Ein Feuer Auf Der Tiefe
auskommt: sie Holzschnitzerin vernichten lassen und sich dann darum kümmern, wie wir uns ihrer bemächtigen?«
Stahl ließ geistesabwesend eine Klaue gegen den Stein klicken. »Ja. Das Problem ist, wenn sie zu viel sehen… Sie können unmöglich so naiv wie Jefri sein. Er sagt, dass die Menschheit in ihrer Geschichte Zeiten mit Burgen und Kriegen hatte. Wenn sie zu viel herumfliegen, werden sie Dinge sehen, die Jefri niemals erblickt oder nie verstanden hat… Vielleicht könnte ich sie dazu bringen, innerhalb der Burg zu landen und Waffen auf den Mauern in Stellung zu bringen. Sie werden meine Geiseln sein, sobald sie zwischen unsern Kiefern stehen. Verdammt. Das würde ein bisschen geschickte Arbeit mit Amdijefri erfordern.« Die Wonnen der abstrakten Planung verblassten für einen Moment voller Wut. »Es fällt mir immer schwerer, mich mit diesen beiden abzugeben.«
»Um des Großen Rudels willen, sie sind doch beide noch ganz und gar Welpen.« Das Fragment schwieg kurz. »Natürlich mag Amdiranifani ein größeres Intelligenz-Potential als jedes andere Rudel besitzen, das ich jemals gesehen habe. Du meinst, er könnte sogar schlau genug sein, um durch seine Kindlichkeit« – er benutzte Samnorsk-Wort – »hindurch die Täuschung zu sehen?«
»Nein, das nicht. Ich habe ihre Hälse zwischen den Kiefern, und sie merken es noch immer nicht. Du hast Recht, Tyrathect, sie lieben mich wirklich.« Und wie ich sie dafür hasse. »Wenn ich bei ihnen bin, hängt das Pfahlwesen ständig an mir, nahe genug, um mir die Kehle durchzuschneiden oder die Augen auszustechen, dabei umarmt und streichelt er mich nur. Und erwartet, dass ich seine Liebe erwidere. Ja, sie glauben mir jedes Wort, aber der Preis ist eine endlose Unverschämtheit.«
»Ruhe bewahren, lieber Schüler. Das A und O der Manipulation ist, sich einzufühlen, ohne innerlich berührt zu werden.« Das Fragment hielt wie üblich kurz vor dem Abgrund inne. Doch diesmal fühlte Stahl sich eine Antwort zischen, ehe ihm seine Reaktion überhaupt zu Bewusstsein kam.
»Halt… mir… keine Vorträge! Du bist nicht Flenser. Du bist ein Fragment. Scheiße! Du bist jetzt das Fragment eines Fragments. Ein Wort, und du wirst in Stücke geschnitten, in tausend kleine Stücke.« Er versuchte das Zittern zu unterdrücken, das sich über seine Glieder ausbreitete. Warum habe ich ihn denn nicht früher getötet? Ich hasse Flenser mehr als alles in der Welt, und es wäre so einfach. Aber das Fragment war immer so unersetzlich, irgendwie das Einzige, was zwischen Stahl und dem Misserfolg stand. Und Stahl hatte ihn wirklich unter Kontrolle.
Und das Solo duckte sich in sehr zufrieden stellender Angst. »Setz dich auf! Gib mir deinen Rat anstatt deiner Vorträge, und du wirst leben… Warum auch immer, ich kann unmöglich das Rätselraten mit diesen Welpen fortführen. Ein paar Minuten lang kann ich es vielleicht tun, oder wenn andere Rudel zugegen sind, die sie von mir fern halten, aber nicht dieses endlose Geliebe. Noch eine Stunde davon, und ich… ich weiß, dass ich sie umbringen werde. So. Ich will, dass du mit Amdijefri sprichst. Erkläre die ›Situation‹. Erkläre…«
»Aber…« Das Solo blickte ihn erstaunt an.
»Ich werde zuschauen; ich denke nicht daran, dir diese beiden zu überlassen. Du sollst nur die Unterredungen aus der Nähe führen.«
Das Fragment ließ die Schultern hängen und verbarg nicht den Schmerz darin. »Wenn das dein Wunsch ist, mein Fürst.«
Stahl bleckte alle seine Zähne. »Das ist es. Aber denke daran, ich werde bei allem Wichtigen zugegen sein, insbesondere bei direkten Funkverbindungen.« Er winkte dem Solo zu, den Wehrgang zu verlassen. »Geh jetzt und lass dich von den Kindern umarmen, lerne selber etwas Selbstkontrolle.«
Nachdem das Vermummte gegangen war, rief er Sreck auf den Wehrgang hinauf. Die nächsten paar Stunden verbrachte er mit der Inspektion der Verteidigungsanlagen und in Planbesprechungen mit seinem Stab. Stahl war sehr überrascht, wie sehr die Regelung des Welpen-Problems seine geistige Verfassung verbessert hatte. Seine Berater schienen das zu empfinden, sie entspannten sich so weit, dass sie gehaltvolle Vorschläge unterbreiteten. Wo die Breschen in den Mauern nicht repariert werden konnten, würden sie Todesfallen bauen. Die Geschütze aus den Werkstätten im Norden würden vor Tagesende eintreffen, und einer von Srecks Leuten hatte einen Ersatzplan für die Nahrungs- und Wasserversorgung ausgearbeitet.
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