Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
tatsächlich. Es gab eine Million Erklärungen, Tausende, die angeblich von den MÄCHTEN selbst stammten. Ravna vermutete, dass die wahre Erklärung die einfachste war: Intelligenz ist die Magd von Flexibilität und Veränderung. Vernunftlose Tiere können sich nur mit dem Tempo der natürlichen Evolution verändern. Wenn menschliche und ihnen entsprechende Rassen erst einmal mit der technischen Entwicklung begonnen hatten, erreichten sie die Beschränkungen ihrer jeweiligen Zone in ein paar tausend Jahren. Im Transzens kann die Übermenschlichkeit so schnell eintreten, dass ihre Schöpfer vernichtet werden. Da war es kein Wunder, dass die MÄCHTE selbst vergänglich waren.
    Es ergab also fast Sinn, eine elf Jahre alte MACHT ›den ALTEN‹ zu nennen.
    »Wir glauben, dass dieser ALTE eine Variante des Typ-73-Musters ist. Solche sind selten bösartig – und wir wissen, von wem er transzendierte. Momentan bereitet er uns aber erhebliche Scherereien. Seit zwanzig Tagen nimmt er für sich allein einen riesigen und wachsenden Anteil von Relais’ Bandbreite ein. Seit sein Schiff eingetroffen ist, ist er überall im Archiv und in unseren lokalen Netzen. Wir haben den ALTEN gebeten, unkritische Daten per Sternenschiff zu verschicken, doch er hat abgelehnt. Heute Nachmittag war es bisher am schlimmsten. Fast fünf Prozent von Relais’ Kapazität waren für seine Bedürfnisse gebunden. Und das Geschöpf sendet fast ebenso viel, wie es empfängt.«
    Das war in der Tat sonderbar, doch: »Er bezahlt doch noch für die Leistung, oder? Wenn der ALTE die besten Preise zahlen kann, was kümmert es Sie dann?«
    »Ravna, wir hoffen, dass unsere Organisation noch viele Jahre lang da sein wird, nachdem der ALTE wieder fort ist. Er hat uns nichts anzubieten, was diese ganze Zeit über taugt.« Ravna nickte. Es gab wirklich gewisse ›magische‹ Apparate, die hier unten funktionieren konnten, doch über längere Zeit war ihre Wirksamkeit zweifelhaft. Sie hatten mit einer Geschäftssituation zu tun, nicht mit einer Übung während eines Kurses in Angewandter Theologie. »Der ALTE kann leicht jedes Gebot aus dem Mittleren Jenseits überbieten. Doch wenn wir ihm alle Dienstleistungen zur Verfügung stellen, die er verlangt, fallen wir für den Rest unserer Kundschaft praktisch aus – und das sind die Leute, auf die wir uns in der Zukunft stützen müssen.«
    Anstelle seines Bilds erschien ein Bericht über Archivzugriffe. Mit dem Format war Ravna sehr vertraut, und Grondrs Klagen trafen ins Schwarze. Das Bekannte Netz war ein weit ausgebreitetes Etwas, eine hierarchische Anarchie, die Hunderte Millionen von Welten verband. Doch selbst die Hauptstränge hatten Bandweiten, als stammten sie aus der Frühzeit der Erde; ein Armband-Datio konnte in einem lokalen Netz mehr leisten. Darum fand der größte Teil der Archivzugriffe vor Ort statt – durch Medienfrachter, die das Relais-System besuchten. Nun jedoch… in den letzten hundert Stunden hatten die Fernzugriffe auf das Archiv sowohl an Anzahl wie auch an Umfang die lokalen übertroffen! Und neunzig Prozent dieser Zugriffe gingen auf ein einziges Konto – das des ALTEN.
    Grondrs Stimme fuhr aus dem Hintergrund fort: »Wir haben jetzt eben einen Basis-Transceiver für diese MACHT reserviert… Offen gesagt, wir können das nicht länger als ein paar Tage dulden; auf lange Sicht wird es einfach zu teuer.«
    Grondrs Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm. »Jedenfalls denke ich, dass das Geschäft mit dem Barbaren wirklich unsere geringste Sorge ist. Die letzten zwanzig Tage haben mehr als die letzten zwei Jahre eingebracht – viel mehr, als wir überprüfen und aufnehmen können. Unser eigener Erfolg bringt uns in Gefahr.« Er machte eine ironische Geste, die zugleich Lächeln und Stirnrunzeln bedeutete.
     
    Sie sprachen noch ein paar Minuten über Pham Nuwen, dann schaltete sich Grondr ab. Später unternahm Ravna einen Spaziergang über ihren Strand. Die Sonne stand schon am Achterhorizont, und der Sand war einfach nur angenehm warm für ihre Füße; die Docks beschrieben einmal in zwanzig Stunden in etwa vierzig Grad nördlicher Breite einen Kreis um den Pol. Sie ging nahe an der Brandung entlang, wo der Sand flach und nass war. Der Nebel von See drang feucht an ihre Haut. Der blaue Himmel direkt über den Weißwipfeln verfärbte sich rasch zu Indigo und Schwarz. Flecken von Silber bewegten sich dort oben, Agrav-Schweber, die Sternenschiffe in die Docks brachten. Das alles war so

Weitere Kostenlose Bücher