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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte das wie ein Ausflug von dreißig, vierzig Tagen ausgesehen. Jetzt… Der Junge im Brunnen musste vielleicht noch lange Zeit tapfer sein, egal, wie sehr sie es sich anders wünschte. Hmm. Also Zeit für Plan B. Zeit für etwas, wie jemand wie Pham Nuwen es vorschlagen würde. Sie stieß sich vom Boden ab und ließ sich neben Grünmuschel nieder. »Gut, wir können uns also bestenfalls auf einhundertundzwanzig Tage einstellen. Wenn der Zonensturm schlimmer wird oder wenn wir Reparaturen vornehmen lassen müssen…« Wo eigentlich? Möglicherweise wäre das nur eine Verzögerung, aber nicht unmöglich. Die umgebaute ADR sollte sogar im Unteren Jenseits repariert werden können. »Vielleicht sogar zweihundert Tage?« Sie warf Blaustiel einen Blick zu, doch er unterbrach sie nicht mit seinen üblichen Zusätzen und Einschränkungen. »Sie haben beide die Botschaften gelesen, die wir von dem Jungen erhalten. Er sagt, die Einheimischen werden in Kürze überrannt, wahrscheinlich in weniger als hundert Tagen. Irgendwie müssen wir ihm helfen…, ehe wir selbst dort sind.«
    Grünmuschel raschelte mit ihren Wedeln auf eine Weise, die Ravna für Verwunderung hielt.
    Sie schaute über das Deck und hob ein wenig die Stimme. He du, du müsstest dafür der Fachmann sein! »Ihr Skrodfahrer bemerkt es vielleicht nicht, aber das ist ein Problem, das in der Langsamen Zone millionenfach vorgekommen ist: Zivilisationen sind durch Reisezeiten von Jahren, von Jahrhunderten getrennt. Sie fallen in dunkle Zeitalter zurück. Sie werden genauso primitiv wie diese Rudelwesen, die ›Klauen‹. Dann bekommen sie Besuch von außerhalb. Binnen kurzer Zeit verfügen sie wieder über Technik.« Phams Kopf wandte sich nicht um; er schaute einfach weiter hinaus in die Sternenweiten.
    Die Skrodfahrer rasselten einander etwas zu, dann:
    »Aber was nützt uns das? Dauert es nicht Dutzende von Jahren, um eine Zivilisation wiederaufzubauen?«
    »Und außerdem ist das auf der Klauenwelt nicht wiederaufzubauen. Dem Kind zufolge ist es eine Welt ohne Vorgänger. Wie lange dauert es, eine neue Zivilisation von den Anfängen an zu errichten?«
    Ravna wischte die Einwände mit einer Handbewegung weg. Haltet mich nicht auf, ich bin in Fahrt. »Darum geht es nicht. Wir haben bereits Verbindung mit ihnen. Wir haben eine gute allgemeine Bibliothek an Bord. Ursprüngliche Erfinder wissen nicht, wohin der Weg führt; sie tappen im Dunkeln. Sogar die Archäologieingenieure auf der Nyjora mussten viel neu erfinden. Wir aber wissen alles über den Bau von Flugzeugen und dergleichen; wir kennen Hunderte von Wegen, um dorthin zu gelangen.« Nun, da sie sich der Notwendigkeit gegenübersah, war Ravna auf einmal gewiss, dass sie es schaffen würden. »Wir können alle Entwicklungswege studieren, die Sackgassen ausschließen. Mehr noch, wir können den schnellsten Weg vom Mittelalter zu bestimmten Erfindungen feststellen, zu Dingen, die mit jeglichen Barbaren fertig werden, die Jefris Freunde angreifen mögen.«
    Ravnas Rede trudelte aus. Grinsend starrte sie erst Blaustiel an, dann Grünmuschel. Aber ein schweigender Skrodfahrer ist einer der gelassensten Zuhörer im Weltall. Es war sogar schwer zu sagen, ob sie sie überhaupt anschauten. Nach einer Weile sagte Grünmuschel: »Ja, ich verstehe. Und so oft, wie Wiederentdeckungen in der Langsamen Zone vorkommen, kann das meiste davon schon in der Schiffsbibliothek ausgearbeitet vorliegen.«
    Da geschah es: Pham wandte sich vom Fenster ab. Er blickte übers Deck zu Ravna und den Fahrern. Zum ersten Mal seit Relais sprach er. Mehr noch, seine Worte waren kein Unsinn, obwohl sie einen Moment brauchte, um ihn zu verstehen. »Kanonen und Radios«, sagte er.
    »Ah… ja.« Sie erwiderte seinen Blick. Irgendwie bewirken, dass er mehr sagt. »Warum gerade das?«
    Pham Nuwen zuckte die Achseln. »Auf Canberra hat es funktioniert.«
    Dann begann der verdammte Blaustiel zu reden, etwas über eine Suche in der Bibliothek. Pham starrte sie alle einen Augenblick lang an, das Gesicht ausdruckslos. Dann wandte er sich wieder den Sternen zu, und der Augenblick war verloren.

 
     
ZWEIUNDZWANZIG
     
    »Pham?« Er hörte Ravnas Stimme direkt hinter sich. Sie war auf der Brücke geblieben, nachdem die Skrodfahrer gegangen waren, um sich irgendwelchen bedeutungslosen Vorbereitungen zu widmen, die sie vereinbart hatten. Er antwortete nicht, und nach einer Weile schwebte sie um ihn herum und verdeckte seinen Blick auf die Sterne. Fast

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