Ein Feuer Auf Der Tiefe
wurde alles anders. Eine Welt, die von Flugzeugen und Radio nur Legenden besaß, wurde mit interstellaren Kauffahrern konfrontiert. In einem Jahr Handel wurde Canberras Feudalpolitik auf den Kopf gestellt.
»Die Dschöng Ho hatte drei Schiffe in die Expedition nach Canberra investiert. Sie waren angeschmiert, hatten gedacht, wir wären auf einem höheren technischen Niveau. Wir konnten die Schiffe nicht mit dem Nötigen zum Rückflug versorgen, also blieben zwei zurück und haben meine arme Welt wahrscheinlich umgestülpt. Ich flog mit dem dritten ab – ein verrückter Geiseltausch, den mein Vater für einen guten Schachzug hielt. Ich hatte Glück, dass sie mich nicht im Raum ausgesetzt haben.«
Die Dschöng Ho bestand aus etlichen hundert Staustrahlschiffen, die in einem Hunderte von Lichtjahren großen Raumgebiet operierten. Ihre Schiffe konnten fast ein Drittel Lichtgeschwindigkeit erreichen. Sie waren größtenteils Kauffahrer, gelegentlich Retter, noch seltener Eroberer. Als Pham Nuwen zuletzt mit ihnen zu tun hatte, hatten sie dreißig Welten besiedelt und bestanden seit fast dreitausend Jahren. Als Zivilisation waren sie so extravagant wie nur sonst etwas im Langsam… Und natürlich hatte, bevor Pham Nuwen wiederbelebt wurde, niemand im Jenseits je davon gehört. Die Dschöng Ho war wie jede andere unter einer Million hoffnungsloser Zivilisationen Tausende von Lichtjahren tief im Langsam begraben. Nur mit viel Glück würden sie jemals ins Jenseits vordringen, wo Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit möglich waren.
Doch für einen dreizehnjährigen Jungen, der mit Schwertern und Kettenhemden aufgewachsen war, bedeutete die Dschöng Ho mehr Veränderung, als die meisten Lebewesen jemals erfahren. In ein paar Wochen wurde aus dem mittelalterlichen Fürstenspross der Schiffsjunge eines Sternenschiffs.
»Zuerst wussten sie nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Sie dachten daran, mich einzufrieren und beim nächsten Halt auszuladen. Was macht man mit einem Kind, das glaubt, es gebe nur eine Welt, und die sei eine Scheibe, mit jemandem, der sein Leben damit verbracht hat zu lernen, wie man mit einem Schwert herumhackt?« Er hielt abrupt inne, wie er es alle paar Minuten tat, wenn der Fluss seiner Erinnerungen in beschädigtes Gebiet strömte. Dann schnellte sein Blick auf Ravna zu, und sein Lächeln war so großspurig wie eh und je. »Ich war ein gemeines Tier. Ich glaube, zivilisierte Menschen machen sich keine Vorstellung, was es bedeutet, aufzuwachsen, wenn die eigenen Onkel und Tanten Mordpläne gegen einen schmieden und man selbst übt, ihnen zuvorzukommen. In der Zivilisation habe ich größere Schurken angetroffen – Kerle, die einen ganzen Planeten in die Pfanne hauen und das ›Versöhnung‹ nennen konnten –, aber was die schiere Verräterei in der nächsten Umgebung betrifft, geht nichts über meine Kindheit.«
Wenn sie Pham Nuwen so erzählen hörte, dann bewahrte nur blindes Glück die Besatzung vor seinen Ränken. In den folgenden Jahren lernte er, sich einzufügen, erlernte die zivilisierten Fertigkeiten. Ordentlich gezähmt, konnte er der ideale Schiffsmeister für die Dschöng Ho sein. Und viele Jahre lang war er es. Das Raumgebiet der Dschöng Ho enthielt ein paar andere Rassen und eine Anzahl von Menschen kolonisierter Welten. Bei drei Zehnteln Lichtgeschwindigkeit verbrachte Pham Jahrzehnte im Kälteschlaf, während er von Stern zu Stern flog, dann ein, zwei Jahre an jedem Haltepunkt, wo er mit Waren und Informationen Gewinn zu machen versuchte, die womöglich tödlich veraltet waren. Der Ruf der Dschöng Ho gewährte einen gewissen Schutz. »Politik kommt und geht, doch die Habsucht geht immer weiter«, war das Motto der Flotte, und sie bestand schon länger als die meisten ihrer Kunden. Selbst Religionsfanatiker wurden etwas vorsichtiger, wenn sie an die Vergeltung der Dschöng Ho dachten. Doch meistens waren es Geschick und Verschlagenheit des Schiffsmeisters, die die Lage retteten. Und wenige waren dem kleinen Jungen in Pham Nuwen gewachsen.
»Ich war fast der perfekte Kapitän. Fast. Ich wollte immer sehen, was jenseits des Raumes lag, über den wir Berichte hatten. Jedes Mal, wenn ich wirklich reich wurde, so reich, dass ich meine eigene Flottille ausrüsten konnte, ging ich irgendein verrücktes Risiko ein und verlor alles. Ich war das Jojo der Flotte. Einmal war ich Fünferkapitän, das nächste Mal programmierte ich die Instandhaltungssysteme auf so einer verdammten
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