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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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einander.
    Dann: »Danke, Ravna.«
    »… ganz meinerseits.« Ihre Stimme klang schläfrig ernst, und sie kuschelte sich enger an ihn. Seltsam, was er alles für sie gewesen war – manches furchterregend, manches Liebe und manches Zorn weckend. Und manches, was sie sich bis jetzt nicht einmal selbst hätte eingestehen können. Zum ersten Mal seit dem Untergang von Relais empfand sie echte Hoffnung. Vielleicht eine dumme körperliche Reaktion – vielleicht auch nicht. Hier hatte sie einen Mann in den Armen, der es mit jedem Abenteurer aus Romanen aufnehmen konnte, und mehr noch: jemand, der Teil einer MACHT gewesen war.
    »Pham… was, meinst du, ist wirklich bei Relais passiert? Warum ist der ALTE umgebracht worden?«
    Phams Kichern schien ungezwungen, doch seine Arme verkrampften sich um sie. »Das fragst du mich? Ich bin damals gerade gestorben, entsinn dich… Nein, falsch. Der ALTE, Er ist damals gestorben.« Eine Minute lang schwieg er. Die Brücke drehte sich langsam um sie, lautlose Bilder von den Sternen außerhalb. »Mein Gott-Ich litt Schmerzen, ich weiß das. Er war verzweifelt, in Panik… Aber Er versuchte auch, etwas mit mir zu machen, ehe Er starb.« Seine Stimme wurde leise, Verwunderung klang darin. »Ja. Ich war wie ein billiges Gepäckstück, und Er stopfte jedes bisschen Kram in mich hinein, das er übertragen konnte. Du weißt, zehn Kilo in einen Neun-Kilo-Sack. Er wusste, dass es mir weh tat – immerhin war ich ein Teil von Ihm –, aber das spielte keine Rolle.« Er drehte sich von ihr zurück, und in sein Gesicht trat wieder ein Schimmer von Wildheit. »Ich bin kein Sadist, ich glaube auch nicht, dass Er einer war. Ich…«
    Ravna schüttelte den Kopf. »Ich… ich glaube, er hat sich übertragen.«
    Einen Moment lang schwieg Pham und versuchte, den Gedanken in seine Lage einzuordnen. »Das ergibt keinen Sinn. In mir ist kein Platz für einen Übermenschen.« Die Furcht jagte die Hoffnung in engen Kreisen herum.
    »Nein, nein, warte. Du hast Recht. Selbst wenn sich die sterbende MACHT ausrechnet, dass eine Reinkarnation möglich sei, ist in einem normalen Gehirn nicht genug Platz, um viel unterzubringen. Aber der ALTE hat etwas anderes versucht… Erinnerst du dich, wie ich ihn angebettelt habe, uns bei unserer Reise zum Grund zu helfen?«
    »Ja. Ich – Er – hatte Mitgefühl, etwa so wie du mit einem Tier, das sich einem neuen Raubtier gegenübersieht. Er hat nie erwogen, dass die PERVERSION eine Gefahr für ihn sein könnte, nicht bevor…«
    »Richtig. Nicht bevor er angegriffen wurde. Das war eine völlige Überraschung für die MÄCHTE; auf einmal war die PERVERSION mehr als nur ein merkwürdiges Problem für die Unterwesen. Dann erst hat der ALTE wirklich versucht zu helfen. Er hat Pläne und Automatismen in dich hineingestopft, so viel, dass du nichts davon verstehst. Ich habe von derlei Dingen in Angewandter Theologie gehört, sowohl Legenden als auch Tatsachen. ›Gottsplitter‹ wird es genannt.«
    »Gottsplitter?« Er schien verwundert mit dem Wort zu spielen. »Was für ein seltsamer Name. Ich erinnere mich an Seine Panik. Aber wenn er getan hat, was du meinst, warum hat er es mir nicht einfach gesagt? Und wenn ich voller guter Ratschläge stecke, wieso sehe ich dann in mir nichts außer« – sein Blick ähnelte ein wenig dem der letzten Tage – »Dunkelheit… dunkle Statuen mit scharfen Rändern, dichtgedrängt.«
    Wieder langes Schweigen. Doch nun spürte sie fast, wie Pham dachte. Seine Arme verkrampften sich, und ab und zu lief ein Schauer durch seinen Körper. »Ja… ja. Es passt eine Menge. Das meiste davon verstehe ich noch nicht, werde es nie verstehen. Der ALTE hat dort ganz am Ende etwas entdeckt.« Er zog sie wieder fest an sich und barg das Gesicht an ihrem Hals. »Es war eine sehr… persönliche… Art von Mord, den die PERVERSION an ihm beging. Sogar im Sterben lernte der ALTE.« Wieder Schweigen. »Die PERVERSION ist etwas sehr Altes, Ravna. Wahrscheinlich Jahrmilliarden alt. Eine Gefahr, über die der ALTE nur theoretische Spekulationen anstellen konnte, bis sie ihn umbrachte. Aber…«
    Eine Minute. Zwei. Doch Pham fuhr nicht fort. »Mach dir keine Sorgen, Pham. Lass es sich entwickeln.«
    »Ja…« Er wich weit genug zurück, um ihr geradewegs ins Gesicht schauen zu können. »Aber so viel weiß ich: Der ALTE hatte einen Grund, das zu tun. Wir jagen doch keinem Luftschloss hinterher. Da ist etwas am Grunde, in dem Schiff der Straumer, wovon der ALTE

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