa Caprihose und ein weißes Männerhemd, das ihr viel zu groß war. Wie die meisten Mädchen in dem Alter benutzte sie zu viel Parfüm. Der Fairness halber sei erwähnt, dass ich drei Jahr später zu viel Rasierwasser benutzen würde.
    Sie lehnte sich an den Türrahmen und sagte: »Wenn Mom dich mit Schuhen auf dem Bett erwischt, gibt’s Stunk.«
    »Mit Stunk kennst du dich ja aus«, gab ich zurück. »Und Nub darf mit rauf. Sie lässt ihn sogar in ihr eigenes Bett.«
    »Kann ja sein, aber du hast keine Ahnung von mir und meinen Problemen, Stanley Mitchel junior. Nicht die leiseste Ahnung. Ich hab nichts verbrochen, und trotzdem hab ich jetzt Hausarrest, und das in der besten Zeit meines Lebens. Eigentlich sollte ich rausgehn und Spaß haben.«
    »Eigentlich solltest du keinen von diesen Ballons in deinem Zimmer haben.«
    Ich drehte den Kopf zu Callie und stellte fest, dass sie rot angelaufen war.
    »Ich sag dir, du liegst mit deinen Vermutungen völlig falsch.«
    Ich wusste nicht so recht, was für Vermutungen sie meinte, ließ mir meine Unwissenheit aber nicht anmerken. Also antwortete ich: »Na, wie du meinst.«
    »Jane Jersey hat mir das durchs Fenster reingeworfen ... na ja, wenigstens glaub ich, dass sie es war. Muss irgendeine blöde Kuh gewesen sein, die Chester gernhat und nicht will, dass wir zusammen sind – und die meinen Ruf ruinieren will. Jane Jersey hat schon einen schlechten Ruf. Ganz zu schweigen von der hässlichen Frisur. In ihren Haaren könnte man eine Wassermelone verstecken. Genau genommen sieht ihre Frisur aus wie eine von diesen Fischfallen aus Draht.«
    »Wer sollte Chester schon gernhaben? Der Kerl ist gruselig. Sieht aus wie ein Raumfahrer. Ich glaub, ich hab ihn in Die Invasion der fliegenden Untertassen gesehn. Er war das kleine Monster ganz links.«
    »Du bist gemein, Stanley.«
    »Und du willst mir erzählen, dass Jane Jersey hier war und diesen Ballon mit einem Stock durch dein Fenster geschoben hat? Das soll ich dir abnehmen?«
    »Mit den meisten Mädels komm ich gut aus, aber einige sind eifersüchtig auf mich, und Jane am allermeisten. Sie ist früher mit Chester gegangen. Ich hab die beiden nicht auseinandergebracht, sie hatten schon Schluss gemacht. Ich hab ihn vorm Dairy Queen kennengelernt, und wir haben uns gleich gut verstanden. Das ist nichts Ernstes mit ihm. Er ist einfach irgendwie witzig. Anders als die andern. Seitdem hat Jane mich auf dem Kieker. Glotzt mich immer böse an und sagt, dass ich ihren Freund in Ruhe lassen soll. Jetzt hat sie das Gummi in mein ...«
    »Gummi?«
    »So nennt man diese Ballons, Stanley. Es heißt nicht Ballon. Eigentlich sagt man Präservativ. Aber sie hat es mir ins Zimmer geworfen, oder sie hat eine ihrer Freundinnen dazu überredet, und das ist einfach fies. Ich glaube nicht mal, dass es mit zu ihrem Plan gehört hat, dass Mom oder Daddy es finden, aber wahrscheinlich wollte sie mir zeigen, dass sie es tut, weil sie dachte, dass ich es tue. Aber das stimmt nicht. Und wenn, dann wär ich so schlau, das Teil aufzuheben und wegzuschmeißen. Und wenn Chester es tut, so wie sie behauptet, dann will ich nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
    Schließlich gab ich auf. »Und, tut sie das, was du nicht

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