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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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automatisch fixierte sein Blick ihr Gesicht.
    »Danke, dass du zu uns gesprochen hast… Wir brauchen dich mehr denn je.«
    Er sah immer noch eine Menge Sterne. Sie standen rings um sie und bewegten sich langsam. Ravna reckte den Kopf vor, wie sie es zu tun pflegte, wenn sie freundliche Verwunderung ausdrücken wollte. »Wir können helfen…«
    Er antwortete nicht. Was hatte ihn eigentlich eben noch zum Sprechen gebracht? Dann sagte er: »Niemand kann den Toten helfen«, auf unbestimmte Weise selbst erstaunt, dass er sprach. Wie die Fokussierung der Augen musste das Sprechen ein Reflex sein.
    »Du bist nicht tot. Du bist so lebendig wie ich.«
    Dann torkelten Worte aus ihm hervor, mehr als an allen Tagen seit Relais. »Stimmt. Die Illusion des eigenen Bewusstseins. Glückliche Automaten, gesteuert von simplen Programmen. Ich wette, du errätst es nie. Wie solltest du auch von innen her. Von außen, aus der Sicht des ALTEN…« Er wandte den Blick ab, von einem doppelten Seheindruck benommen.
    Ravna trieb noch näher heran, bis sich ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt befand. Sie schwebte frei, ausgenommen einen am Boden verankerten Fuß. »Lieber Pham, du irrst dich. Du bist am Grunde gewesen und an der Obergrenze, doch niemals dazwischen… ›Die Illusion des eigenen Bewusstseins‹? Das ist ein alter Hut für jede praktische Philosophie im Jenseits. Es hat ein paar schöne Konsequenzen und ein paar furchterregende.
    Du kennst weiter nichts als die furchterregenden. Bedenke: Die Illusion muss genauso auch für die MÄCHTE gelten.«
    »Nein. Er konnte Vorrichtungen wie dich und mich herstellen.«
    »Tot zu sein, ist auch eine Wahlmöglichkeit, Pham.« Sie streckte die Hand aus, um ihm über Schulter und Arm abwärts zu streichen. Er erlebte einen Perspektivwechsel, wie er für Schwerelosigkeit typisch ist: ›Unten‹ schien zur Seite zu rotieren, und er schaute zu ihr empor. Mit einem Mal wurde er sich seines verfilzten Bartes bewusst, seiner überall umherschwebenden wirren Haare. Er schaute zu Ravna empor, und ihm fiel alles ein, was er über sie gedacht hatte. Auf Relais war sie ihm klug erschienen, vielleicht nicht klüger als er, aber so klug wie die meisten Konkurrenten von der Dschöng Ho. Doch da waren andere Erinnerungen – wie der ALTE sie gesehen hatte. Wie üblich waren Seine Erinnerungen überwältigend. Wie üblich waren sie größtenteils unverständlich. Sogar Seine Gefühle waren schwer zu deuten. Aber… Er hatte an Ravna ein wenig wie… an einen Lieblingshund gedacht. Der ALTE durchschaute sie völlig. Ravna Bergsndot neigte ein bisschen dazu, andere zu manipulieren; Er war darüber erfreut/amüsiert (?) gewesen. Doch hinter ihren Worten und Argumenten hatte Er mehr gesehen, einen Gutteil… ›Güte‹ war vielleicht das Menschenwort. Der ALTE war ihr wohlgesonnen gewesen. Zum Schluss hatte Er sogar versucht, ihr zu helfen. Eine Erkenntnis huschte an ihm vorüber, zu schnell, als dass er sie festhalten konnte. Ravna sprach wieder.
    »Was dir zugestoßen ist, ist schrecklich genug, Pham, aber du bist nicht der Erste. Ich habe von solchen Fällen gelesen. Selbst die MÄCHTE sind nicht unsterblich. Manchmal kämpfen sie untereinander, und jemand wird getötet. Manchmal begeht eine Selbstmord. Es gibt ein Sternensystem, in der Erzählung wird es Der Götter Verhängnis genannt: Vor einer Million Jahren lag es im Transzens. Und es wurde von einer Gruppe von MÄCHTEN besucht. Dann gab es eine Zonen-Flutwelle. Plötzlich lag das System zwanzig Lichtjahre tief im Jenseits. Das ist die größte Flutwelle, über die es zuverlässige Nachricht gibt. Die MÄCHTE bei Der Götter Verhängnis hatten keine Chance. Sie starben alle, manche endeten in Schutt und Asche, andere auf dem Niveau gewöhnlicher menschlicher Intelligenzen.«
    »Was… was ist aus Letzteren geworden?«
    Sie zögerte, nahm seine Hände zwischen ihre. »Du kannst in der Bibliothek nachsehen. Wichtig ist, dass es vorkommt. Für die Opfer bedeutet es das Ende der Welt. Aber aus unserer Sicht, der Sicht der Menschen… Nun, der Mensch Pham Nuwen hat Glück gehabt; Grünmuschel sagt, der Ausfall der Verbindungsapparatur zum ALTEN hat keinen umfangreichen organischen Schaden angerichtet. Es mag vielleicht feinere Schäden geben; manchmal zerstören sich die Überbleibsel einfach, egal, was übrig geblieben ist.«
    Pham fühlte Tränen aus seinen Augen treten. Und wusste, dass ein Teil des Todseins in ihm die Trauer um Seinen

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