Ein Feuer Auf Der Tiefe
grunzende Töne. Das Fremde saß mit gesenktem Kopf da und hielt sich die tentakelbewehrten Pfoten vor die Augen. Das Geschöpf befand sich seit etlichen Tagen in diesem Zustand und wurde immer verschlossener. Nun schüttelte es heftig den Kopf und machte scharfe kleine Laute, höher als gewöhnlich.
»Jefri sagt, er weiß nicht, wie das Schiff funktioniert. Er ist nur ein kleiner…« Das Rudel suchte nach einer Übersetzung. »Er ist wirklich sehr jung. Wisst Ihr, so wie ich.«
Stahl nickte verständnisvoll. Es war eine offensichtliche Folge der Solo-Natur der Fremden, und dennoch unheimlich: Jedes von ihnen begann ganz als Welpe. Jedes von ihnen war wie Stahls experimentelle Welpenrudel. Das Wissen der Eltern wurde durch das Gegenstück zur Zwischenrudel-Sprache übermittelt. Das machte es leicht, das Geschöpf irrezuführen, war aber jetzt verdammt lästig. »Trotzdem, wenn es irgendetwas gibt, was er uns helfen kann zu erklären.«
Wieder Grunzen von dem Pfahlwesen. Stahl sollte diese Sprache lernen. Die Klänge waren einfach, diese armseligen Geschöpfe benutzten ihre Mäuler zum Sprechen, wie ein Vogel oder eine Waldschnecke. Vorerst war er von Amdiranifani abhängig. Vorerst war das in Ordnung, das Welpenrudel vertraute ihm. Noch ein Glückstreffer. Bei einigen wenigen von seinen neueren Experimenten hatte es Stahl mit Liebe versucht, statt mit Flensers ursprünglicher Kombination von Furcht und Liebe; es hatte eine schmale Chance gegeben, dass dies günstiger sein könnte. Mit einer Menge Glück war Amdiranifani in die Liebeskategorie geraten. Selbst seine Ausbilder hatten negative Stimuli vermieden. Das Rudel würde alles glauben, was er sagte – und das Pfahlwesen, hoffte Stahl, ebenfalls.
Amdiranifani übersetzte: »Da ist noch etwas; er hat mich schon früher danach gefragt. Jefri weiß, wie man die anderen Kinder« – das Wort bedeutete eigentlich ›Welpenrudel‹ – »im Schiff aufwecken kann. Ihr seht überrascht aus, mein Fürst Stahl?«
Obwohl er nicht länger voller Schrecken von monströsen Zusammenballungen von Verstand träumte, wollte Stahl vorerst keine weiteren hundert Fremden herumlaufen lassen. »Ich habe nicht gewusst, dass sie so einfach aufgeweckt werden können… Aber wir sollten es nicht jetzt gleich tun. Wir haben Mühe, Nahrung zu finden, die Jefri essen kann.« Das war wahr, das Geschöpf war ein unglaublich mäkliger Esser. »Ich glaube nicht, dass wir jetzt noch mehr ernähren könnten.«
Wieder Grunzen. Wieder scharfe Schreie von Jefri. Schließlich: »Da ist noch etwas, mein Fürst. Jefri glaubt, es könnte möglich sein, die Ultrawelle des Schiffes zu benutzen, um Hilfe von anderen solchen Wesen wie seine Eltern herbeizurufen.«
Das Flenser-Fragment schnellte aus den Schatten hervor. Ein paar Köpfe blickten hinab auf das Pfahlwesen, während andere bedeutungsvoll zu Stahl herüberstarrten. Stahl reagierte nicht, er konnte beherrschter als irgend ein lockeres Rudel sein. »Darüber muss ich nachdenken. Vielleicht könnt ihr mehr darüber sprechen. Ich möchte es nicht versuchen, bis wir sicher sind, dass das Schiff dabei keinen Schaden nimmt.« Das war schwach. Er sah, wie das Flenser-Fragment amüsiert eine Lippe verzog.
Während er sprach, übersetzte Amdiranifani. Jefri antwortete fast augenblicklich.
»Oh, das geht in Ordnung. Er meint einen besonderen Ruf. Jefri sagt, das Schiff hat sowieso Signale ausgesandt… ganz von selbst… die ganze Zeit seit der Landung.«
Und Stahl fragte sich, ob er jemals eine tödliche Drohung gehört hatte, die in so süßer Unschuld ausgesprochen wurde.
Sie fingen damit an, Amdi und Jefri draußen spielen zu lassen. Im Voraus war Amdi nervös, dass er hinausgehen sollte. Er war es nicht gewohnt, Kleidung zu tragen. Sein ganzes Leben – alle vier Jahre – hatte er in dem einen großen Raum verbracht. Er hatte über die Welt draußen gelesen und war neugierig, hinauszukommen, aber auch ein wenig ängstlich. Doch der Menschenjunge schien es zu wollen. Jeden Tag war er verschlossener gewesen, hatte leiser geweint. Meistens weinte er um seine Eltern und seine Schwester, manchmal aber auch, weil er so tief unten eingesperrt war.
Also hatte Amdi mit Herrn Stahl gesprochen, und jetzt kamen sie fast jeden Tag heraus, wenigstens in einen Innenhof. Zuerst hatte Jefri einfach dagesessen, ohne sich wirklich umzusehen. Doch Amdi entdeckte, dass es ihm draußen gefiel, und jedesmal brachte er seinen Freund dazu, ein wenig mehr zu
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