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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch nur einer saß, der die anderen warnen konnte. Eine Zeit lang glaubte er, sie würden irgendwie miteinander sprechen. Aber es war mehr als das: Wenn er zusah, wie sie seine Schuhe öffneten oder ein Bild zeichneten – die Köpfe und Mäuler und Pfoten arbeiteten so perfekt zusammen, wie die Finger an einer Hand. Jefri durchdachte die Dinge nicht derart ausdrücklich, doch nach einer Weile begann er, alle Welpen zusammen als einen einzigen Freund zu betrachten. Zur gleichen Zeit bemerkte er, dass Welpen seine Worte umstellte – und manchmal eine neue Bedeutung hervorbrachte.
    »Du ich spiel.« Die Worte klangen wie schlecht zusammengeklebt, aber für gewöhnlich folgte ihnen ein wildes Fangspiel rund um alle Möbel.
    »Du ich Bild.« Die Schiefertafel bedeckte den unteren Meter der Wand rings um den Raum. Sie war ein Anzeigegerät, wie Jefri in seinem Leben noch keins gesehen hatte: schmutzig, ungenau, weder ordentlich zu löschen noch zu speichern. Jefri liebte sie. Sein Gesicht und seine Hände – und die meisten Lippen von Welpen – waren mit Kreide beschmiert. Sie zeichneten einander und sich selbst. Welpen malte keine hübschen Bilder wie Jefri, seine Hundegestalten hatten große Köpfe und Pfoten, und die Körper waren ganz ineinander verwischt. Wenn er Jefri malte, waren die Hände immer groß, jeder Finger sorgfältig gezeichnet.
    Jefri malte seine Familie und versuchte, es Welpen verständlich zu machen.
    Tag für Tag fiel das Sonnenlicht von weiter oben auf die Wände. Manchmal war der Raum jetzt dunkel. Mindestens einmal täglich kamen Rudel, um mit Welpen zu reden. Das war eins von den wenigen Dingen, die die Kleinen von Jefri losreißen konnten. Welpen saß dann unter den Balkons und kreischte und krächzte hinauf zu den Erwachsenen. Es war ein Klassenzimmer! Sie ließen Rollen herab, damit er sie sich anschaute, und zogen die wieder hoch, die er gekennzeichnet hatte.
    Jefri saß schweigend da und beobachtete den Unterricht. Er zappelte, rief den Lehrern aber nichts mehr zu. Noch ein bisschen, und er würde mit Welpen richtig reden. Noch ein bisschen, und Welpen könnte für ihn herausfinden, wo Mutti und Vati und Johanna waren.
     
    Manchmal sind Schrecken und Schmerz nicht die besten Hebel; Betrug ist, wenn er funktioniert, die eleganteste und billigste Art der Manipulation. Nachdem Amdiranifani die Sprache der Pfahlwesen fließend sprach, ließ Stahl ihn eine Erklärung über den ›tragischen Tod‹ von Jefris Eltern und seinem Zuchtgeschwister abgeben. Das Flenser-Fragment hatte Einwände dagegen, doch Stahl wollte schnell die unangefochtene Kontrolle erlangen.
    Nun schien es, als könnte das Fragment Recht gehabt haben; er hätte wenigstens die Hoffnung aufrechterhalten sollen, dass das Zuchtgeschwister lebte. Stahl blickte ernst zu dem Amdiranifani-Experiment hinab. »Was können wir tun?«
    Das junge Rudel schaute vertrauensvoll empor. »Jefri ist so schrecklich traurig wegen seiner Eltern und seiner Schwester.« Amdiranifani benutzte viele Worte der Pfahlwesen, oft ohne Notwendigkeit: Schwester statt Zuchtgeschwister. »Er hat nicht viel gegessen. Er will nicht spielen. Es macht mich sehr traurig.«
    Stahl behielt die Loge auf der anderen Seite im Auge. Das Flenser-Fragment war dort. Es versteckte sich nicht, obwohl die meisten von seinen Gesichtern nicht vom Kerzenlicht erhellt wurden. Bisher war sein Problemverständnis hervorragend gewesen. Doch das Fragment hatte den starren Blick wie in alten Zeiten, als ein Fehler Verstümmelung oder Schlimmeres bedeuten konnte. Gut so. Der Einsatz war jetzt höher als je zuvor; wenn die Angst, die Stahl an den Kehlen gepackt hielt, ihm zum Erfolg verhelfen konnte, dann war sie willkommen. Er schaute aus der Loge hinab und legte auf alle seine Gesichter den Ausdruck zärtlichen Mitgefühls für den Kummer des armen Jefris. »Du musst nur dafür sorgen, dass es – er – versteht: Niemand kann seine Eltern oder Schwester wieder zum Leben erwecken. Aber wir wissen jetzt, wer die Mörder sind. Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, um uns gegen sie zu verteidigen. Sag ihm, wie schwer das ist. Holzschnitzerheim ist ein Reich, das seit Jahrhunderten besteht. In einem Kampf sind wir ihnen nicht ebenbürtig. Deshalb brauchen wir alle Hilfe, die er uns geben kann. Er muss uns beibringen, wie man das Schiff seiner Eltern benutzt.«
    Das Welpenrudel senkte einen Kopf. »Ja. Ich will es versuchen, aber…« Die drei Glieder bei Jefri machten tiefe

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